"Der Feminismus gab mir viel Kraft"

epa03736089 British singer Kate Nash performs on stage during the music festival 'Rock am Ring' at the Nuerburgring in Nuremberg, Germany, 07 June 2013. The three-day event takes place at the motorsports racetrack and is considered to be Germany's biggest open air rock festival. EPA/Daniel Karmann
Kate Nash tritt am 13. Juli beim "Harvest Of Art Festival" in Wiesen auf. Die Britin im Interview.

Mit den Arctic Monkeys, Bloc Party und Get Well Soon bietet das "Harvest Of Art"-Festival, das am 13. Juli im Festival-Zelt von Wiesen stattfindet, auch in seiner zweiten Auflage wieder Spitzen-Acts der Alternative-Szene. Einer der Headliner ist heuer die Britin Kate Nash, die nicht nur ihr neues Album "Girl Talk“" sondern auch ihre kompromisslose Einstellung ins Burgenland mitbringt.

Warum haben Sie Ihr neues Album „Girl Talk“ in Los Angeles aufgenommen?

Kate Nash: Ich musste dringend aus London raus, und ich wollte mit Produzent Tom Biller arbeiten, der dort lebt. Ich wohnte während der Aufnahmen in einer Art Schloss in Echo Park, das einem Antiquitäten-Sammler gehört. Das war unglaublich inspirierend. Man konnte in der Früh rausgehen und frische Grapefruits vom Baum pflücken. Und im großen Ballsaal, wo ich aufnahm, war ich umgeben von ausgestopften Tieren. Es gab einen Tiger, einen Wolf, einen Eisbären und einen Gepard.

Sie klingen auf „Girl Talk“ punkiger und wütender als bisher. Wie kam es dazu?

Ich bin als Person nicht wütender, als ich immer war. Ich war immer schon sehr leidenschaftlich bezüglich der Dinge, die mir am Herzen liegen oder gegen den Strich gehen. Aber davor hatte ich eine sehr schwere Zeit, sowohl auf persönlicher als auch auf beruflicher Ebene. Ich machte eine schmerzhafte Trennung durch und wurde dann noch von meiner Plattenfirma rausgeschmissen.

Warum das?

Vermutlich, weil ich mich nicht kontrollieren lasse. Weil ich mich weigere, mich so anzuziehen, wie sie das wollen, oder Songs aufzunehmen, die ich nicht will. Aber noch eines zu dem neuen Sound: Ich habe auch gelernt, Bass zu spielen. Das war sicher auch ein großer Einfluss.

In Ihren Songs geht es oft um Feminismus...

Ich sehe mich auch als Feministin. Das liegt daran, dass meine Mutter uns dazu erzogen hat, aufgeschlossen für alles zu sein und selbstbewusst für unsere Überzeugungen einzustehen. Sie hat uns immer in politische Diskussionen verwickelt und jede unserer Meinungen kritisch hinterfragt. Und als ich dann in die Musikindustrie kam, wurde ich mit starken sexistischen Tendenzen konfrontiert. Der Feminismus gab mir da viel Kraft.

Wie haben sich die sexistischen Tendenzen geäußert?

Oh, da gab es so viel dummes Zeug. Sie sagten, ich wäre zu fett, zu hässlich. Und in den Medien druckten sie Fotos, wo sie meine Akne heraushoben und mit Pfeilen darauf zeigten. Außerdem schreiben die Medien über Musikerinnen immer in einem so herablassenden Ton – weit mehr als bei Männern. Und einmal durfte ich nicht zu einer Awards-Verleihung, weil ich den Ruf habe, „schwierig“ zu sein. Trotzdem werde ich meinen Mund nicht halten.

Wie auch in Bezug auf die russische Punkband Pussy Riot, die sie nach der Verhaftung mit einem Brief an Präsident Putin unterstützt haben.

Genau. Denn ich fand, dass ihr Protest in der Kirche eine Frage des Geschmacks und nicht des Gesetzes war. Und dass die Gesetze dort nichts taugen.

INFO
Das Harvest Of Art 2013 findet am 13. Juli im Festival-Zelt von Wiesen statt. Karten gibt es unter www.musicticket.at.

Einstimmung
Zum Aufwärmen für das „Harvest Of Art“ in Wiesen gibt es heuer am 5. Juli ein Open-Air in der Wiener Arena, das ebenfalls mit Top-Acts der Indie-Szene besetzt ist: Calexico kommen wieder einmal nach Wien und haben ihre Sommer-EP „Maybe On Monday“ im Gepäck. Einerseits will das Musikerkollektiv um Sänger und Gitarrist Joey Burns und Drummer John Convertino damit die Evolution dieses Songs aus dem jüngsten Calexico-Album „Algiers“ dokumentieren, andererseits den Fans mit Cover-Versionen von Songs von Elvis Costello, The Call und The Replacements einen Mehrwert bieten.
Ebenfalls beim „Harvest Of Art“-Warm-Up: Amanda Palmer & The Grand Theft Orchestra. Die Königin des Crowdfundings stellt mit ihrer Band in der Arena ihr jüngstes Album „Theatre Is Evil“ vor, das sie sich voriges Jahr von den Fans vorfinanzieren ließ und dafür innerhalb kürzester Zeit erstaunliche 1.192.793 Dollar generieren konnte.
Dazu kommen noch Auftritte des britischen Newcomers Jamie N Commons, der seinen Stil zwischen Blues, Rock und Folk angesiedelt hat, und von Depedro. Die Spanier verschmelzen Reggae, Blues, Salsa und Worldmusic zu einem sonnigen Sommer-Sound.
Die Highlights in Wiesen
Im „Rancho de la Luna “-Studio in Amerikas Joshua-Tree-Nationalpark nehmen die Arctic Monkeys zur Zeit ihr nächstes Album auf. Über den Sound verraten sie aber noch nichts, denn es soll erst Ende des Jahres erscheinen. Allerdings geht die britische Band um Sänger Alex Turner ab Ende Juni auf Festival-Tour und kommt dabei als einer der Headliner zum „Harvest Of Art“-Festival in Wiesen. Dabei wird die Indie-Rock-Truppe sicher auch schon ein paar der neuen Songs vorstellen.
Eine etwas härtere Gangart schlagen in Wiesen sicher Bloc Party ein. Denn mit dem Ende vorigen Jahres veröffentlichten Album „Four“ machten Sänger Kele Okereke und seine Truppe einen deutlichen Schritt in Richtung rockige, wuchtige Gitarrenriffs.
Den Gegenpol dazu – und zum neuen, punkig angehauchten Sound von Kate Nash – bietet Get Well Soon. Das Musikprojekt des Deutschen Konstantin Gropper ist verträumter, spielt mit sanfteren Tönen, komplexen Arrangements und starken Einflüssen aus der Filmmusik.
Aus Dänemark kommen The Eclectic Moniker, die ihren Indie-Pop mit Calypso mischen und in ihrer Heimat für fulminante Live-Auftritte bekannt sind. Youth Lagoon, das Projekt des amerikanischen Singer/Songwriters Trevor Powers, und Giantree aus Wien vervollständigen das Line-Up des heurigen „Harvest Of Art“.

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