mumok: Ein homoerotischer Kunst-Quickie

Casey Spooner von Fischerspooner in seiner Wohnung in New York.
Fischerspooner zeigen im mumok die Installation "Sir" – ein Vorgeschmack auf ihr neues Musikalbum.

Wer in den Nullerjahren in die Disco ging, kam an Fischerspooners Hit "Emerge" nur schwer vorbei. Die Produzenten hinter diesem veritablen Club-Feger mit der einprägsamen Synthesizermelodie waren Warren Fischer und Casey Spooner, die das Kunst-, Musik- und Performanceprojekt 1998 in New York ins Leben riefen. Sie wollten damit die zugeknöpfte wie elitäre Kunstszene aufmischen, was ihnen auch phasenweise gelang.

Fischerspooners Debütalbum "#1", das auf DJ Hells Label "International Deejay Gigolos" veröffentlicht wurde, war zwar eine willkommene Abwechslung zur damaligen etwas farblosen Zeit. Aber danach folgten Platten, die keiner wirklich brauchte. Und so verschwand das US-Electropop-Duo von der Bildfläche – bis vergangenen Freitag. Denn da wurde im mumok eine Ausstellung mit dem Titel "Sir" eröffnet. Dabei handelt es sich um ein neues Fischerspooner-Projekt, das hauptsächlich von Casey Spooner vorangetrieben wird. Im Mittelpunkt stehen dabei intime Aufnahmen von Männern, die den Ausstellungsraum in eine Kammer homoerotischer Inszenierung verwandeln: Durchtrainierte Toyboys posieren nackt, nehmen ein Schaumbad oder rekeln sich im Bett.

mumok: Ein homoerotischer Kunst-Quickie
Fischerspooner/© Yuki James

Kernstück

Es sind Freunde, Liebhaber und anonyme Kontakte aus dem Internet, die Casey Spooner in seine ehemalige New Yorker Wohnung zum Feiern und Abhängen einlud.

Die Aufnahmen, die noch bis 29. Oktober im mumok zu sehen sind, stammen vom Fotografen Yuki James und könnten auch Teil eines fiktiven Schwulenpornos mit schlüpfrigem Titel sein. Kernstück des Kunst-Quickies ist ein Musikvideo, das in Zeitlupe und rückwärts abgespielt wird. Es zeigt Casey Spooner beim erotischen Tanz mit einem Spielgefährten im Bett. Aber keine Sorge: alles jugendfrei.

Die Fischerspooner-Schau "Sir" ist nur ein Teil des dreiteiligen Gesamtkunstwerks, das durch das im Herbst veröffentlichte, gleichnamige Musikalbum und den Katalog zur Ausstellung komplettiert wird.

Info: Fischerspooner: "Sir" – noch bis 29. Oktober im mumok. Zur Finissage präsentiert das Electro-Pop-Duo das neue Album im Rahmen eines Konzerts.

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