"Maria Magdalena": Das Leben Jesu aus einem weiblichen Blickwinkel

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Bilbelfilm passend zum nahenden Osterfest.

Maria Magdalena wurde verleumdet, fehlinterpretiert oder von Bibelübersetzern und Auftragsmalern der Kirche zum Mann gemacht. Die Apostelin wurde zur Femme fatale. Und die Frage, ob sie die Frau von Jesus war, wurde im Verlauf der Filmgeschichte immer wieder gestellt. Die Popkultur dichtete Maria Magdalena gerne eine Liebesbeziehung zu Jesus Christus an: Von Martin Scorseses "Die letzte Versuchung Christi" (1988) bis zu Ron Howards Dan Brown-Verfilmung "Der Da Vinci Code – Sakrileg" (2003).

Mit seinem Film "Maria Magdalena" verleiht der australische Regisseur Garth Davis der wohl am meisten missverstandenen Figur in der Geschichte des Christentums eine neue, versöhnliche Facette. Wir begegnen ihr zu Beginn des Films als junge Frau, die mit Gefühlen der Entfremdung von ihrem Glauben kämpft. Da sie nicht bereit ist, eine arrangierte Ehe einzugehen, wird Maria beschuldigt, Schande über die Familie zu bringen. Als sie Jesus von Nazareth trifft, sieht sie in ihm den Messias und beschließt, ihm auf seiner Reise nach Jerusalem zu folgen. Die exklusive Stellung Marias bedingt eine Abwertung der Jüngerschaft: Judas erscheint naiv und der übrigens dunkelhäutige Petrus (Chiwetel Ejiofor) deutet die christliche Botschaft nicht religiös, sondern rein politisch. Die Kreuzigung wird sparsam bebildert, und der Interpretation des Zuschauers überlassen wird auch die Begegnung mit dem Auferstandenen. Man sieht Jesus mit Maria Magdalena sitzen – wobei dies auch nur ein Traum sein könnte.

Ironisch

Mit einer Frau als Titelfigur wird das Leben Jesu aus einem neuen, weiblichen Blickwinkel erzählt. Der geradezu ironische Nebenaspekt dieser feministischen Neuinterpretation der sonst so männlich dominierten Bibel: Produziert wurde sie vom Studio Harvey Weinsteins, dem Auslöser der #MeToo-Debatte.

Die Qualität des Films liegt vor allem in seinen Darstellern – allen voran Mara Rooney als Maria und Joaquin Phoenix, der allerdings von der Wichtigkeit seiner Jesus-Rolle bisweilen allzu ergriffen erscheint. Alles in allem: Ein Bibelfilm passend zum nahenden Osterfest.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: GB/AUS 2018. Von Garth Davis. Mit Rooney Mara, Joaquin Phoenix, Chiwetel Ejiofor.

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