Michael Douglas: "Ich möchte ein Marienkäfer sein"

Die Marvel-Verfilmung „Ant-Man“ (ab Freitag im Kino) dürfte Hollywood-Star Michael Douglas für ein jüngeres, nach Superhelden verrücktes Publikum interessant machen
Der Routinier spielt in der Comic-Verfilmung "Ant-Man" einen verschrobenen Wissenschaftler.

Dass Fledermäuse und Spinnen die Welt retten können – daran hat man sich als Kinogeher seit Batman und Spiderman gewöhnt.

Dass man sich aber in Zukunft bei Waldspaziergängen Gedanken machen muss, ob man nicht versehentlich einen Superhelden zertreten könnte, ist neu.

Nach Iron Man, Spider-Man und X-Men ist neuerdings auch vom kleinsten Marvel-Hero Großes zu erwarten. Für Ant-Man, dessen Kino-Debüt am 23. Juli anläuft, gilt – wie für alle anderen Superhelden, die den Sprung auf die Leinwand geschafft haben: Ohne die Comics gäbe es sie nicht.

Ant-Man war 1962 der Fantasie von Stan Lee, Larry Lieber und Jack Kirby entsprungen: Als Wissenschaftler Hank Pym, der ein Serum erfunden hatte, das Menschen vorübergehend auf Insektengröße schrumpfen lassen kann.

Im Ruhestand

Da Ameisen das 30- bis 40fache ihres Körpergewichts tragen können – was beim Menschen in Relation zur Körpergröße 2.250 bis 3.000 kg bedeuten würde –, kann man sich die Kraft dieses Ameisenmanns gut vorstellen.

Der Wissenschaftler Hank Pym war in den Comics ein Gründungsmitglied der Avengers. In der Verfilmung von Peyton Reed hat er sich in den Ruhestand begeben und kämpft darum, dass seine Erfindung nicht in falsche Hände gerät.

Michael Douglas, der im Film den alternden Wissenschaftler mit Sigmund-Freud-Bart spielt, erscheint zum Interview glattrasiert und energiegeladen: Die überwundene Krebserkrankung ist ihm nicht mehr anzumerken.

KURIER: Der Film beginnt mit einer Rückblende auf den noch jungen Hank Pym. Sie sehen darin dreißig Jahre jünger aus – wie haben Sie das geschafft?

Michael Douglas: "Ich möchte ein Marienkäfer sein"
Marvel's Ant-Man Hank Pym (Michael Douglas) Photo Credit: Zade Rosenthal © Marvel 2014
Michael Douglas: Meine Jugend kommt aus dem Computer. Man hatte mir viele kleine Referenzpunkte ins Gesicht gemalt, anhand derer alle Falten digital ausradiert wurden. Es ist ein Wahnsinn, was alles möglich ist. Als ich den fertigen Film sah, dachte ich: Dieser Michael Douglas sieht eigentlich recht gut aus, dem könnte ich das Prequel zur "Jagd auf den grünen Diamanten" anbieten. Aber ich weiß nicht, wie Kathleen Turner jetzt aussieht.

Warum haben Sie als Charakterdarsteller in diesem Special-Effects-Film mitgespielt?

"Ant-Man" ist tatsächlich mein erster Film dieser Art. Ich habe bisher immer reale Menschen mit sehr realen Problemen gespielt. Aber ich war neugierig, was die neuen Technologien alles zu bieten haben. Man bekommt ja nicht oft die Chance, mit einer sprechenden Ameise auf der Schulter zu spielen.

Sie haben Kinder im Teenager-Alter – was haben Sie zu Ihrer neuen Rolle gesagt?

Mein 14-jähriger Sohn sagte: "Dad, du hast keine Ahnung, was das bedeutet. Du bekommst ein neues Publikum. Die Leute in meinem Alter haben keine Ahnung, wer du bist!" Meinen Einwand, dass seine Freunde meine Filme nicht sehen konnten, weil sie nicht jugendfrei waren, ließ er nicht gelten.

Auch wenn Sie ihrem Sohn als "Ant-Man" Erfinder imponieren – Sie waren immer bekannt für Ihr politisches Engagement und Filme wie "Einer flog über das Kuckucksnest" (als Produzent, Anm.), "Das China-Syndrom" und "Wall Street". Glauben Sie nicht mehr an die politische Einflussmöglichkeit von Filmen?

Früher war ich davon überzeugt, dass ich etwas zur Verbesserung unserer Welt beitragen konnte. Solange, bis ich "Wall Street" gemacht habe. Nach dem ersten Teil wurden Oliver Stone, der Regisseur des Films, und ich eingeladen, an der New York University einen Vortrag vor Wirtschaftsstudenten zu halten und ihre Fragen zu beantworten. Sie wissen sicher, dass ich in diesem Film den Gordon Gekko gespielt habe, ein skrupelloses Arschloch, das Firmen, Arbeitsplätze und menschliche Existenzen vernichtet hat, um immer noch mehr Geld zu machen. Diese Haltung ist für mich der Gipfel der Unmoral. Wir waren damals zutiefst deprimiert, als wir merkten, dass die Studenten in Gekko nicht die absolute Negativfigur sahen, sondern ein Vorbild. Ich sagte damals zu Oliver Stone: "Gnade uns Gott, wenn diese Generation einmal die Wall Street übernimmt." Und wir haben ja erlebt, welche Folgen das hatte. Der zweite Teil von "Wall Street", in dem wir daran erinnern wollten, dass Gecko zu Recht jahrelang als Verbrecher im Gefängnis saß, hat niemanden mehr interessiert. Die heutigen Wirtschaftsverbrecher gehen nicht ins Gefängnis.

Es gibt den Standpunkt, dass es keine unpolitische Kunst gibt. Ist "Ant-Man" auch als Metapher für die Macht- und Geldgier in der heutigen Zeit zu sehen?

Es ist Ihre Aufgabe, den Film zu interpretieren. Sie sind die Kritikerin – ich bin nur als Schauspieler daran beteiligt. Aber ich habe schon mit dem Regisseur darüber gesprochen, wie ich den Hank Pym anlegen will: als Mischung aus Robert Oppenheimer, der spät aber doch Gewissensbisse wegen der Erfindung der Atombombe hatte, und aus Alfred Nobel, der mit dem Geld, das er durch die Erfindung des Dynamits verdiente, wenigstens den Friedensnobelpreis finanzierte.

Haben Sie sich je in einer Rolle wiedererkannt?

Am ehesten in "Eine verhängnisvolle Affaire". Ich könnte mir vorstellen, ein Anwalt in New York zu sein, und ich weiß, wie man sich nach einem Seitensprung fühlt.

Wenn Sie sich in ein Insekt verwandeln könnten: Welches wären Sie am liebsten?

Ein Marienkäfer, denn ich möchte von allen Menschen geliebt werden.

Ein Interview mit "Ant-Man"-Hauptdarsteller Paul Rudd, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, finden Sie auf hier.

Ein erster Einblick in den neuen "Ant-Man"

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