Nestroy-Gala: Nussknacker, Spätentwickler, Liebe

Beste deutschsprachige Aufführung: „Faust“ in der Regie von Kušej (Bild: Bibiana Beglau, Werner Wölbern)
Trophäen für Nicole Heesters, August Diehl, Martin Kušej und Klaus Maria Brandauer.

Es war ein schwieriges Theaterjahr: Der Burg-Finanzskandal überschattete die Saison. Auch bei der Nestroy-Gala konnte man sich dem Thema nicht entziehen – obwohl es versucht wurde: Im Vorfeld wurde heftig um den Moderationstext des Kabarett-Trios "Wir Staatskünstler" gerungen. Thomas Maurer, Florian Scheuba und Robert Palfrader ließen sich scharfe Pointen über Burg, ORF und Politik aber nicht verbieten: So nannten sie die "kreative Buchführung" der Burg eine "neue Kunstform".

Nestroy-Gala: Nussknacker, Spätentwickler, Liebe
ABD0057_20141110 - WIEN - ÖSTERREICH: Preisträgerin Raphaela Möst (Bester Nachwuchs) am Montag, 10. November 2014, anl. der Verleihung "15. Nestroy - Der Wiener Theaterpreis" in der Wiener Stadthalle. - FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
Im Mittelpunkt stand aber die Kunst. Zurbesten Nachwuchsschaupielerin wurde Raphaela Möst für ihre Gestaltung der Agnes in "Die Geschichte vom Fräulein Pollinger" (Josefstadt) gewählt. Möst: "Bis jetzt habe ich nur Unfug gewonnen, etwa einen Nussknacker."
Nestroy-Gala: Nussknacker, Spätentwickler, Liebe
ABD0059_20141110 - WIEN - ÖSTERREICH: Preisträger Hans Kudlich (Beste Ausstattung) am Montag, 10. November 2014, anl. der Verleihung "15. Nestroy - Der Wiener Theaterpreis" in der Wiener Stadthalle. - FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
Den Preis für diebeste Ausstattung bekam Hans Kudlich für sein Bühnenbild zu Georg Büchners "Woyzeck" im Volkstheater. Sein Kommentar: "Endlich."

Das beste Stück schrieb laut siebenköpfiger Kritiker-Jury der Schotte David Greig: "Ereignisse" (Schauspielhaus).

Nestroy-Gala: Nussknacker, Spätentwickler, Liebe
ABD0062_20141110 - WIEN - ÖSTERREICH: Preisträger Peter Mati? (Beste Nebenrolle) am Montag, 10. November 2014, anl. der Verleihung "15. Nestroy - Der Wiener Theaterpreis" in der Wiener Stadthalle. - FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
In der Kategoriebeste Nebenrolle gewann Peter Matić für "Die letzten Tage der Menschheit" (Burg/Salzburg): "Ich muss ein Spätentwickler sein. Ich spiele über 50 Jahre und habe nie einen Theaterpreis gewonnen."

Die beste Bundesländer-Aufführung kommt aus Linz: Theater Phönix, Nestroys "Höllenangst" in der Regie von Susanne Lietzow: "Es ist schön, für einen Nestroy einen Nestroy zu bekommen."

Nestroy-Gala: Nussknacker, Spätentwickler, Liebe
ABD0068_20141110 - WIEN - ÖSTERREICH: Preisträger Peter Gruber (Spezialpreis) am Montag, 10. November 2014, anl. der Verleihung "15. Nestroy - Der Wiener Theaterpreis" in der Wiener Stadthalle. - FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
Gutes Stichwort: DerSpezialpreis ging nach Schwechat zu den Nestroyspielen. Peter Gruber sorgt dort seit Jahrzehnten für zeitgemäßes Sommertheater. Gruber dankte – Johann Nestroy.

Die beste Regie war in Graz zu erleben: Krystian Lupa zeigte am dortigen Schauspielhaus, wie man Thomas Bernhards Roman "Holzfällen" auf die Bühne bringt.

Nestroy-Gala: Nussknacker, Spätentwickler, Liebe
ABD0085_20141110 - WIEN - ÖSTERREICH: Preisträgerin Nicole Heesters (Beste Schauspielerin) am Montag, 10. November 2014, anl. der Verleihung "15. Nestroy - Der Wiener Theaterpreis" in der Wiener Stadthalle. - FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
Bester Schauspieler wurde Burg-Hamlet August Diehl: "Hier Theater zu spielen ist großartig!" Zurbesten Schauspielerin wurde Nicole Heesters als Vera in "Vor dem Ruhestand" (Josefstadt) gekürt: "Ich bin glücklich und erstaunt zugleich, denn ich wollte diese Rolle eigentlich nicht spielen..."

Der Nestroy für die beste Off-Produktion ging an Ed Hauswirths böse Groteske "Der diskrete Charme der smarten Menschen" im TAG (Wien-Gumpendorf). Intendant Ferdinand Urbach: "Bei uns werden die Schauspieler frisiert und nicht die Bilanzen."

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ABD0088_20141110 - WIEN - ÖSTERREICH: Preisträgerin Maria Happel (ORF III-Publikumspreis) am Montag, 10. November 2014, anl. der Verleihung "15. Nestroy - Der Wiener Theaterpreis" in der Wiener Stadthalle. - FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
DenPublikumspreis bekam Maria Happel: "Ich gestehe, das Publikum und ich – wir lieben uns."

Die beste deutschsprachige Aufführung war in München zu sehen, wo Intendant Martin Kušej am Residenztheater Goethes "Faust" inszenierte. Kušej nahm – wie Lupa und Greig – den Preis nicht persönlich entgegen.

Und dann gab es noch eine kabarettreife Vierer-Conference mit Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny und den sehr bissigen "Staatskünstlern".

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ABD0093_20141110 - WIEN - ÖSTERREICH: Preisträger Klaus Maria Brandauer (Lebenswerk) am Montag, 10. November 2014, anl. der Verleihung "15. Nestroy - Der Wiener Theaterpreis" in der Wiener Stadthalle. - FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
Höhepunkt des Abends war derLebenswerk-Preis für Klaus Maria Brandauer. Istvan Szabo – er drehte mit ihm den Oscar-prämierten Film "Mephisto" – formulierte als Laudatio eine Liebeserklärung an Brandauers Gesicht. Brandauer wandte sich an seine Kollegen: "Ich bin so gern dabei! Wir lieben uns – und, Maria, du hast ganz recht, das Publikum!"

Beste Schauspielerin
Nicole Heesters als Vera in "Vor dem Ruhestand" von Thomas Bernhard, Theater in der Josefstadt

Bester Schauspieler
August Diehl als "Hamlet", Shakespeare, Burgtheater

Beste Nebenrolle
Peter Matić für "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus, Salzburger Festspiele/Burgtheater

Beste Regie
Krystian Lupa für "Holzfällen" von Thomas Bernhard, Schauspielhaus Graz

Bester Nachwuchs
Raphaela Möst als Agnes in "Die Geschichte vom Fräulein Pollinger" von Horváth, Josefstadt

Beste Ausstattung
Hans Kudlich für "Woyzeck" von Georg Büchner, Volkstheater

Spezialpreis
Peter Gruber für die Nestroyspiele Schwechat

Beste Off-Produktion
"Der diskrete Charme der smarten Menschen", TAG

Beste Deutschsprachige Aufführung
"Faust", inszeniert von Martin Kušej/ Münchner Residenztheater

Beste Bundesländer-Aufführung
"Höllenangst", Regie: Susanne Lietzow,Theater Phönix Linz

Lebenswerk
Klaus Maria Brandauer

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