Max Simonischek: "Mehr Haneke, weniger M’Barek"

Voller Einsatz: Max Simonischek im Stück "Der Bau".
Max Simonischek feiert heute mit dem Kafka-Stück "Der Bau" Burgtheater-Premiere.

Der in Berlin geborene Schauspieler Max Simonischek, Sohn von Langzeit-"Jedermann"-Peter Simonischek, ist ab heute, Mittwoch, mit seinem Regiedebüt "Der Bau" von Franz Kafka im Vestibül zu sehen. Am 22.10. zieht er dann weiter – auf die große Bühne des Burgtheaters. Er spielt in "Pension Schöller" unter der Leitung des deutschen Theaterregisseurs Andreas Kriegenburg den Eugen Rümpel, einen Möchtegern-Schauspieler mit Sprachfehler.

KURIER: Sie feiern heute Abend mit "Der Bau" Burgtheater-Premiere. Was ist für Sie das Besondere an diesem Stück?
Max Simonischek: Das Besondere ist, dass ich Regie führe und die Hauptrolle übernehme. Ich habe also alles in der Hand und muss keine Kompromisse eingehen. Entstanden ist die Idee aufgrund von Erfahrungen in den vergangenen zwei Jahren, in denen ich einige Begegnungen mit Regisseuren hatte, die enttäuschend waren.

Wer hat Sie enttäuscht?
Ich nenne keinen Namen. Aber ich habe gemerkt, dass meine Lust am Beruf stark von den Leuten abhängig ist, mit denen ich zusammenarbeite. Mir ist es wichtig, wenn Kollegen einen bereichern, man sich bei den Proben antreibt, sich ergänzt und persönlich etwas mitnehmen kann. Wenn das nicht der Fall ist, verliert man die Lust am Schauspiel.

"Der Bau" zählt zu den unbekannteren Stücken von Kafka. Was reizte Sie daran?
Es geht um ein Wesen zwischen Mensch und Tier, das sich ein Tunnelsystem, seinen eigenen Bau gräbt. Dieses Wesen hat Angst von außen angegriffen zu werden und Angst vor Fremden. Es kapselt sich nach und nach von der Gesellschaft ab und verliert zunehmend die Nerven. Gleichzeitig ist Kafkas Text ein Bau von langen Sätzen, ein ewiger Schachtelsatz, der sich über Seiten zieht und eine schöne Rhythmik hat.

Max Simonischek: "Mehr Haneke, weniger M’Barek"
Diese Angst vor Fremden ist zurzeit allgegenwärtig. War Ihnen das bei der Auswahl des Stückes bewusst?
Bei der Auswahl des Stücks habe ich ehrlich gesagt gar nicht an dessen Aktualität gedacht. Mir ging es nur um die faszinierende Sprache von Franz Kafka. Nach den ersten Reaktionen des Publikums wurde mir aber klar, wie sehr "Der Bau" die aktuellen Zustände der heutigen Gesellschaft beschreibt.

"Der Bau" ist ein Monolog. Wie setzen Sie diesen auf der Bühne um?
Kafka, eine Glühbirne und ich. Dann wird eine Stunde lang Theater gespielt.

Ihr Vater hat seine Karriere beim Film und Fernsehen immer beiläufig verfolgt. Wie ist das bei Ihnen?
Beiläufig würde ich nicht sagen. Für mich sind Film- und Fernsehrollen eine Art Bonus. Wenn sich ein Projekt ergibt, das sich inhaltlich und finanziell lohnt, dann bin ich gerne dabei.

Was vermissen Sie in der Film- und Fernsehbranche?
Ich hätte gerne mehr Toni Erdmann, mehr Michael Haneke und weniger Til Schweiger und Elyas M’Barek. Ich vermisse eine gewisse Experimentierfreude. Man sollte mehr auf den Inhalt und weniger auf die Quote schielen.

Sie sind am Burgtheater auch in "Pension Schöller" zu sehen. Dieses Lustspiel wird am Burgtheater zum ersten Mal aufgeführt. Was halten Sie vom Stück?
Diesem Stück stehe ich relativ neutral gegenüber. Es ist ein One-Hit-Wonder von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs, eine Klipp-Klapp-Komödie, ein Schwank-Klassiker. Man darf gespannt sein, wie sich Regisseur Andreas Kriegenburg diesem Stück nähert.

Sie haben mit Kriegenburg schon öfters gearbeitet. Wie beurteilen Sie seine Arbeit?
Er ist der Sache immer sehr verbunden. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er das Stück nicht an sich reißt und seine Arbeit immer wieder neu definiert.

Herr Kriegenburg hat eine Vorliebe für Buster Keaton und Slapstick. Wie wirkt sich das bisher aus?
Es kommt auf jeden Fall der Inszenierung zugute. Bei den Proben spielt Kriegenburg immer wieder vor. Er hat etwas Clowneskes an sich und einen guten Humor. Er müsste eigentlich mitspielen – er ist witzig, wir noch nicht.

Termine: "Der Bau" im Vestibül: 5.10.; 13.10.; 20.11. "Pension Schöller": Premiere am 22.10. im Burgtheater. Weitere Vorstellungen: 25. 10.; 30.10.; 6.11.; 8.11.; 21.11.; 3.12.

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