MAK: Neuer Direktor, neue Pläne

MAK: Neuer Direktor, neue Pläne
Neo-Direktor Thun-Hohenstein will mit angewandter Kunst positiven Wandel auslösen, Wien um 1900 ins Zentrum rücken und eine neue Triennale gründen.

Ein neuer Museumsdirektor beschwört den "Change" - und meint damit eigentlich nicht den Wahlkampfspruch des US-Präsidenten. Aber irgendwie auch wieder schon: "Wir" - als Gesellschaft - "brauchen einen neuen Optimismus", konstatiert Christoph Thun-Hohenstein, seit 1. September Direktor des Museums für angewandte Kunst. Und man brauche auch positiven Wandel, "Change", eben. Und das ist das neue Motto im MAK.

Den Motor hierfür will Thun-Hohenstein in der angewandten Kunst suchen - und er begründet damit seine Umstrukturierungspläne für das Museum: das MAK soll eine "treibende Kraft" dabei werden, die soziale, ökologische und kulturelle Zukunft zu gestalten, sagte Thun-Hohenstein bei seiner ersten Jahrespressekonferenz. Nicht zuletzt die neue "Europäische Triennale für positiven Wandel" soll selbigen vorantreiben. Die erste Ausgabe ist für 2014 geplant, zum 150-Jahr-Jubiläum des Hauses, und soll zumindest 5000 bespielen.

Dynamisiert

Verändern wird sich auch das MAK. Es werde "maßgebliche Änderungen" in der Bespielung der Ausstellungsräume geben, kündigt Thun-Hohenstein an. Die Schauräume im MAK sollen "nicht versteinern", sondern "dynamisiert" und laufend mit neuen Exponaten verändert werden. Die angrenzenden großen Ausstellungshallen sollen "wesentlich intensiver genutzt", die obere der beiden durch flexible Wände mit bis zu drei verschiedenen Ausstellungen zugleich bespielt werden.
Derzeit ist das Haus noch im Selbstfindungsprozess: In Diskussionen erkundet der neue Direktor, was das MAK im 21. Jahrhundert leisten soll. In der angewandten Kunst
von heute verschmelzen die unterschiedlichsten Disziplinen, betonte Thun-Hohenstein: von Möbel- bis hin zum künstlerischen Softwaredesign, von der Wiener Werkstätte bis hin zur ökologischen, intelligenten Mode. "Interkreativität" ist daher ein ebenfalls neues Schlagwort im MAK: So beleuchtet die Schau "Erschaute Bauten" (ab 7. Dezember) die Beschäftigung von Kunstfotografie mit Architektur.

Wien um 1900

Die größte Stärke des MAK liege jedenfalls in seinem genreübergreifenden Repertoire an Werken aus der kulturellen Hochblüte Wiens um 1900. Hierzu will Thun-Hohenstein ein "weltweit maßgebliches" Kompetenzzentrum schaffen. So soll sich u. a. die erweiterte Schausammlung Wien von 1880 bis 1938 widmen und im November 2012 eröffnen. Verworfen wurde hingegen das von Thun-Hohensteins Vorgänger verfolgte Projekt "Contemporary Art Tower" im Gefechtsturm Arenbergpark: "Wenn das in den letzten zwölf Jahren nicht zu finanzieren war, dann ist es das jetzt erst recht nicht", sagt der neue Direktor. Er will den Gefechtsturm zwar sanieren, ihn aber als "raues Gebäude" belassen, "MAK Tower" nennen und dort ab 2013 Gegenwartskunst, Design und Einzelausstellungen zeigen. 2,5 Millionen Euro an Investitionsbudget hat Kulturministerin Claudia Schmied für die vielen Vorhaben zugesagt. Für die noch fehlenden Mittel will sich Thun-Hohenstein persönlich einsetzen: Er sehe sich als "allererster Sponsorenauftreiber".

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