"Midem": Neues von der Musikindustrie

APA9130546-3 - 09102012 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT KI - Der chinesische Starpianist Lang Lang während Dreharbeiten zu einem Musikvideo am Samstag 18. August 2012 in Wien. APA-FOTO: ANDREAS PESSENLEHNER
Im französichen Cannes trifft sich die Musikbranche. Auch Österreich schickt heimische Künstler als Werbeträger zur Messe.

Zum 47. Mal geht Ende des Monats die Musikmesse Midem im französischen Cannes über die Bühne. Nach Jahren der konzeptionellen Neuausrichtung setzt die Fachveranstaltung von 26. bis 29. Jänner ganz auf neue Marketing- und Businesslösungen, während natürlich auch das allgegenwärtige Topthema der Branche, das Internet, in verschiedenen Facetten ausgeleuchtet wird. Zurück zu den Wurzeln heißt es angesichts der wiedergekehrten Besinnung auf den Klassik-Markt.

Entsprechend wurde bereits Mitte vergangenen Jahres eine "Klassik-Offensive" ausgerufen, bei der "Top Manager diskutieren" und "der Nachwuchs musiziert", wie die Messe ankündigte. Den Höhepunkt soll eine Keynote-Rede von Starpianist Lang Lang am "Visionary Monday" (28. Jänner) darstellen. Der Pianist stellt laut Midem-Chef Bruno Crolot "das unglaubliche Modell eines neuen Musik-Ökosystems" dar, wie er in den Presseunterlagen zitiert wird.

Wie dieses Modell aussieht, darauf sind wohl nicht nur Branchenvertreter der Klassik gespannt. Jedenfalls wird der in der Klassik (nach wie vor) sehr stabile Absatzmarkt heuer wieder verstärkt bedient, etwa mit einer an drei Tagen stattfindenden "Classical Embassy", für die u.a. auch eine Kooperation mit dem "Young Singers Project" der Salzburger Festspiele eingegangen wurde. Neben vokalen Künstlern von morgen sind auch Streicher und Pianisten geladen, Talentproben abzugeben. Eine spezielle Ausstellung im Festival-Palais oder eine "Classical Bar" runden das Angebot ab. Als einer der Gastredner für das umfangreiche Diskussionsprogramm wird Matthias Röder, Geschäftsführer des Salzburger Karajan Instituts, in Cannes anwesend sein.

Digitale Vertriebswege

Ansonsten setzt die Midem auf den in den vergangenen Jahren eingeschlagenen Weg, folglich finden sich digitale Vertriebswege, Marketingmöglichkeiten und technologische Zukunftsmusik ganz oben auf die Agenda. Crolot konnte im Vorjahr mit der ersten von ihm verantworteten Ausgabe immerhin sein Ziel von gleichbleibenden Besucherzahlen erreichen und nach Jahren des Rückgangs mit 6.950 Teilnehmern Stabilität erzeugen. Auch heuer werden rund 7.000 Besucher aus 90 Ländern zur Messe erwartet.

Diese dürfen sich neben dem "Visionary Monday" auch auf weitere erprobte Formate wie das "Midemlab" für App- und Start-Up-Entwickler, bei dem 30 Finalisten in drei Kategorien um Auszeichnungen rittern, oder den "Hack Day" freuen. Zu Letzterem wurden wieder 30 Interessierte eingeladen, die vor Ort 48 Stunden lang Zeit haben, um neue Applikationen mit Bezug zur Musikindustrie zu entwickeln. Im Vorjahr entstanden auf diese Weise 18 Programme und Anwendungen. Eine Neuerung bietet in diesem Jahr der Marketing-Wettbewerb, der neben der Musiknutzung in Kampagnen nun auch die gelungenste Platzierung von Musik in Werbung prämiert. Praktisches Know-how steht bei der "Midem Academy" im Mittelpunkt, in deren Rahmen heuer insgesamt 14 Kurse zu Themen wie Grundlagen der Musikindustrie oder Unternehmertum angeboten werden.

Nicht zu kurz kommt in diesem Jahr auch die Live-Musik: Neben der "Classical Embassy" lockt etwa das "Midem Festival" mit den britischen Altmeistern von Madness, progressiver Pop- und Rock-Fusion von Archive oder der belgischen Band Balthazar. Am 27. Jänner steht zudem ein Jazzabend am Programm und abseits des Messegeländes lädt die "Midem Off"-Reihe zur intimen Begegnung mit aufstrebenden Künstlern.

Heimische Musik als Wirtschafts- und Exportgut: Um deren Stellenwert weiterhin zu verbessen, werden 27 österreichische Firmen und Institutionen an der internationalen Musikmesse Midem (26. bis 29. Jänner) teilnehmen, schließlich sei die Veranstaltung gerade für die Bereiche "Vertrieb, Verlag und neue Medien" von großer Bedeutung, wie Mario Rossori in einer Aussendung mitteilt. Der Labelbetreiber ist auch heuer für den Gemeinschaftsstand in Cannes zuständig.

Die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Branchenvertretern werden u.a. die Verwertungsgesellschaften AKM und Austro Mechana, die Labels Preiser Records und Pate Records oder der Österreichische Musikfonds wahrnehmen. Die Besucher des Österreichstands erwartet dabei auch Schokolade in Form von Gitarreneffektpedalen, die von "Rock'n'Roll im Stanniol" zur Verfügung gestellt wird. Und heimische Musik ist in Form der Sampler "4444 seconds of Austrian Pop!-Music" und "Salzburg sounds Xtra Ordinary!" vertreten.

Aber auch live dürfen sich österreichische Talente an der Cote d'Azur beweisen: Im Rahmen der Showcase-Reihe "Midem Off" werden am 26. Jänner vier Acts eine Kostprobe ihres Könnens im intimen Rahmen des Morrison Clubs abgeben. Singer-Songwriterin Eva K. Anderson wird dabei Stücke aus ihrem neuen Album "Go With The Flow", das sie heute, Montag, Abend in Wien erstmals präsentiert, vorstellen, während das international zusammengestellte Trio Fidelio dem Akkordeon einen zeitgenössischen Anstrich verleiht.

Dezente Songcontest-Luft versprüht wiederum die leicht in Richtung avantgardistischem Performance-Theater schielende Elektrogruppe The Bandaloop, die in der österreichischen Vorausscheidung für die Musikveranstaltung in Malmö mit dem Song "Back To Fantasy" antritt. Etwas geradliniger geht es da im Vergleich Stereoface an: Die Grazer Alternative-Band vereint eingängige Melodien, markante Rhythmik und einen Schuss Rock, wie auch auf dem aktuellen Longplayer "Face It" nachzuhören ist.

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