LP: Faszinierende Stimme, mäßiges Repertoire

Der berühmteste Wuschelkopf seit Prince: Laura Pergolizzi
Die "Lost On You"-Sängerin gastierte in Wien.

Was an Kraft und Variatenreichtum aus der Kehle dieses kleinen, dürren Persönchens namens Laura " LP" Pergolizzi kommen kann, erstaunte im Gasometer wohl jeden Besucher. Denn bei ihrem Wien-Auftritt zeigte die Amerikanerin das ganze Spektrum, das sie als Sängerin bieten kann.

Mal klang LP wie die nachdenkliche Pink, dann wie eine schrille Opern-Diva, eine singende Säge oder ein sanfter Bariton. Alleine mit dem Gesang deckte sie ein emotionales Spektrum von allem zwischen wütend, leidend und aufgewühlt einerseits und traurig, verletzt und resigniert andererseits ab.

Ein guter Teil dieser Palette war schon in dem Hit "Lost On You" Ende 2016 zu hören. Damit schaffte die 36-Jährige, die davor Karriere als Songwriterin für Cher, Rihanna und Christina Aguilera gemacht hatte, den Durchbruch als Solo-Künstlerin.

Kraftstrotzend

Dass sie bisher nur diesen einen Hit hatte, schien im Gasometer anfangs kein Problem. Songs wie " Muddy Waters" oder "Strange", eine Hymne auf die Diversität der menschlichen Natur, boten einen abwechslungsreichen Start. Doch im Mittelteil offenbarten sich Schwächen: Da gab es zu viele Songs, die sowohl in ihrer konventioneller Rock-Pop-Instrumentierung, als auch in ihrer Substanz Durchschnitt sind, in der Melodieführung "Lost On You" zu sehr ähneln, um spannend zu sein.

Und es gab ein bisschen zu viele hohe, kraftstrotzende Töne. Auch wenn die perfekt saßen – LPs Stimme hat auch in der Tiefe einnehmenden Ausdruck. Davon mehr hätte dem Konzert gut getan.

So stellte sich dann doch ein, was bei solchen Acts immer die Gefahr ist: Das Warten auf den einen Hit! Und der kam natürlich erst am Ende. Zum Dank bekam LP einen roten Herzerl-Polster zugeworfen, den sie stolz herumzeigte.

In der Zugabe mit "Forever For Now" zog sie dann noch einmal alle Register ihres stimmlichen Vermögens. Den Eindruck, dass es in ihrem Repertoire nicht viele herausragende Songs gibt, konnte das aber nicht mehr verwischen.

KURIER-Wertung:

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