"Mein Leben, ein Tanz": Und der Panther von Dalí knurrte

Antonia Santiago Amador, berühmte Flamenco-Tänzerin, auch genannt La Chana
Charismatische Doku über die berühmte Flamenco-Tänzerin La Chana.

Wenn "La Chana" tanzte, kamen alle, um sie zu sehen. Die "Königin der Zigeuner" ließ ihren Flamenco los und trommelte mit den Füßen in einem Tempo auf den Boden, dass den Zusehern Hören und Sehen vergingen. Salvador Dalí kam täglich und hatte seinen Panther dabei, der gefährlich zu knurren begann. Peter Sellars war so begeistert, dass er sie nach Hollywood importieren wollte. Alles Geschichten, die längst nur noch in der Erinnerung existieren – oder in alten spanischen Fernsehaufzeichnungen. Heute ist La Chana eine kurzatmige alte Dame mit geschwollenen Knien und schwacher Konstitution. Doch selbst im Sitzen können ihre Füße in wildem Stepptanz aufwirbeln.

In der charismatischen Doku von Lucija Stojevic lässt die Flamenco-Tänzerin ihren Werdegang aufleben, erzählt von ihren Erfolgen auf den Weltbühnen – und wie sie mit gebrochenen Rippen tanzte, weil ihr Mann sie verprügelte.

Stojevic bebildert diese Bekenntnisse mit fulminanten Schwarz-Weiß-Fotos und TV-Mitschnitten. Das Drama, das die Künstlerin in ihrem Tanz entfaltet, bekommt durch das private Desaster niederschmetternden Resonanzraum. Zwischen Innigkeit und sorgfältiger Distanz entwirft Stejcovic das zartfühlende Porträt einer Künstlerin, die sich ihren (traurigen) Erinnerungen ausliefert, während sie längst in ihrer selbstbestimmten Gegenwart angekommen ist.

INFO: ES/ISL/USA 2016. 85 Min. Von Lucija Stojevic. Mit Antonia Santiago Amador.

KURIER-Wertung:

Kommentare