Mary Pickford: Hauptfigur in Hollywoods Gründerzeit

Mary Pickford (links) und Frances Marion am Set von "The Love Light", 1921.
Mary Pickford: Eine der wichtigsten Frauen der Filmgeschichte wird im Filmmuseum geehrt.

Das Filmgeschäft gilt nicht gerade als jene Branche, in der man als Frau besonders viel erreichen kann. Eine erst kürzlich veröffentlichte Studie bringt diese Schieflage in Zahlen zum Ausdruck: Mit "Fifty Shades of Grey" und "Pitch Perfect 2" stammen zwar zwei der größten Blockbuster des Vorjahres von Regisseurinnen. Aber in der Statistik hat sich das kaum niedergeschlagen: Nur 19 Prozent der Jobs hinter den Kulissen der 250 erfolgreichsten Filme an den US-Kinokassen 2015 wurden von Frauen ausgeübt, wie das Center for the Study of Women in Film and Television in San Diego belegt.

Auch wenn man 100 Jahre zurück geht, an die Stummfilmära denkt, fallen einem zuerst die Namen von Männern ein: Charles Chaplin, Buster Keaton, Douglas Fairbanks. Weitgehend in Vergessenheit geraten sind dagegen viele Frauen, die das Kino der 1910er- und 1920er-Jahre geprägt haben. Selbst Mary Pickford, einer der größten Stars ihrer Epoche, muss zumindest in Europa immer wieder neu entdeckt werden.

Die Kanadierin wurde zu Hollywoods erster Geschäftsfrau, weil sie sich früh der untergeordneten Rolle entzog. Bereits 1914 schaffte sie es als erste Frau, dass ihr Name auf der Leinwand angezeigt wurde – bis dahin war es nicht üblich, dass Schauspieler mit Namen gewürdigt wurden.

Goldlocken

Vor genau 100 Jahren gründete sie die Mary Pickford Film Corporation. Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können: 1916 wurde ihre Beliebtheit nur mehr von jener von Charlie Chaplin geschlagen. In der Folgezeit formte sich um Pickford ein festes Produktionsteam: Frances Marion wurde zu ihrer Lieblingsdrehbuchautorin, Marshall Neilan, ein vergessener Meister der Stummfilmära, zu ihrem Stammregisseur. In den Jahren 1917 und 1918 entstanden in dieser Konstellation einige der besten Produktionen aus dem Hause Pickford. Eine Auswahl dieser Filme, in denen das Komische oft neben dem Melodramatischen steht, ist noch bis 3. April im Filmmuseum zu sehen. 1933 zog sich Pickford als Schauspielerin zurück, als Produzentin war sie noch bis 1956 tätig. Dass sie im Tonfilm nie Fuß fassen konnte, trieb Pickford in den Alkoholismus und in die Einsamkeit. Das 1976 mit einem Ehrenoscar ausgezeichnete "Mädchen mit den Goldlocken" starb 1979 in Kalifornien.

Info: Schlüsselwerke von Mary Pickford – noch bis 3. April im Filmmuseum.

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