Natter: "Im idealen Museum angekommen"

Natter: "Im idealen Museum angekommen"
Tobias Natter ist neuer Chef des Leopold Museums, aber kein reicher Mann. Und setzt auf Kooperation und Zeitgenossen.

Zuerst war es "Liebe auf den ersten Blick", dann hat "sich das Hirn eingeschaltet", sagt Tobias Natter. Und meint die Verhandlungen über den Posten des museologischen Direktors des Leopold Museums. Die um einiges länger gedauert haben als erwartet. Nun aber ist es offiziell: Natter wird ab 1. Oktober, gemeinsam mit dem kaufmännischen Direktor Peter Weinhäupl, das Haus im MuseumsQuartier leiten. Und sieht sich "in einem für mich idealen Museum angekommen".

Natter ist für den Vorstand der "größte gemeinsame Nenner", sagt Vorsitzender Helmut Moser. Moser hatte im Juli durchblicken lassen, dass die Gehaltsvorstellungen ein Knackpunkt der Verhandlungen waren. Ein "reicher Mann" ist Natter nach eigenen Angaben nun nicht geworden. Sein Gehalt orientiere sich an dem, was er als Chef des Vorarlberger Landesmuseums (2006-2011) bekommen habe. Und die Vorarlberger seien "nicht bekannt dafür, das Geld beim Fenster rauszuwerfen", sagt Natter.

Erfahrung

Durchgesetzt hat sich der ehemalige Chefkurator des Belvedere gegen die "wunderbaren" Mitbewerber letztendlich wegen seiner kunsthistorischen Erfahrung, sagt Elisabeth Leopold. Und gibt Natter auch gleich einen Hinweis: "Sie haben großes Glück mit uns", ruft sie dem "lieben Natter" zu. Denn dessen Kodirektor Weinhäupl sei künstlerisch interessiert. In Zeiten knapper Budgets - das Leopold Museum budgetiert laut Weinhäupl mit 2,7 Millionen Euro - ein Vorteil.

Bei der Vertragsunterzeichnung am Montagabend gab Elisabeth Leopold Natter noch etwas mit: "Sparen Sie sich den Dank, ich will Taten sehen." Also schildert Natter am Dienstag seine ersten Pläne: Die globale Präsenz der Schiele-Sammlung zu stärken. "Ohne Berührungsängste" Kooperationen mit der "vitalen Wiener Museumslandschaft" einzugehen. Die Werke nationaler und internationaler Sammler zu zeigen. Die Fotoausstellungen weiterzuführen. Ebenso sollen die Bestände des "Sammlermuseums" mit zeitgenössischer Kunst zusammengebracht und so auf neue Fragestellungen hin untersucht werden. Natter sieht "kein Problem" in inhaltlichen Überlappungen mit anderen Museen, speziell im Bereich des 20. Jahrhunderts: "Solche Überschneidungen sind fruchtbar."

Raubkunst

In Restitutionsfragen will Natter den "Weg, den der Vorstand hier gewählt hat, mitgehen". Das Nicht-Bundesmuseum, das deshalb dem Restitutionsgesetz nicht unterworfen ist, gibt keine Raubkunstwerke zurück, sondern setzt auf finanzielle Vergleiche. Für Natter sind derartige Lösungen "gut und fair".

Und der designierte Direktor wünscht sich, dass Diethard Leopold bei Restitutionsfragen weiter involviert ist. Der Sohn von Rudolf Leopold hat das Museum rund ein Jahr lang intensiv mitgestaltet. Sein Resümee? "Zu Beginn war ich 100 Prozent Idealist", sagt er zum KURIER. "Jetzt bin ich auch zu mindestens 50 Prozent Realist."

Kommentare