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Die letzte Spielzeit von Michael Schottenberg am Volkstheater
Spielzeit 2014/’15. Michael Schottenbergs zehnte und letzte Saison als Direktor am Volkstheater

Seine letzte Pressekonferenz als Volkstheater-Direktor gestaltete Michael Schottenberg als große Show.

Die Journalisten wurden in einen Raum im Bühnenboden geladen, Schottenberg kam, begleitet von Soundtrack ("Lawrence of Arabia") und Lichtshow, mit dem Aufzug herunter geschwebt. Es folgte eine schwärmerische, ausführliche Ode an das Theater an sich, an Täuschung, Traum und Illusion.

"Täuschungen der Fantasie" lautet das Motto der zehnten und letzten Spielzeit von Michael Schottenberg als Direktor des Volkstheater Wien, die gleichzeitig eine Jubiläumssaison zum 125. Geburtstag des Theaters ist.

14 Premieren wird es geben, acht im Haupthaus, davon eine Uraufführung – ein Revue-Abend, den die neue Chefdramaturgin Doris Happel geschrieben hat. Happel wird bei "Es fährt ein Zug nach nirgendwo" auch Regie führen. Die bisherige Chefdramaturgin, Susanne Abbrederis, wird neue Intendantin des Wuppertaler Schauspiels.

Eröffnet wird die Saison mit Aristophanes’ "Die Vögel", Regie führt, wie zuletzt bei Kraus’ "Die letzten Tage der Menschheit", Thomas Schulte-Michels.

Der ehemalige Intendant des Ungarischen Nationaltheaters, Róbert Alföldi, dessen Vertrag von der Regierung Orbán nicht verlängert wurde und der vor Kurzem am Landestheater St. Pölten gastierte, wird im Februar "Haben" von Julius Hay inszenieren. Ansonsten stehen u. a. Dürrenmatt, Feydeau, Molière und Turrini auf dem Programm. Den Schlusspunkt der Ära Schottenberg setzt ein österreichischer Kurzstück-Abend.

In den Außenbezirken wird es eine Premiere weniger gegen – eine Sparmaßnahme, wie der kaufmännische Geschäftsführer Cay Stefan Urbanek auf Journalisten-Nachfrage sagt. "Die finanziellen Mittel sind knapp."

Apropos Sparen: Zur Geschäftsgebarung des Hauses will Schottenberg nicht viel sagen. Dass er selbst drei Mal inszeniert ("Ich bin ein vielfältiger Mensch") , werde ihn "sicher nicht reich" machen: Die Regiegagen am Volkstheater beliefen sich auf 25.000 Euro brutto. "Und wir zahlen hier nicht brutto für netto aus, bei uns muss man Steuern zahlen."

Fragen zur Auslastung der vergangenen Saison beantwortet Schottenberg ungern, denn diese Zahlen "sagen überhaupt nichts aus, sie sind leicht zu frisieren." Geschäftsführer Urbanek gibt sie dann doch preis – unfrisierte 73 Prozent.

Was Schottenberg nach seiner letzten Saison machen wird, weiß er auf Anfrage noch nicht. Seine Ex-Chedramaturgin Abbrederis hätte ihn jedenfalls gerne: "Wenn er um kleines, zartes Geld an die Wupper kommt, ist er herzlich eingeladen."Im Oktober wird er noch den Brecht/Weill-Abend "Die sieben Todsünden" mit Maria Bill inszenieren, und im Jänner die Ehegeschichte "Gift" der niederländischen Autorin Lot Vekemans. Mit Shakespeares "Sommernachtstraum" verabschiedet sich der Direktor vom Haus. "Es wird ein Fest – das ganze Ensemble wird auf der Bühne stehen – und dann vertschüss’ ich mich."

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