Mehr Rock-Gehabe als Rock-Feeling

Jesse Hughes zelebrierte im Wiener Gasometer Nähe zu den Fans.
Die Eagles Of Death Metal holten ihr abgesagtes Wien-Konzert nach.

Kein einziges Wort verlor Jesse Hughes, Frontmann der Eagles Of Death Metal, über das Trauma von Paris, als bei einem Terroranschlag während eines Konzertes seiner Band im Herbst vorigen Jahres 89 Menschen starben. Verständlich, dass die Amerikaner – diesmal ohne Josh Homme von Queens Of The Stone Age an den Drums –, die damals dem Tod nur knapp entkamen, nicht permanent daran erinnert werden wollen. Den Opfern gedacht hatten sie schließlich schon bei einem Konzert in Paris, wo sie vorige Woche die abgebrochene Tour wieder aufnahmen.

Im Gasometer stand daher nur Rock am Plan. Rock der alten Schule – mit viel Dampf, Druck und schnellen Riffs. Und all den Klischees, die dazu gehören: Deftiges Macho-Gehabe, derbe sexuelle Anspielungen, viel Gefluche, Songs mit Botschaften wie „Whorehoppin’ - shit goddamn, I’m a man“.

All das wurde mit dem typischen Hughes-Humor aufgetischt, der sich nie so ganz auf Parodie oder Ernst festlegen mag. Aber egal, wie er das Proleten-Rock-Gebaren meint, es konnte nicht davon ablenken, dass Hughes und seine Musiker nicht zu den Spitzentalenten der Szene zählen. Speziell bei schnell drauflos hackenden Nummern wie „Cherry Cola“ (gewidmet einer „Muschikatze“ aus dem Publikum) klangen die Eagles Of Death Metal, nie wirklich kompakt und gut eingespielt.

Kein exaktes Zusammenspiel

Exaktes Zusammenspiel fiel einem stürmischen Drauflos zum Opfer, das jeder für sich betrieb, ohne auf die anderen zu hören. Dazu kam, dass Hughes – ohnehin nicht mit einem herausragenden Timbre gesegnet – auch stimmlich häufig nicht am Punkt war, was speziell bei der Coverversion von „Save A Prayer“ von Duran Duran auffiel. Dieses Drauflos machte zwischendurch schon auch Spaß. Etwa bei dem Stealers-Wheel-Cover „Stuck In The Middle With You“, bei den Eagles zu „Stuck In The Metal With You“ abgewandelt. Oder auch bei „I Want You So Hard (Boy’s Bad News)“ und bei der Zugabe, als Hughes Fanwünsche annahm und alleine mit der Gitarre „Brown Sugar“ (von den Rolling Stones, Anm.) spielte.

Aber war gerade Stimmung aufgekommen, unterbrach Hughes zu oft und für zu lange, um sich nach der Stimmung im Publikum zu erkundigen und seine Faxen zu machen. So, dass es am Ende ein bisschen zu viel Rock-Gehabe und zu wenig bewegende, mitreißende Rock-Musik war.

KURIER-Wertung:

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