Manu Delago: Grammy-Anwärter mit experimentellem Sound

Manu Delago,32, mit einer seiner Hangs
Der Schlagzeuger und Hang-Spieler setzt auf Tanzbares.

Als wäre sein Instrument, das Hang, nicht schon exotisch genug, spielt Manu Delago es auf den neuen Album "Metromonk" auch noch mit jeder Menge Tricks: Mal legt er magnetische Blätter auf das wie ein UFO aussehende Stahlblech-Gebilde, mal Decken. Dann bearbeitet der geborene Innsbrucker es mit Pedalen, Jazzbesen und Gummi-Schlegeln, oder verändert die Basstöne mit der Stellung seiner Oberschenkel, auf denen das Hang während des Spielens ruht.

2001 kam das von Schweizern erfundene Instrument auf den Markt. Es besteht aus zwei zusammengeklebten Halbschalen, wobei eine Seite Vertiefungen hat, mit denen man ähnlich wie bei einer Steel-Drum verschiedene Töne spielen kann. Das erzeugt meditative, schwebende Klänge, die futuristisch, fremd, aber genauso faszinierend sind.

Magisch

"Mein Vater – wie ich ein Schlagzeuger – hat das Hang 2003 im Internet gehört und eines bestellt", schwärmt Delago im KURIER-Interview. "Ich fand es sofort magisch. Auch, weil es ein so neues Instrument ist und es keinen gibt, der dir sagt, so musst du es spielen. Man kann – und muss – es selbst erforschen."

Wobei bei der Erforschung auch der Zufall eine Rolle spielt. Im Falle der Magnet-Blätter, die einen etwas verstimmten Klang erzeugen, hatte Delago eines herumliegen und irgendwann die Idee, es auf das Hang zu legen. Die Forschung begann danach: "Ich habe viele verschiedene Magnete kaufen müssen, bis ich wusste, wie dick, wie groß und wie stark magnetisch sie für den besten Sound sein müssen."

Grammy-Anwärter

Nicht zuletzt wegen dieser Lust auf Weiterentwicklung hat der Wahl-Londoner den Ruf, einer der besten Hang-Spieler der Welt zu sein. Er ist Mitglied der Band von Anoushka Shankar, hat mit ihr das Album "Land Of Gold" komponiert und ist dafür heuer für einen Grammy nominiert.

Mit Nitin Sawhney trat er in der Londoner Royal Albert Hall auf und mit Björk arbeitet er seit dem "Biophilia"-Album zusammen.

>Nur die Konzerte, die sie heuer spielt, muss er auslassen, weil er als Solist mit ,Metromonk’ auf Tour ist. Ein bisschen schade, sagt er, sei das schon. Andererseits hat er sich mit dem Solo-Album einen großen Wunsch erfüllt. "Ich mochte immer schon auch Dynamik und Tanzbares, habe dieses Element bei meinen Alben und noch viel mehr bei meinen Konzerten vermisst. Deshalb habe ich auf diesem Album einen Teil, der meditativer ist und einen etwas lauteren mit Beats und mehr Rhythmus."

Manu Delago: Grammy-Anwärter mit experimentellem Sound
Forward Music Festival 2013 in Wattens, Tirol, honorarfrei

Mit dem Titel "Metromonk" (Anm. "Metropolen-Mönch") will Delago aber nicht nur die Verbindung von meditativ zu urban beschreiben: "Es ist auch ein Synonym für den beiden Welten, in denen ich mich bewege – für die Ruhe der Berge zuhause in Tirol und die Geschäftigkeit von London."

Mozart-Freund

"Mesmer mesmerised", eines der schnelleren Stücke auf dem Album, hat Delago dem Arzt Franz Mesmer gewidmet, von dem der englische Begriff "mesmerised" (hypnotisiert, fasziniert) abgeleitet ist.

"Meine Musik wurde immer als ,mesmerising’ bezeichnet. Da wurde ich neugierig und fand heraus, dass Mesmer eine spannende Person war. Er hat eine frühe Form der Hypnose ausgeführt, wurde aber damals dafür als Spinner abgetan. Außerdem hat er die Musik in seine Heilmethoden einbezogen und die Glasharmonika für eine Hypnose-Form verwendet. Und er war mit Leopold Mozart bekannt und hat den kleinen Amadeus gekannt."

INFO

Manu Delago auf Tour:

25. 4. Wien/Stadtsaal

26. 4. Graz/Orpheum

27. 4. Salzburg/ARGE

28. 4. Wörgl/Komma

29. 4. Villach/Kulturhofkeller

30. 4. Mödling/Redbox

20. 5. Bludenz/Remise

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