Ludwig Hirsch war "Teil der österreichischen Seele"

Ludwig Hirsch war "Teil der österreichischen Seele"
Erschüttert vom Tod des Liedermachers zeigen sich enge Vertraute sowie die heimische Kulturpolitik.

Tief betroffen vom Ableben des Musikers zeigte sich dessen langjähriger Manager Karl Scheibmaier. "Es ist jemand von uns gegangen, der für mich einer der größten Künstler der vergangenen 70 Jahre war. Ludwig Hirsch hat Sachen niedergeschrieben, die niemand sonst gemacht hat." Scheibmaier strich im Gespräch mit der APA auch Hirschs Poesie und seinen Mut hervor, "Sachen von der Bühne runter zu sagen", was sonst kaum jemand gewagt habe.

Als Wiener Poet habe der Sänger eine große Rolle gespielt, er sei ja nur "zufällig" in der Steiermark auf die Welt gekommen, bezog sich Scheibmaier auf ein öfters von Hirsch getätigtes Statement. "Ludwig Hirsch hat an den Wänden gekratzt, um dahinter zu schauen, was los ist", so der Manager, der aber auch Hirsch als private Persönlichkeit sehr zu schätzen wusste. "Er ist in meinem Leben jemand gewesen, der von einer ungeheuren Zärtlichkeit war - auch anderen Gegenüber. Auf den Tourneen hatte man das Gefühl einer großen Familie."

Sein Theaterhintergrund sei für Hirsch laut Scheibmaier vor allem für dessen Liveauftritte von wesentlicher Bedeutung gewesen: "Das war ganz wichtig für seine Form des Auftretens. Er brachte seine Texte so, als wären sie ihm gerade eingefallen. Vor Tausenden von Leuten schaffte er es, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Das bringt sonst keiner fertig."

Zuletzt habe Hirsch mit dem deutschen Regisseur Joseph Vilsmaier an einem Film gearbeitet. Das Projekt unter dem Arbeitstitel "Es lebe der Zentralfriedhof" sei aber nicht mehr zur Fertigstellung gelangt.

Der Direktor des Wiener Volkstheaters, Michael Schottenberg, bezeichnete den heute, Donnerstag, verstorbenen Musiker Ludwig Hirsch als "ganz Zärtlichen, ein ganz Leiser, der mir das Wiener Lied näher gebracht hat". "Mit ihm hat uns einer der sensibelsten Künstler Österreichs verlassen. In seinen Liedern lebt er aber für uns alle weiter", so Schottenberg in einer Aussendung.

Erschüttert zeigt sich die heimische Kulturpolitik über den Tod des Liedermachers Ludwig Hirsch. Kulturministerin Claudia Schmied ( SPÖ)würdigte Hirsch in einer Aussendung als "Teil der österreichischen Seele": "Er begeisterte durch sein Anderssein in einem Umfeld, das hauptsächlich Glück und Erfolg in den Mittelpunkt stellte. Er entlarvte diese Welt als Scheinwelt und trotzte allen Anpassungsbestrebungen. Sein Erfolg war die Darstellung der Kehrseite der Leichtigkeit des Seins, seine Popularität war in der Authentizität dieser Kunst begründet."

Hirsch habe "mit seinen Liedern den Zustand unserer Gesellschaft mit poetischen Texten beschrieben, dunkelgrau mit sehr erhellenden Momenten. Sein tragischer Tod beraubt Österreich einer wichtigen Stimme der Gegenkultur. Wir werden ihn als Schauspieler, Liedermacher, Erzähler und als Mensch, dem man gerne zuhörte, vermissen", so Schmied.

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) würdigte Hirsch als "erfolgreichen und feinsinnigen Anwalt seiner Geschichten". "Er hörte, was andere nicht hören oder nicht hören wollen; sah, was andere nicht sehen oder nicht sehen wollen." Mit seinem ersten Album "Dunkelgraue Lieder" habe "ein Humor in Österreich Einzug gehalten, dessen Gänsehaut man sich als Zuhörer nicht entziehen konnte." Mit seinen tabufreien Geschichten stehe er "in der Tradition großer Namen wie Randy Newman und Georg Kreisler, die schwarz bis bitter, bissig und zynisch, kritisch oder aggressiv ihr Umfeld pflügen".

"Mit Ludwig Hirsch geht eine weitere Legende der kritischen, hintergründigen Kunst von uns", äußerte sich Klaus Werner-Lobo, Kultursprecher der Wiener Grünen in einer Aussendung. "Das sind dunkelgraue Tage für Wien. Ich verneige mich tief vor diesem Jahrhundertkünstler, der in seinen Texten und seiner gesamten Ausdruckskraft kein Tabu scheute und damit umso unmittelbarer und mit unnachahmlicher Poesie die großen Themen des Lebens berührte." Hirsch sei "der legitime künstlerische Nachfolger eines Johann Nestroy" gewesen. "Er hat schon in seinen Liedern nie die Auseinandersetzung mit dem Tod gescheut und sich ihm nun gestellt. Unsere Anteilnahme gilt allen, die ihm nahestehen durften."

BZÖ-Kultursprecher Stefan Petzner würdigte den Verstorbenen als einen "der bedeutendsten Liedermacher des deutschsprachigen Raums. Er begeisterte und berührte seine Fans über die Grenzen Österreichs hinaus mit seinen kritischen, makaber-morbiden Texten". Auch ÖVP-Wien-Kultursprecherin Isabella Leeb zeigte sich über den "viel zu frühen Tod" Hirschs betroffen. "Mit seinen Liedern hat Hirsch auf sehr eindringliche Art und Weise immer Tabuthemen angesprochen und mit seinen makaber-morbiden Texten Bilder in den Köpfen ausgelöst, die wohl niemanden kalt gelassen haben."

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