Mutis triumphaler Rückzug auf Raten

Mutis triumphaler Rückzug auf Raten
Kritik: Riccardo Muti und die Wiener Philharmoniker begeisterten in Salzburg mit Verdis "Requiem". Als Operndirigent wird der Neapolitaner sehr fehlen.

Die Salzburger Festspiele 2011 werden als musikalisch besonders erfolgreich in Erinnerung bleiben. Das liegt an den szenischen Opern-Neuproduktionen, bei denen die Wiener Philharmoniker bestachen. Das liegt aber auch am Konzertprogramm, bei dem die Wiener Philharmoniker zumindest bisher ebenso im Zentrum standen. Das Orchester spielt heuer in Salzburg auf einem Niveau, das selbst bei diesem grandiosen Klangkörper nicht selbstverständlich ist.

Nach bejubelten Konzerten mit Pierre Boulez und Christian Thielemann wurden die Wiener Philharmoniker nun im Großen Festspielhaus mit einem weiteren Maestro gefeiert: Mit Riccardo Muti für die Interpretation der "Messa da Requiem" von Giuseppe Verdi.

Dieses geistliche Werk, komponiert nach dem Tod des Schriftstellers Alessandro Manzoni und 1874 uraufgeführt, enthält ja durchaus opernhafte, also weltliche Elemente, ohne dabei aber je in Oberflächlichkeit zu verfallen wie etwa das "Stabat Mater" von Rossini, das zuletzt in Salzburg zu hören war. Für Muti, der am Opernpult ebenso zu überzeugen vermag wie bei Konzerten, ist dieses Meisterwerk geradezu ideal, um seine herausragenden Fähigkeiten auszuspielen.

Sein Rückzug verläuft triumphal

Für einen Live-Mitschnitt des Verdi-"Requiems" am Pult des Chicago Symphony Orchestra, dem er als Chef vorsteht, erhielt er zuletzt zwei Grammys. Mit den Wiener Philharmonikern und dem mächtigen Staatsopernchor kostet er die klanglichen Schönheiten, die berührenden Momente, die harmonischen Feinheiten voll aus, ohne je die sakrale Grundstimmung zu vernachlässigen. Eine zutiefst emotionale, intensive Aufführung.

Auch die vier Gesangssolisten trugen wesentlich zum Erfolg bei: Krassimira Stoyanova als fabelhafte Sopranistin mit glockenreinen Höhen, Olga Borodina als mitreißender Mezzo mit großem Ausdruck, Saimir Pirgu als toller lyrischer Tenor, den man gern auch in der "Così" gehört hätte, und Ildar Abdrazakov mit noblem Bass.

Muti wird noch am 26. und 27. 8. mit dem Orchester aus Chicago in Salzburg zu erleben sein. Für die Zukunft hat er bereits angekündigt, in Salzburg keine Oper mehr zu dirigieren - 40 Jahre seien genug. Als Leiter der Pfingstfestspiele wird er von Cecilia Bartoli abgelöst. Der Rückzug auf Raten, der mit Verdis "Macbeth" begonnen hatte, verläuft triumphal. Aber vielleicht überlegt Muti es sich ja noch einmal.

KURIER-Wertung: ***** von *****

Wr. Philharmoniker: Weitere Konzerte

Mariss Jansons:
Am 20. und 21. August steht Mariss Jansons, der 2012 zum zweiten Mal das Neujahrskonzert dirigieren wird, bei den Salzburger Festspielen am Pult der Wiener Philharmoniker. Auf dem Programm stehen "Petruschka" von Igor Strawinsky und "La Valse" von Maurice Ravel. Starpianist Lang Lang spielt das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 in Es-Dur von Franz Liszt.

Franz Welser-Möst:
Der Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper beschließt in Salzburg den Konzertzyklus der Wiener Philharmoniker. Er dirigiert am 25. und am 27. August Schuberts Streichquartett "Der und Tod und das Mädchen" (Bearbeitung für Streichorchester von Gustav Mahler) und Zemlinskys "Lyrische Symphonie in sieben Gesängen". Solisten: Christine Schäfer, Michael Volle.

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