Und dann braucht so ein Festival immer: ein ordentliches Unwetter. Man kennt das ja auch von Kindergeburtstagen, Skikurs-Bunten-Abenden und Clown-Auftritten – wenn jemand nass wird, ist es lustiger.
Am zweiten Tag desNova Rock, beim Auftritt der Fantastischen 4, ist es soweit: Jener Gewitter-Herd, der sich schon den ganzen Nachmittag über im Grenzgebiet zwischen NÖ und der Steiermark herumgetrieben hat, beschließt spontan, nach Osten zu wandern und macht sich über dem Festivalgelände in Nickelsdorf breit. Anders gesagt: Es beginnt, beeindruckend heftig zu stürmen, zu blitzen und zu schütten.
Der typische Effekt tritt sofort ein: die Stimmung steigt. Denn Publikum und Band solidarisieren sich miteinander und versichern sich wechselseitig ihrer Bewunderung. Nach etwa 15 Minuten ist der Spuk vorbei und das Konzert geht unbefeuchtet weiter.
Die Fantastischen 4, das sei betont, hätten das Gewitter nicht gebraucht, um Erfolg zu haben. Ihr Auftritt ist schlicht perfekt: Hit auf Hit, druckvoll und präzise und inspiriert dargeboten, geschickt zwischen HipHop, Pop und Rock platziert. Diese Band ist beeindruckend gut in Form.
Danach kommen die Headliner des zweiten Tages, die unvermeidlichen Toten Hosen. Es wäre leicht, diese Band zu verspotten und als pathetisch, spießig und überraschungsarm zu beschreiben. Tatsache ist: Ihre Punkrock-Schlager haben stets Hitqualitäten, ihre Konzerte sind stets mitreißend und wecken Emotionen. Diesmal darf eine bemerkenswert furchtlose Marlene aus Gattendorf zur Band auf die Bühne und mit Campino „Paradies“ singen. Außerdem widmen sie „Nur zu Besuch“ einem verstorbenen Freund und „Steh auf, wenn du am Boden bist“ ihrem an Krebs erkrankten Ex-Schlagzeuger Wölli. Ein schönes Konzert.
Ambros
Im Anschluss kommt das vielleicht merkwürdigste Konzert das 11. Nova Rock: Wolfgang Ambros darf die Late-Night-Schiene bespielen. Und anders als bei seinen Vorgängern Scooter, David Hasselhoff und Otto Waalkes hat sein Auftritt nichts latent Komödiantisches an sich. Ambros wirkt nach Operationen an der Wirbelsäule körperlich stark geschwächt, in der Tat hat man ihn noch nie so verletzlich auf einer Bühne gesehen. Er wirkt unsicher, manche Ansagen klingen merkwürdig – etwa, als er betont, Georg Danzer habe „Lass mi amoi no d’Sunn aufgehn sehn“ „noch zu Lebzeiten“ geschrieben – logisch, als Toter wird er keine Lieder mehr komponiert haben.
Ambros steht trotz der späten oder eher frühen Stunde einem riesigen Publikum gegenüber, das von der ersten Minute an nach „Schifoan“ brüllt, setzt aber auf stille („Erste große Liebe“, „Bleib bei mir“) und rare Lieder („Schaffnerlos“, „Wem heut ned schlecht is“) und bringt erst zum Schluss die großen Hits wie „Zwickt’s mi“ oder „Zentralfriedhof“. Dennoch hören ihm Tausende bis zwei Uhr früh aufmerksam zu. Ein Phänomen.
Deutscher Pop trifft skandinavischen Metal
Während auf der ersten Bühne deutscher und österreichischer Pop dominierte (auch Kraftklub kamen bestens an), gehörte die andere dem skandinavischen Metal. In Flames erwiesen sich wieder einmal als brillante Live-Band, deutlich herzhafter agierend als auf ihren zuletzt immer kommerzieller werdenden Veröffentlichungen.
Nightwish sind die großen Stars im Genre Symphonic Metal. Typisch dabei ist, dass die Songs klassisch inspirierte Blähungen bekommen und dadurch Richtung Musical, „Herr der Ringe“-Filmmusik und Songcontest-Beitrag rutschen. Bei der Kernzielgruppe kam der Auftritt bestens an, Laufkunden zeigten sich dagegen eher amüsiert.
Im Vorfeld machten In Extremo und Papa Roach gute Stimmung.
Am Sonntag steht der Abschluss auf dem Programm – mit zwei hochgradig unterschiedlichen Masken-Bands: den Metal-Wüterichen Slipknot und den deutschen Kunsthandwerkern Deichkind.
Campingplatz, Teil 2
Erste große Liebe Mama Ignorantenstadl Bleib bei mir Schaffnerlos Wahre Liebe (Cover von Bob Dylans Love Minus Zero/No Limit) Herumlieg’n in der Sunn (Cover von The Kinks‘ „Sunny Afternoon“) Wem heut net schlecht is Die Kinettn, wo i schlaf Lass mi amoi no d’Sunn aufgehn sehn (Danzer-Cover) Gezeichnet fürs Leben A Mensch möcht i bleibn Da Hofa Die Blume aus dem Gemeindebau Langsam wachs ma zamm Zwickt’s mi Zentralfriedhof Schifoan
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