Max Reinhardt Seminar: Wenn der Gesang selbst Pflegeroboter betört

Ihr bleibt nichts als der Gesang: Jamie Petutschnig als demenzkranke Frau
Lukas Schöppl gelingt eine stringente Umsetzung seines gesellschaftskritischen Stücks „Donna x Machina“

Als Vordiplominszenierung am Max Reinhardt Seminar hat Lukas Schöppl, 1995 in Oberndorf bei Salzburg geboren, sein erstes eigenes Stück zur Uraufführung gebracht. Und er hat sich dafür ein äußerst versiertes Team zusammengesucht. Mit diesem gelingt ihm auf der Alten Studiobühne ein erstaunlicher Abend, ein kleines, 80-minütiges Gesamtkunstwerk aus Schauspiel, Barockgesang und Performance rund um eine faszinierende, den Raum immer wieder neu teilende Spindwand in Krankenhaus-Speibgrün von Julius Florin.

Max Reinhardt Seminar: Wenn der Gesang selbst Pflegeroboter betört

Leergeräumt: Dem gefallenen Pflegeroboter-Engel Stella (sitzend: Naomi Kneip) wird der Prozess gemacht

„Donna x Machina“ ist dennoch ein echtes Stück: über den Umgang der Gesellschaft mit Demenz, Verfall und Tod. Schöppl dürfte beim Schreiben aus eigenen Erlebnissen geschöpft haben. Dementsprechend hegt er große Sympathie für die Enkelin Donna, die sich, von Bernadette Leopold mit kindlicher Hingabe verkörpert, rührend um die siechende Großmutter kümmert. 

Die Elterngeneration hingegen kommt gar nicht gut weg: Der leicht hysterischen, schwer überforderten Tochter (Alexandra Schmidt) ist Pflege ein Gräuel. Aber dann taucht ein saltoschlagender, zwangsfröhlicher Geschäftsmann auf, der mit einer Dea ex machina Abhilfe verspricht. Naomi Kneip begeistert fortan als sanft lächelnder Pflegeroboter Stella 3000 mit Schlagfertigkeit, treuherzigen Blicken und der Fähigkeit, mit Mimik Empathie vortäuschen zu können.

Sie hat zwar kein Herz, entwickelt aber menschliche Regungen. Denn der alten Frau, einst Sopranistin, ist nichts als ihre Musik geblieben – und Jamie Petutschnig betört mit Rezitativen von Bach („Die ganze Welt ist nur ein Hospital“) und Arien von Stölzel („Bist du bei mir“) zu David Lipps Metallofon-Klängen. Das kann nicht gut enden. Flo Sohn darf in mehreren Rollen dumme Männerarroganz demonstrieren. Und der drehbare „Wandverbau“ mutiert zum leeren Regal ... 

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