"Rock ist die wahre Religion" - Lemmy Kilmister ist tot

Kilmister bei einem Konzert in der Schweiz im Jahr 2013.
Drogen, Alkohol und endlose Frauengeschichten - die Metal-Legende wurde 70 Jahre alt.

Trotz - oder wegen? - Drogen, Alkohol und endlosen Frauengeschichten schien Motörheads Frontmann mit dem verwegenen Piratenbart unverwüstlich. Nach einem exzessiven Rock'n'Roll-Leben stirbt Lemmy Kilmister im Alter von 70 Jahren.

40 Jahre lang machte Lemmy Kilmister seinem Image als ausschweifende Metal-Legende alle Ehre: Drogen, Alkohol, Frauen - nichts ließ er aus. Doch dann wurde Diabetes diagnostiziert, er bekam einen Defibrillator gegen Herzprobleme eingesetzt, und schließlich setzte ihm sogar die Höhenluft bei manchen Konzerten zu: Mit einem simplen "I can't do it" brach Kilmister 2015 eine Reihe von Auftritten in den USA ab - obwohl er schon seinen Zigarettenkonsum auf mickrige zwei Stängel pro Tag zurückgefahren hatte, von seinem Markenzeichen - einer Flasche Whiskey täglich - auf Wodka umgestiegen war und regelmäßig auf seinem Heimfahrrad radelte.

Lemmys berühmte Sprüche

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A man from Hungary shows his tattoo of Kilmister t
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Lemmy performs during the 24th Wacken Open Air Fes
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GERAMNY MOTORHEAD KLIMSTER

Erst vor wenigen Tagen von Krebs erfahren

"Ich war immer gesund, abgesehen von Drogen und Alkohol", scherzte er gerne. Wie seine Band in der Nacht auf Dienstag mitteilte, starb Lemmy Kilmister nun im Alter von 70 Jahren an einem Krebsleiden, von dem er erst am 26. Dezember erfahren hatte. Der Motörhead-Frontmann hinterlässt zwei Söhne.

Ian Fraser Kilmister - wie Lemmy wirklich hieß - wurde am Heiligen Abend 1945 geboren und wuchs, übrigens wie Pop-Superstar Robbie Williams, im britischen Stoke-on-Trent auf. Schon als Teenager machte er sich einen Namen als Frauenheld: Er schleppte eine Gitarre mit in die Schule, um die Mädchen zu beeindrucken - und es wirkte. Obwohl er damals noch nicht mal spielen konnte.

"Nur" 1000 Frauen abgeschleppt

Im Interview mit der B.Z. räumte er allerdings mit dem Gerücht auf, dass er angeblich mit 2000 Frauen geschlafen habe. Tatsächlich waren es nur 1000. "Und wenn du die auf all die Jahre umrechnest, ist das auch nicht mehr als eine pro Woche. Also keine absurde Zahl", sagte Lemmy.

Die Frau fürs Leben fand der zynische Pfarrerssohn nie - vielleicht nicht ganz verwunderlich: "Ich glaube, Liebe ist Verliebtheit, die zur Gewohnheit wird, weil die Leidenschaft nicht anhält", sagte er einst der britischen Zeitung Observer. "Man gewöhnt sich an Menschen, und das finde ich tödlich - ich mag überrascht werden."

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epa04352469 British musician Ian 'Lemmy' Kilmister of the band Motorhead performs on the main stage at the Rock Oz'Arenes festival in Avenches, Switzerland, 13 August 2014. The festival runs until 17 August. EPA/ANTHONY ANEX
Bis ins hohe Alter tourte der Sänger und Bassist mit seiner Band und veröffentlichte regelmäßig neue Platten. Doch Motörheads größter Hit liegt schon einige Jahrzehnte zurück: "Ace of Spades" von 1980. "Wir spielen immer noch Rock'n'Roll, nur sehr schnell und sehr laut. Es kotzt immer noch die Eltern an, das ist die Hauptsache. "'Mach diese Scheißmusik aus', das wollen wir hören."

