Wiener Vorstadttheater bringt "Shake Shakespeare" auf die Bühne

Mladen Savic spielt mehrere Hauptrollen in “Shake Shakespeare“.
Das Wiener Vorstadttheater macht Theater und leistet dabei integrative Arbeit.

Nach zehn Monaten Probezeit wird es heute Abend, Donnerstag, für das Ensemble des Wiener Vorstadttheaters in der Sargfabrik ernst. Am Programm: Die Premiere ihres neuen Stücks "Shake Shakespeare". Es handelt sich dabei um eine Collage von Margaretha Neufeld, die sich aus den verschiedenen Komödien von William Shakespeare – wie etwa "Was ihr wollt" oder "Viel Lärm um nichts" – zusammensetzt und aktueller denn je ist: "Das Stück greift den Kampf gegen die Todesstrafe auf, verhandelt den Amtsmissbrauch regierender Autoritäten und widmet sich dem Flüchtlingsthema", sagt Manfred Michalke im KURIER-Gespräch.

Der Gründer und Leiter des Wiener Vorstadttheaters arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit Menschen zusammen, die üblicherweise vom professionellen Kulturbetrieb ausgeschlossen sind. Man biete ihnen die Möglichkeit, ihre Probleme durch künstlerische Leistung zu artikulieren und der Öffentlichkeit näher zu bringen. So etwas wie Aufnahme- oder Auswahlkriterien "gibt es bei uns nicht. Wer mitmachen will, kann mitmachen. Aber es steckt viel Arbeit dahinter".

Integrative Arbeit

Das Ensemble ist ein kunterbunter Haufen von Personen aus unterschiedlichen Randteilen der Gesellschaft: Menschen mit Behinderung, Arbeitslose, Asylwerber, suchtkranke Menschen, Gewaltopfer und ehemalige Häftlinge. Die Anzahl der Ensemble-Mitglieder variiert und ist je nach Stück verschieden. Aktuell sind es zwölf Personen. "Die Rollen werden nicht doppelt besetzt, alleine schon aus psychologischen Gründen: Wer probt, soll spielen", sagt Michalke. Der Unterschied in punkto Arbeitsweise zum professionellen Theater ist der, dass die Schauspieler indirekt ihre Probleme, ihre Erlebnisse auf der Bühne verarbeiten oder für kurze Zeit vergessen können.

Ist das Vorstadtheater als eine Art Therapiegruppe zu verstehen? "Nein, natürlich nicht. Es ist weder eine Therapiestunde noch ein pädagogischer Workshop, sondern schlicht und einfach eine Form von Theater. Man könnte auch frei nach Karl Kraus sagen: Mitleid ist das Gegenteil von Kunst", so Michalke. Und Mitleid ist auch das Letzte, was der Theatermacher und sein Team braucht. Finanzielle Unterstützung hingegen schon. Denn die Darsteller können aktuell nur nach Auftritten entschädigt werden. Während der langen Probephase gibt es kein Geld, aber man arbeite hart daran, dass sich das ändert.

Problem

"Das Wiener Vorstadttheater sitzt eben zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite ist die kulturelle Komponente, auf der anderen die soziale. Wir machen Theater und leisten dabei integrative Arbeit. Das Problem: Wir bekommen weder aus dem Kultur- noch aus dem Sozialtopf Geld. Es ist ein Ping-Pong-Spiel auf Kosten der Schauspieler." Man wartet also nicht auf Godot, sondern auf Geld.

Info: Wiener Vorstadttheater – "Shake Shakespeare". Premiere: 19.11., 20 Uhr, in der Wiener Sargfabrik. Weitere Termine: 20. und 21. 11.

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