Matt will seinen Vertrag erfüllen

Der angeschlagene Kunsthallen-Direktor geht jetzt in die Offensive: "Die Liste der Vorwürfe ist so lang wie sie falsch ist."

Ich werde am 1. April 2012 meinen Dienst wieder antreten, weil alle Überprüfungen, jene, die im Gange sind, und jene, die noch kommen, belegen werden, dass die Vorwürfe gegen mich unberechtigt sind", erklärt der Direktor der Kunsthalle Wien, Gerald Matt, in einem Interview mit der Tageszeitung Die Presse. Seine Dienstfreistellung im ersten Quartal des kommenden Jahres sieht er als Resultat einer auf "Vernaderung" und "Denunziantentum" basierenden Kampagne der Grünen, denen er "einen kulturpolitischen Raubritterkurs" vorwirft.

Für Matt soll damit "der Erfolg eines international angesehenen und etablierten Hauses bestraft werden": "Das ist ein Stellvertreterkrieg um grundsätzliche kulturpolitische Haltungen. Birkenstockideologie, Provinzialität und Basisdemokratie haben mit Kunst wenig zu tun. Für die Kunsthalle, die für künstlerische Topqualität, Internationalität, das Außergewöhnliche und das Neue steht, wäre so ein Kurs absolut fatal."

"Ich werde meinen Vertrag erfüllen"

"Die Liste der Vorwürfe ist so lang wie sie falsch ist. Es gibt nicht einmal ein rechtskräftiges Verfahren", sagt Matt in dem Interview. "Sich für Staatsbürgerschaften einzusetzen, ist in diesem Land nicht strafbar. Dazu gibt es ein Gutachten des Instituts für Strafrecht der Universität Wien. Kollegen von mir haben sich auch schon für Staatsbürgerschaften eingesetzt. Alle Möbel, die Sie hier in meinem Büro sehen, sind von mir und nicht von der Kunsthalle. Meine Wohnung wurde überprüft, mit dem Ergebnis, dass es dort keine Ein- und Umbauten durch die Kunsthalle gegeben hat. Meine Oldtimer lasse ich in Fachwerkstätten reparieren und bezahle die Rechnungen selbst. Der Kronzeuge des Herrn Zinggl (der Grüne Kultursprecher, Anm.) ist ein Mitarbeiter, der im Unfrieden gegangen ist und jahrelang mit uns prozessiert hat."

Zu den eidesstattlichen Erklärungen von Mitarbeitern, laut denen Matt private Dienstleistungen über das Ausstellungshaus verrechnet habe und für Bankgeschäfte, Steuerangelegenheiten, Urlaubsreisen sowie Umbauarbeiten in seiner Privatwohnung Mitarbeiter der Kunsthalle herangezogen worden sein, äußert sich der Kunsthallen-Chef: "Eigenartigerweise beziehen sich alle Vorwürfe auf die Jahre 1998 bis 2004, also genau jene Zeit, auf die die Belegspflicht nicht mehr greift. Alle diese Mitarbeiter sind im Unfrieden gegangen." Er sei "ein Chef, der Entscheidungen trifft und zu diesen steht. Das kommuniziere ich auch. Ich glaube, dass viele Mitarbeiter genau das an mir schätzen. Wir leben in einer Krisenzeit, Leadership ist gefragt." Er sei "guten Mutes": "Ich werde meinen Vertrag erfüllen."

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