Meistersinger, Elbphilharmonie und Sparzwang

Meistersinger, Elbphilharmonie und Sparzwang
Am Mittwoch dirigiert Simone Young wieder Wagners "Meistersinger". Aus Hamburg zieht sie sich zurück.

Wagner, Wagner, immer wieder Wagner. Simone Young muss – angesprochen auf ihr diesbezügliches Arbeitspensum – selbst lachen. "Dabei haben sich die vielen Wagner-Dirigate in letzter Zeit einfach so ergeben. Und 2013 haben wir auch Wagner-Jahr. Da kommt man als Dirigentin an diesem Komponisten gar nicht vorbei. Und ich schätze Wagner bekanntlich sehr."

In der Wiener Staatsoper betreut die gebürtige Australierin die aktuelle Spielserie (21., 25., 29. November und 2. Dezember) der "Meistersinger von Nürnberg". "Man muss dieses Werk besonders intensiv proben, um die einzelnen Fäden zu einem großen Ganzen bündeln zu können. Die 'Meistersinger' sind aufgrund ihrer musikalischen Struktur heikler als andere Werke Wagners. Und konditionell wird einem auch sehr viel abverlangt."

Aufregung

Das Haus am Ring schätzt Young sehr. "Ich werde auch in Zukunft hier regelmäßig gastieren", sagt die Generalmusikdirektorin und Intendantin der Hamburgischen Staatsoper. Im Dezember 2011 hatte Young angekündigt, ihren Vertrag an der Elbe nach 2015 nicht mehr zu verlängern; die Aufregung in der Hansestadt war groß.

"Das habe ich nicht verstanden", sagt Young. "Zehn Jahre Intendanz und Musikchefin in Personalunion sind doch wirklich eine lange Zeit. Ich konnte sehr viel bewegen und sehr viel verwirklichen. Aber in Zukunft will ich mehr Zeit für mich haben, Zeit zum Denken, Lesen, Studieren. Ich bin jetzt 51 und möchte auch mehr Freiheiten haben." Wie geht es der Hamburgischen Staatsoper finanziell? "Natürlich wird überall gespart. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich meine künstlerischen Pläne bis Ende meiner Spielzeit realisieren kann."

Künstlerisch setzt Young in der kommenden Spielzeit auch auf die drei Jahresregenten Wagner, Verdi und Britten. "Das muss natürlich der Schwerpunkt sein. Ich habe jedoch auch immer auf zeitgenössische Werke gesetzt; diesen Weg gehe ich auch weiter."

Und wie sieht die Maestra das Gezerre um die immer noch im Bau befindliche Elbphilharmonie, deren Eröffnung Jahr für Jahr verschoben wird? "Das ist sehr unerfreulich, weil damit ein wichtiges Projekt nur negativ in den Schlagzeilen ist. Hamburg braucht diesen neuen Konzertsaal. Allein aus Kapazitätsgründen. Christoph Lieben-Seutter und ich haben und hatten sehr schöne Pläne für das neue Haus. Jetzt hoffen wir auf 2014/’15."

Gelassenheit

Und sollte sich dieser Zeitrahmen nicht ausgehen? "Dann geht es sich eben nicht aus. Sollte ich dann nicht mehr in Hamburg sein, ist das zwar schade. Aber ich habe das Privileg, in vielen schönen Konzertsälen auftreten zu dürfen. Ich sehe die ganze Situation daher sehr gelassen. Wichtig ist nur, dass Hamburg dieses Haus bekommt."

Wagner am Ring

Meistersinger

Dirigentin: Simone Young.
Mit: Johan Botha (Stolzing), James Rutherford (Hans Sachs), Ain Anger (Veit Pogner), Adrian Eröd (Beckmesser), Norbert Ernst (David), Christina Carvin (Eva).

Hamburg

Premieren:

„Rienzi“ (Wagner), „La Traviata“ (Verdi), „Gloriana“ (Britten) & Werke von Reimann, Jenkins, Bedford, Sciarrino.

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