Exzentrisch und eigenwillig wie immer: Morrissey

© APA/EPA/ETTORE FERRARI

Morrissey im Wiener Konzerthaus: Jeder Tag ist Sonntag

Morrissey im Wiener Konzerthaus: Jeder Tag ist Sonntag

Kein Fleisch, dafür anderthalb Stunden Morrissey standen am Freitagabend auf der Konzerthaus-Karte.

von Mathias Morscher

10/25/2014, 11:48 AM

Hat er wirklich Krebs?“ hört man Freitagabend vor dem Konzert von Morrissey im Wiener Konzerthaus öfter. Genau weiß das wohl nur der Mozzer selbst, jemand aus seiner Tour-Entourage sagt dazu aber: „Nein, das war ein Übersetzungsfehler in den spanischen Medien“. Es stimme, dass er mehrfach biopsiert wurde, aber um Krebs auszuschließen. Offiziell ist das freilich nicht, aber es ist dem britischen Musiker zu wünschen. Beim Konzert spürt man auf jeden Fall nichts von einer Erkrankung.

Um halb neun betritt der 55-jährige Dandy im feinen weißen Zwirn die Bühne und stimmt nach einem „Guten Abend“ den Smiths-Klassiker „The Queen Is Dead“ an, während über die Band selbige, noch immer lebendige Queen mit ausgestreckten Stinkefinger projiziert wird. Es folgt „World Peace Is None Of Your Business“ vom gleichnamigen Album, das an diesem Abend im Mittelpunkt des musikalischen Geschehens steht. Insgesamt 19 Songs bekommen die Besucher des ausverkauften und natürlich fleischfreien Konzerthaus zu hören. Akustisch leider nur mittelmäßig, der Große Saal ist eben nicht für Verstärker gemacht.

Klatschen oder weinen?

Den Fans ist das egal. Sie hängen an Morrisseys Lippen, während dieser gemächlich mit seiner einnehmenden Bühnenpräsenz von einer Seite zur anderen wandelt und tanzt, sein Mikrofon schwingt und seine eigenwillige, aber noch immer großartige Stimme erklingen lässt. Natürlich geht es nur um ihn, das Scheinwerferlicht der reduzierten Bühnenausstattung strahlt stets auf ihn, die Band – perfekt eingespielt - bildet nur den musikalischen Rahmen.

Außer bei Morrisseys Vegetarier-Hymne „Meat Is Murder“. Während Moz mit dem Rücken zum Publikum steht, über ihm verstörende wie aufrüttelnde Videos aus Tierfabriken gezeigt werden, schickt die Band ein brachiales Klanggewitter in die Halle. Gänsehaut unausweichlich. Soll man klatschen oder weinen? Es scheint den meisten Besuchern so zu gehen. Obwohl der Höhepunkt der Show, bleibt der Applaus verhalten. Und Morrissey verschwindet wortlos von der Bühne. Nur um kurz darauf mit einem frischen, dunklen Hemd zurückzukommen. Begleitet von Klavierklängen ertönt „Asleep“, ebenfalls ein Song aus Smiths-Zeiten. Ruhig und beruhigend. Notwendig.

Mit „Everyday Is Like Sunday“ verabschiedet Morrissey nach gut anderthalb Stunden die meist zufriedenen Fans in die kalte Wiener Herbstnacht, schüttelt noch ein paar Hände, reißt sich das Hemd von der Brust und lässt die Menge darum kämpfen.

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