Mut zu Meese

Jonathan Meese wird 2016 in Bayreuth Wagners "Parsifal" inszenieren. Damit beweisen die Wagner-Schwestern erneut Mut.

Vielleicht haben Sie ja auf dieser Seite das Interview mit Jonathan Meese gelesen. Meese, das ist jener Künstler, der gerade in der Wiener Galerie Krinzinger neue Gemälde und Skulpturen ausstellt; der in seinen Arbeiten immer wieder historisch belastete Symbole verwendet, um sie mithilfe der Kunst aus dem politischen Kontext zu reißen und dadurch zu entideologisieren; der für die Diktatur der Kunst eintritt und das, was wir unter Diktatur verstehen, also Gesellschaftsformen mit einem Führerprinzip, ad absurdum führen will.

Unterm Strich also: Einer der coolsten Typen, die es zurzeit in der Kunstszene gibt. Dieser Meese wird 2016 in Bayreuth Wagners „Parsifal“ inszenieren. Mit dieser Entscheidung beweisen die Wagner-Schwestern Katharina und Eva ebensolchen Mut, wie sie ihn schon mit der Wahl von Frank Castorf als „Ring“-Regisseur für 2013 gezeigt haben. In Salzburg hat Meese schon einmal ein Opern-Bühnenbild entworfen: Für die Rihm-Uraufführung „Dionysos“. Zuletzt gestaltete er in Paris die Bühne für die „Médée“ von Charpentier am Théâtre des Champs-Élysées. Das ist das Haus, das Dominique Meyer vor seinem Wechsel an die Wiener Staatsoper geleitet hatte.

Nun sind das freilich keine Repertoire-Theater, die Frage sei dennoch gestellt: Wo sind die Meeses an den Wiener Bühnen? Da lässt etwa die Volksoper lieber Marelli zum zweiten Mal innerhalb von 23 Jahren „Figaro“ inszenieren.

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