"Ma Ma": Penélope Cruz als Brustkrebspatientin

Penélope Cruz  als vorbildliche Brustkrebskranke 
Misslungener Versuch von Regisseur Julio Medem.

Jede achte Frau ist Risikopatientin für Brustkrebs, heißt es in "Ma Ma – Der Ursprung der Liebe"– und diese Statistik schlägt sich auch immer wieder in der Themenwahl von Spielfilmproduktionen nieder. Zuletzt verlor Toni Colette in "Miss You Already" einen schrillen Kampf gegen die Krankheit, nun ist Penélope Cruz an der Reihe.

Doch so begrüßenswert die Auseinandersetzung mit dieser Problematik auch sein mag, so misslungen kommt sie in der spanischen Version von Regisseur Julio Medem ("Lucia und der Sex") daher. Und auch Cruz ist keine Hilfe: Die oft sehr kompetente Schauspielerin – etwa bei Almodóvar – tappt beinahe instinktlos in jeden Schmalztopf, den Medem für sie bereit hält – und deren sind es viele. Zumal es ihm nicht ausreicht, sich auf eine Person zu konzentrieren, die an Brustkrebs stirbt. Nein, er packt gleich noch tödliche Autounfälle und sterbende Koma-Patienten dazu – ausreichend für drei weitere Soap Operas.

Doch was immer an Schicksalsschlägen daherkommt, Penélope Cruz als Magda – Mutter eines Sohnes und Frau eines untreuen Ehemanns – erträgt alles mit engelhaftem Gleichmut und ätherischer Schönheit. Kein Anflug von Bitterkeit trübt ihre hingebungsvolle Anteilnahme an der Umwelt. Einzig der Ehemann wird schnell entsorgt. Ab dann kümmert sich Magda liebevoll um Fußballcoach Arturo, der zufällig zeitgleich mit dem Ausbruch ihrer Krankheit Frau und Tochter verlor und nun mit Magda eine Schicksalsgemeinschaft bildet. Einziger Nachteil: Er schläft nicht mit ihr, weil er eigentlich schwul und in Magdas Frauenarzt verliebt ist.

Swinger-Club

Besagter Frauenarzt wiederum entpuppt sich als begnadeter Sänger. Immer wieder – etwa vor Magdas Mastektomie – bricht er in triefende "Musik ist Trumpf"-Gesänge aus und zaubert ein Lächeln auf ihre blassen Lippen. Außerdem erweist er sich als ausgesprochen progressiv: Er begleitet seine Patientin in den Swingerclub, heuert ein paar Kumpels für sie an und verhilft ihr so zu einer Schwangerschaft.

Wenig subtil erweist sich Medem auch in seiner Bildgebung: Am Strand, wo Urlaub gemacht wird, krabbeln auffallend viele Krebse umher – offensichtlich ein Verweis auf Magdas sich ausbreitende Krankheit. Ein bleiches Waisenmädchen aus Sibirien huscht ebenfalls immer wieder durchs Bild – als allgemeiner Aufruf zur Menschlichkeit, wahrscheinlich. In jedem Fall darf Magda am Ende noch ein Kind gebären, ehe sie mit einem Lächeln auf den Lippen verscheidet. Die krebskranke Frau als Heilige – schön, edel und voll der Gnaden bis in den Tod hinein.

"Für die Frauen" hat Julio Medem am Ende von "Ma Ma – Der Ursprung der Liebe" huldvoll geschrieben.

Dankend abgelehnt.

Alexandra Seibel

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