Seit 1975 stand er mit Motörhead für harten, ehrlichen und vor allem möglichst lauten Rock. "Rock'n'Roll Music is the true religion", heißt es auf dem Album "The Wörld is Yours" - und darum geht es, nicht mehr und nicht weniger. Erstaunlich dabei ist, wie wenig die Zeit dem Sound der britischen Rocker anhaben konnte. Auch auf den neuesten Alben zeigten sich Lemmy und seine Bandkollegen Mikkey Dee und Phil Campbell nach wie vor unbeeindruckt von äußeren Einflüssen.

Musik-Phänomen

Motörhead waren nicht einfach nur irgendeine Band. Sie waren ein pophistorisches Phänomen und eine der großen musikalischen Konstanten der letzten Jahrzehnte. Trends und Moden interessierte das Trio nie. Motörhead selbst gaben die Richtung vor. Sie waren die Referenz, statt sich selbst Vorbilder zu suchen. Aus astreinem Rock, Metal und einer gewissen Punk-Attitüde, die sich in garstiger Schnelligkeit und einer gewissen Portion Dilettantismus zusammensetzte, schufen Motörhead etwas Ureigenes.

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Phil Campbell, left, Lemmy Kilmister, centre, and Mikkey Dee, of Motorhead, arrive for the Classic Rock Roll Of Honour Awards at the Roundhouse venue in Camden, north London, Tuesday, Nov. 13, 2012. (Photo by Joel Ryan/Invision/AP)
Ob man die Briten nun Punkrocker, Rocker oder Metaller nennen will, bleibt eigentlich jedem Fan selbst überlassen - eigentlich sind sie einfach nur Motörhead. "Wir haben keine besonderen künstlerischen Scheiß-Tricks auf Lager", meinte Lemmy einmal, der vor allem eines nicht wollte: sein Publikum langweilen.

Trauer bei Musikerkollegen

Freunde, Wegbegleiter und Kollegen haben bereits in der Nacht auf Dienst in sozialen Netzwerken von Motörhead-Frontman Lemmy Kilmister Abschied genommen. "Ich habe heute einen meiner besten Freunde verloren", schrieb Black-Sabbath-Sänger Ozzy Osbourne bei Twitter. "Er wird sehr fehlen. Er war ein Krieger und eine Legende. Ich werde Dich im Jenseits sehen."

Der Mitbegründer der Rockband Kiss, Gene Simmons, schrieb bei dem Kurznachrichtendienst: "Lemmy: Ruhe in Frieden, mein Freund." In Deutschland verabschiedete sich als einer der ersten Künstler Thees Uhlmann von Kilmister: "Nachbar: "hier Platte!" ich: "motörhead-HAMMERSMITH?" er: "ja!" danach war alles für immer anders", schrieb der Musiker bei Twitter.

  • Kilmister war Roadie bei Jimmy Hendrix, brachte Sid Vicious (Sex Pistols) das Bassspielen bei.
  • Bekannt für exzessiven Alkoholkonsum, probierte nach eigenen Angaben jede Droge außer Heroin.
  • Will mit etwa 1000 Frauen geschlafen haben.
  • Besaß eine riesige Sammlung von Nazi- und Zweiten-Weltkriegs-Devotionalien, hatte großes Interesse an Geschichte, speziell am Zweiten Weltkrieg.
  • Kommt aus dem selben Ort wie Robbie Williams: Burslem in Stoke-on-Trent. Auch Ex-Guns N' Roses-Gitarrist Slash lebte zwischenzeitlich dort.
  • Wurde aus der Band Hawkwind geworfen, weil er an der kanadischen Grenze mit Speed erwischt worden war, gründete daraufhin Motörhead.
  • Diverse Nebenrollen in Filmen (u.a. "Eat The Rich", Motörhead lieferten dazu den Soundtrack).
  • Saß bei Interviews häufig vor einem Spielautomaten.
  • Großer Fan der Beatles, von Little Richard und Chuck Berry.
  • Hasste es, wenn Motörhead als Heavy-Metal-Band bezeichnet wurde, er bezeichnete Motörhead immer als dreckige Rock'n'Roll-Band. (Legendärer Spruch zur Begrüßung des Publikums: "We are Motörhead, and we play Rock'n'Roll").
  • War nie verheiratet, hat zwei Söhne.

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