Silberstaub, "Donauwalzer" und neues Outfit

Gustavo Dudamel wird das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2017 dirigieren.
Dudamel freut sich auf die Zusammenarbeit mit den Philharmonikern: "Jetzt kann ich in Frieden sterben".

Das alte Jahr liegt in den letzten Zügen und damit steht das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Musikverein in den Startlöchern. Mit sieben Erstaufführungen, Silberstaub und Gustavo Dudamel als bisher jüngstem Dirigenten des Megaevents wird man wieder 50 Millionen Menschen weltweit zum neuen Jahr begrüßen.

Wenn er das Orchester ein so wunderbares Stück wie den "Donauwalzer" spielen höre, denke er sich über seinen ersten Einsatz als Neujahrskonzert-Dirigent: "Wenn ich das mache, kann ich in Frieden ins Paradies einziehen." Das dürfte dann aber doch noch eine Weile dauern, erfreut sich der 35-jährige Venezolaner doch bester Gesundheit, wenn auch nicht mehr mit durchgängig schwarzem Haupthaar, worauf die Philharmoniker scheinbar gewartet hätten, bevor sie ihm dieses Dirigat angeboten haben, scherzte der Maestro bei der Präsentation vor Journalisten: "Ich bin so glücklich, dass ich jetzt graue Schläfen habe." Zugleich sei sein Einsatz am Neujahrskonzert-Pult auch ein Symbol für eine ganze Generationen an jüngeren Menschen, dass alles möglich sei.

Silberstaub

Die Rollenverteilung beim Walzer-Event sei dessen ungeachtet eindeutig, zeigte sich Dudamel in Richtung von Philharmoniker-Vorstand Andreas Großbauer bescheiden: "Ich bin die Dame dieses Events - Ihr seid die eleganten Gentlemen, und ich folge Euch." Zugleich sind die Philharmoniker und der venezolanische Maestro keine Neulinge in der Zusammenarbeit, hat man doch schon 46 Konzerte bisher zusammen bestritten.

Entsprechend könne er schon jetzt sagen, dass es einen leicht südamerikanisch angehauchten Strauß im Konzert geben werde, versprach Großbauer: "Hier wird wahrscheinlich das rhythmische Element überwiegen" Hinzu kommen wieder einige Einlagen, kündigte der Philharmoniker-Vorstand an: "Von der Orgel herunter wird Silberstaub ins Publikum geblasen werden." Auch gebe es heuer wieder thematische Zusammenhänge im Programm, wenn etwa auf Johann Strauß' (Sohn) Walzer "Mephistos Höllenrufe" sogleich seine Polka "So ängstlich sind wir nicht!" folge. "Das finden wir in dieser Zeit eine gute und wichtige Botschaft", unterstrich Großbauer.

Eine weitere Gemeinsamkeit ist das soziale Engagement, ist Dudamel doch Spross des Jugendmusikprojekts El Sistema in seiner Heimat. 100.000 Euro an Einnahmen aus dem morgigen Vorkonzert gehen zu drei Viertel an "Licht ins Dunkel" und zu einem Viertel an das Philharmonikerhaus für Asylsuchende im niederösterreichischen St. Aegyd.

Mode und Übertragung

Aber auch Modefreunde werden diesesmal auf ihre Kosten kommen, sind die Philharmoniker doch anlässlich ihres 175-jährigen Jubiläums beim Neujahrskonzert erstmals im neuen Konzertoutfit zu sehen, das von Vivienne Westwood und Andreas Kronthaler entworfen wurde. Dieser "Philharmonic Suite" ist bei Konzerten untertags wie abends tragbar - mit kleineren Adaptionen wie einer Krawatte anstelle einer Fliege. Und für die Damen haben sich Westwood und ihr Partner an den Gehröcken des 18. Jahrhunderts orientiert. Das sei "eine Evolution, keine Revolution", zeigte sich Großbauer zufrieden mit dem Ergebnis.

ORF 2 und Ö1 übertragen wieder live ab 11.15 Uhr aus dem Goldenen Saal, wobei 17 Kameras und Barbara Rett als Moderatorin im Einsatz sind. 93 TV-Stationen weltweit übernehmen das Event aus Wien, was dem Konzert rund 50 Millionen Zuseher beschert. "Das Neujahrskonzert ist die größte Kulturproduktion der Welt", freute sich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz.

Bereits im Kasten sind seit dem Sommer ein Teil der Balletteinlagen, die heuer erstmals in der Hermesvilla im Lainzer Tiergarten sowie dem umgebenden Park gedreht wurden. Zehn Solisten des Wiener Staatsballetts haben dafür zu "Hereinspaziert" aus Carl Michael Ziehrers Operette "Der Schätzmeister" eine Choreografie von Renato Zanella umgesetzt. Hinzu kommen am 1. Jänner drei junge Paare, die live im Musikverein tanzen werden. Der Pausenfilm "Der Rhythmus von Wien" stammt heuer von Robert Neumüller und entführt in die Donaumetropole des 19. Jahrhunderts.

Und wer auch am Neujahrstag schon früh auf ist, für den bietet ORF 2 ab 9.05 Uhr Vorprogramm mit der Neujahrs-"matinee". Allzu lange müssen Neujahrskonzertfreunde dann auch nach dem Jahresauftakt nicht aufs Nachhören daheim warten. Sony Classical veröffentlicht bereits am 9. Jänner die CD und am 27. Jänner die DVD/Blu-Ray zum Event.

Im Folgenden das Programm:
Franz Lehar: Nechledil Marsch aus der Operette "Wiener Frauen"
Emile Waldteufel: Les Patineurs. Walzer, op. 183
Johann Strauß (Sohn): 'S gibt nur a Kaiserstadt, 's gibt nur a Wien. Polka, op. 291
Josef Strauß: Winterlust. Polka schnell, op. 121
Johann Strauß (Sohn): Mephistos Höllenrufe. Walzer, op. 101
Johann Strauß (Sohn): So ängstlich sind wir nicht! Polka schnell, op. 413
PAUSE
Franz von Suppe: Ouvertüre zur Operette "Pique Dame"
Carl M. Ziehrer: Hereinspaziert! Walzer aus der Operette "Der Schätzmeister", op. 518
Otto Nicolai: "Mondaufgang" aus der Oper "Die lustigen Weiber von Windsor" Chor: Wiener Singverein, Künstlerische Leitung: Johannes Prinz
Johann Strauß (Sohn): Pepita-Polka, op. 138
Johann Strauß (Sohn): Rotunde-Quadrille, op. 360
Johann Strauß (Sohn): Die Extravaganten. Walzer, op. 205
Johann Strauß (Vater): Indianer-Galopp, op. 111
Josef Strauß: Die Nasswalderin. Polka mazur, op. 267 [Arrangement Wolfgang Dörner]
Johann Strauß (Sohn): Auf zum Tanze! Polka schnell, op. 436
Johann Strauß (Sohn): Tausend und eine Nacht. Walzer nach Motiven der Operette "Indigo", op. 346
Johann Strauß (Sohn): Tik-Tak. Polka schnell, op. 365

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