"Schikaneder"-Musical: Stets lustig, heißa, hopsassa

Mark Seibert spielt im Raimundtheater Emanuel Schikaneder, der wie Mozart Freimaurer war und das Libretto zur „Zauberflöte“ schrieb
"Schikaneder" behandelt Leben und Lieben des "Zauberflöten"-Autors und ersten Papageno.

Diese Uraufführung, die insgesamt zwölfte in der Geschichte der Vereinigten Bühnen Wien, ist wesentlich anders konzipiert als die meisten davor und hat durchaus Potenzial, ein Erfolg zu werden (was im Falle von Musicals ja immer auch mit kommerziellem Erfolg verbunden ist).

"Schikaneder", das nach einigen Voraufführungen ab Freitag offiziell im Raimundtheater zu hören ist, wird von keiner Rockband gespielt wie so viele andere Musicals. Im Orchestergraben sitzen 31 Musikerinnen und Musiker – dieser klassische Klangkörper ist eindeutig eine Referenz an "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart, zu der Emanuel Schikaneder, der Uraufführungs-Papageno, das Libretto schrieb. Bei der "Zauberflöte" waren es 35 Musiker.

Theatermann

"Schikaneder" behandelt einen zutiefst wienerischen Stoff: Die Lebens- und Liebesgeschichte des laut Musical-Intendant Christian Struppeck "größten Theatermannes des 18. Jahrhunderts", der 220 Stücke schrieb, dem Ausstattungstheater wichtig war und der, falls man Struppeck beipflichtet, eine Art Aufbereiter des Musicals war. "Er hat das Geld beim Fenster hinausgeworfen, damit es bei der Tür wieder hereinkommt."

"Schikaneder" ist opernaffiner als andere Musicals angelegt, der Untertitel lautet "Die turbulente Geschichte hinter der ,Zauberflöte’". Wenn dieses Werk in anderen Ländern zu sehen sein wird, sollte man vielleicht doch mit der "Zauberflöte" im Haupttitel spielen, weil diese ja doch etwas bekannter ist als Schikaneder selbst.

"Schikaneder" wird in einem Bühnenbild gespielt, das an die Mozart-Zeit erinnern soll (dass die Kostüme auf den ersten Blick sehr traditionell wirken, hat wohl auch damit zu tun).

"Schikaneder" verfügt über eine richtige Ouvertüre. Und man wird noch viele andere Gründe finden, warum es sinnvoll ist, dieses Sujet in Wien als neues Musiktheaterstück auszuprobieren.

Die Idee dazu stammt von Struppeck, der dem damaligen Chef der Vereinigten Bühnen, dem heutigen Kulturminister Thomas Drozda, noch vor seiner Bestellung zum Intendanten davon erzählte. Struppeck selbst schrieb das Buch (und bekommt dafür übrigens keine Extra-Gage). Komposition und Liedtexte stammen vom dreifachen Oscar-Gewinner Stephen Schwartz, der auch "Wicked" oder "Pocahontas" in Noten setzte. Struppeck: "Ich habe ihn angefleht, das zu machen. Solche Leute müssen ja richtig Lust darauf haben." Regisseur ist Trevor Nunn, der Hits wie "Cats" oder "Les Misérables" als erster auf die Bühne gebracht hatte. Das Leading Team ist also hochkarätig.

Hallodri

Mark Seibert spielt und singt Schikaneder, Milica Jovanović seine Frau Eleonore. Struppeck bezeichnet die beiden als Power-Paar, wie Liz Taylor und Richard Burton oder (bis vor Kurzem) Brangelina. Eleonore hatte ihren Mann, einen Hallodri, verlassen, nachdem der sich wieder einmal anderswo vergnügt hatte. Sie brannte mit einem Jüngeren aus der Schauspieltruppe durch, der starb jedoch bald an Schwindsucht. Als es dann um die Leitung des Theaters auf der Wieden (wo "Die Zauberflöte" 1791 uraufgeführt wurde) ging, musste sie Emanuel auf Drängen der Theatertruppe zurückholen, weil nur er eine Theaterlizenz hatte. Ohne diese Versöhnung wäre es also nicht nur "Zauberflöte" gekommen.

Das Stück beginnt im Uraufführungsjahr 1791, geht dann zurück ins Jahr 1770, als sich die Schikaneders kennen lernten. Mozart kommt als Figur nicht vor. Tamino, die Königin der Nacht oder Monostatos sieht man auf der Bühne. Gibt es musikalische Zitate von Mozart? "Mozart schwebt als Genie über der Komposition", sagt Struppeck. Sich mit ihm anzulegen, wäre aber freilich zu kühn.

Hintergrund: Emanuel Schikaneder

Schauspieler, Sänger, Dichter und Theaterdirektor – Emanuel Schikaneder (1751–1812) war bei weitem nicht nur der Librettist von Wolfgang Amadeus MozartsZauberflöte“.

Aufgewachsen als Halbwaise in Augsburg zog es Schikaneder früh zu einer theatralischen Wandergruppe, mit der 1780 auch in Salzburg gastierte und dort Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart kennenlernte. Schikaneder war zudem mehrfach Direktor des Augsburger Theaters, dort ehelichte er 1777 auch Eleonore.

Ab 1785 spielte er im Kärntnertortheater und am damaligen Burgtheater. Nach einem künstlerischen Abstecher nach Regensburg kehrte Schikaneder wieder nach Wien zurück, wo 1787 das Freihaustheater auf der Wieden errichtet worden war. 1791 fand dort die Premiere der „Zauberflöte“ statt. Schikaneder selbst spielte den Papageno. Die Erfolge brachten so hohe Einnahmen, dass Schikaneder ein neues Theater auf der anderen Seite des Wienflusses, das Theater an der Wien, erbauen konnte.

Das Theater an der Wien wurde mit einer Schikaneder-Oper eröffnet, er selbst war dort Direktor bis 1804, bis 1812 gehörte ihm übrigens das Lehár-Schikaneder-Schlössl in Nussdorf. Aufgrund einer kriegsbedingten Geldabwertung verlor er 1811 sein gesamtes Vermögen. Schikaneder starb 1812 in völliger geistiger Umnachtung in Wien.

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