Monumentales Klangerlebnis der Extraklasse

Der Grandseigneur Bernard Haitink begeisterte in Salzburg
Kritik: Das Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks mit Bernard Haitink und Bruckner.

Es ist ein unglaublicher finaler Siegeszug, an dem auch der Hauptthema-Held des ersten Satzes Arm in Arm mit dem verwandten Hauptthema des Finalsatzes teilnimmt. Gemeinsam streben sie dem großen Portal zu, über dem sich glanzvoll der Choral wölbt, durch das sie strahlend schreiten.

Nicht umsonst wurde das Finale deshalb auch vom berühmten Dirigenten Wilhelm Furtwängler als das "monumentalste der gesamten Musikliteratur der Welt" bezeichnet.

Und diese Wirkung verstärkt sich natürlich noch, wenn man es von einem europäischen Spitzenorchester wie dem Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks unter dem Grandseigneur der Dirigentenzunft Bernard Haitink hören kann.

Die Rede ist von Anton Bruckners monumentaler fünfter Symphonie, die jetzt bei der Fortsetzung des diesjährigen Bruckner-Zyklus der Salzburger Festspiele so eindringlich im Großen Festspielhaus wiedergeben wurde, dass das Publikum zu stehenden Ovationen hingerissen wurde.

Spannung pur

Völlig unspektakulär vom Dirigat her aber ungemein souverän wusste der 85-jährige, längst legendäre Maestro bei den Musikern, die mit farbigen Streichern und sicheren Blechbläsern punkteten, Pianissimi aus dem Nichts zu erzeugen, große Spannungsbögen aufzubauen und die grandiose Klangarchitektur mit all ihren Kontrasten und Brüchen klar und sichtbar herauszuschälen. Ein Bruckner-Erlebnis.

Dabei nahm sich Haitink bei den Tempi und auch den Pausen viel Zeit und konnte dadurch zusätzlich den sakralen Gehalt des etwa 80 minütigen Werkes wunderbar hervorkehren.

"Ein Mal möchte ich sie auch hören": Bruckners großer Wunsch ging leider nicht in Erfüllung, seine selbstbezeichnete "Phantastische" live zu erleben, denn an einer Aufführung einer entstellten Fassung 1893 unter Franz Schalk in Graz konnte er krankheitsbedingt nicht mehr teilnehmen. Die erfolgreiche Uraufführung in der Originalfassung erfolgte erst 40 Jahre nach seinem Tod 1935 in München.

KURIER-Wertung:

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