Nach Aufregung: Düringer reagiert auf Filmprojekt-Vorwürfe

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"Herr Düringer geht in die Politik", so der Titel eines neuen Films, der mit öffentlichen Geldern unterstützt wird. Die Branche reagierte mit Staunen und Unverständnis. Düringer antwortet nun auf die Vorwürfe

Der Kabarettist und (Satire?)-Politiker Roland Düringer verwundert wieder einmal, diesmal nur indirekt: Denn das ÖFI (Österreichisches Filminstitut) hat seine aktuellen Förderzusagen publiziert und gefördert wird auch Düringers neues Dokumentarprojekt:

Nach Aufregung: Düringer reagiert auf Filmprojekt-Vorwürfe
Der Tenor in der Filmbranche: Darüber muss man reden. Da bis dato ja lediglich die Synopsis des Filmes bekannt ist, sei ein gewisser Grad Spekulation mit im Spiel, aber Insider sehen zumindest eine schiefe Optik: Es sieht nach einer Art indirekter Parteienfinanzierung mit öffentlichen Geldern aus.

"Das ist ein No-Go"

Es liefe darauf hinaus, dass sich Roland Düringer über die Filmförderung einen Werbefilm für seine politische Agenda und Partei, die im September 2016 beim Innenministerium hinterlegt wurde, finanzieren lasse. „Düringers Demokratieverständnis ist die eine Sache, aber seinen Ansichten aus Mitteln der Filmförderung zu mehr Breitenwirksamkeit zu verhelfen, ist ein No-Go“, sagt ein Filmemacher*.

Regie wird laut der ÖFI-Veröffentlichung zwar Florian Kehrer führen, wodurch eine gewisse „Gewaltenteilung” in den Raum gestellt werde, allerdings lege dessen bisherige Filmografie nahe, dass er keine kritische Distanz, sondern ein Naheverhältnis zu Düringer pflege – er führte bei Düringers Filmen „Die Viertelliterklasse“ und „Roland Düringer - 50 Jahre ungebremst“ Regie. Auch die ausführende Produktionsfirma e&a film scheint als E&A Public Relations GesmbH im Impressum von Düringers Website www.gueltigestimme.at auf.

Düringer schreibt Drehkonzept?

Die Tatsache, dass Düringers Name beim Drehkonzept angegeben ist, sei äußerst bedenklich. „Das ist unüblich, dass der Dokumentarfilmer sich von demjenigen, den er porträtiert, das Drehkonzept unterbreiten lässt“, sagt eine andere Stimme aus der Branche. Gerade im Bereich des Dokumentarfilmes sei eine kritische Distanz einzuhalten. „Vor allem wenn ein Politiker bei seinem eventuellen Einzug in den Nationalrat begleitet wird. Auch wenn Düringer es dann wahrscheinlich wieder als Satire abtut oder sich erneut auf das Kunstprojekt beruft, das ist alles sehr hinterfragenswürdig.“

Popularität ausnützen

Jemand, der tatsächlich eine Partei gegründet hat und noch nicht gewählt ist, dürfe seinen Popularitätsvorteil nicht auf diese Weise ausnützen. „Durch den Namen Düringer kann er sich das Geld abholen und sich so über die Förderung den Wahlkampf finanzieren lassen.“ Politische Satire könne man ja fördern, allerdings gehe sie in diesem Fall mit einer Parteigründung einher. „Sobald man tatsächlich am Herzen der Demokratie zu operieren beginnt, bewegt man sich auf einer anderen Spielwiese, wo automatisch strengere Regeln gelten müssen. Das liegt für mich auf der Hand“, sagt ein Brancheninsider.

Anständiges Budget

Wie konkret Budget und Filmkonzept aussehen, weiß man derzeit nicht. Die entsprechende Einreichung liegt üblicherweise nur der Produktionsagentur und dem Filminstitut vor. Branchenkenner vermuten allerdings, dass die 197.000 Euro vom ÖFI noch nicht alles sind. „Man braucht das Dreigestirn der österreichischen Filmförderung, um einen Kinofilm zu machen: ÖFI, ORF und den Wiener Filmfonds. Also gehe ich davon aus, dass das Projekt auch bei den anderen beiden Stellen vorliegt. Erhält Düringer dort ebenfalls Zusagen, sind es gesamt vermutlich rund 500.000 Euro, die er bekommt.“ Dieser Betrag sei ein anständiges Budget für einen österreichischen Kinodokumentarfilm.

Der Vorwurf der Wahlwerbung sei "Quatsch", sagt Roland Teichmann, Direktor des ÖFI, zum KURIER. "Das war sicher nicht unser Motiv bei der Förderungszusage." Es handle sich bei dem Film um ein Projekt, das sich mit Demokratie und Politik beschäftige, mit dem Prozess und dem Experiment dahinter. Zudem gebe es Momente, die bewusst inszeniert seien. Teichmann sehe den Film auch als Kunstprojekt. "Uns ist bewusst, dass die Grenze hier sehr schmal ist, aber wir haben uns entschieden, nicht kleinkariert zu denken."

Filmstart nach Wahl

Außerdem sei vonseiten des ÖFI die explizite Bedingung formuliert worden, dass der Film, im Falle einer tatsächlichen Produktion, erst nach der Nationalratswahl veröffentlicht werden darf. "Das war uns sehr wichtig", sagt Teichmann. Einige aufgebrachte Filmemacher sind jedenfalls der Meinung, Düringer müsse sich für so einen Film private Sponsoren suchen. „Es kann ja zudem nicht sein, dass hier öffentliche Gelder fließen, obwohl der Mann noch nie eine sinnvolle politische Idee formuliert hat.“

*Von den befragten Filmemachern möchte keiner namentlich genannt werden, die Abhängigkeit von „öffentlichen Töpfen“ sei ein Faktum und die Angst, wegen ihrer Kritik künftig keine Finanzierungen mehr zu erhalten, zu groß.

Düringer reagiert auf die Vorwürfe

G!LT sei keine wahlwerbende Partei, entgegnet Roland Düringer kurz darauf. "Dazu fehlt Entscheidendes: 2.600 Unterstützungserklärungen. Somit ist G!LT als Kunstprojekt zu betrachten, welches der politischen Kultur den Spiegel vorhält und sowohl die handelnden Personen innerhalb der Politik als auch die darüber berichtenden Medienvertreter sowie die Wähler in Frage stellt." Das Thema des Films laute „Ist es möglich, aus einem Pool von mehr als einer Million Nichtwählern, 2.600 Unterstützer zum Handeln zu bewegen und so G!LT auf dem Wahlzettel zu platzieren?“ und dies für die Nachwelt zu dokumentieren. Dazu sei es erforderlich, sein Gesicht zu zeigen, "wozu die zitierten Filmschaffenden offenbar nicht bereit sind", so Düringer. Erscheinen könne der Film erst lange, nachdem die Wahl geschlagen ist, somit könne es auch keine Wahlwerbung sein.

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