Love and peace, Ringo!

Die Supernase der Rockmusik ist 75: Gratulation, Ringo Starr!
Ringo Starr, Schlagzeuger, Scherzkeks und Saufnase der Beatles, ist 75.

Wie jedes Jahr hat Ringo Starr nur einen Geburtstagswunsch: Seine Freunde und Fans sollten um exakt 12.00 Uhr, egal, wo sie sich gerade befinden, mit Zeige- und Mittelfinger das Friedenszeichen formen und "Love and peace!" rufen. Beides – Geste wie Slogan – sind seit vielen Jahren Ringos Erkennungszeichen.

Rückwärts

Richard Starkey kam am Dienstag vor 75 Jahren in Liverpool zur Welt. Er ist Linkshänder, lernte aber auf einem für Rechtshänder aufgestellten Schlagzeug zu spielen, so entstand sein markanter Stil – er selbst sagt, er spiele "rückwärts, gegen den Uhrzeigersinn".

Von 1959 bis 1962 spielte Starkey – der sich als Musiker Ringo Starr nannte – bei den Liverpooler Lokalmatadoren Rory Storm & The Hurricanes, ehe er zu den damals noch nicht sonderlich berühmten Beatles wechselte und dort Pete Best verdrängte. Bei den ersten Beatles-Aufnahmen musste er wiederum den Schlagzeugsessel für den Studiomusiker Andy White räumen, da Produzent George Martin Ringos Fähigkeiten misstraute.

In der Personalstruktur der Beatles – die schon das Muster späterer Boybands vorwegnahm – fiel Ringo die Rolle des Scherzkekses zu, vermutlich auch wegen seiner markanten Nase. Er neigte zu absichtlich-unabsichtlichen Wortspielen ("It’s been a hard days ... night"), die dann oft in die Songtexte eingingen. Den Stress des Lebens als Popstar bekämpfte er mit Alkohol, heute ist er trockener Alkoholiker.

Im Unterschied zu John Lennon, Paul McCartney und George Harrison kam Starr nur selten als Sänger zum Einsatz, aber einige der von ihm gesungenen Lieder sind Klassiker, etwa "Yellow Submarine" und "With A Little Help From My Friends". Alleine aus seiner Feder stammen nur zwei Titel im Beatles-Katalog, "Don’t Pass Me By" und "Octopus’s Garden".

Einflussreich

Love and peace, Ringo!
Sogar ein Beatle soll abgekupfert haben. "My Sweet Lord" von George Harrison (vorne) klingt ganz erstaunlich nach "He's So Fine" von The Chiffons.
Auch deshalb wird Ringos Rolle im Gefüge der Beatles oft kleingeredet: Zwei Genies, ein Begabter ... und ein Lustiger. John Lennon sagte über ihn: "Ob Ringo der beste Schlagzeuger der Welt war? Er war nicht einmal der beste Schlagzeuger der Beatles!" (Eine Anspielung auf die Tatsache, dass Paul McCartney gerne selbst das Schlagzeug übernahm.)

Heute wird er ernster genommen. Legendäre Drummer wie Max Weinberg (von Bruce Springsteens E Street Band) oder Phil Collins würdigten seinen hoch musikalischen Stil. Weinberg: "Sein Einfluss auf das Schlagzeugspiel in der Rockmusik war so wichtig und weitreichend, wie der von Gene Krupa im Jazz." Und Collins über Ringos Arbeit auf dem Song "A Day in The Life": "Man könnte einen großen Schlagzeuger von heute nehmen und ihm sagen, so soll es klingen. Sie würden nicht wissen, was sie tun sollen."

Und auch Beatles-Produzent George Martin hat seine Meinung inzwischen geändert: "Ringo kann auf seinen Trommeln einen so lockeren tiefen Klang erzeugen, der einzigartig ist."

Bis heute veröffentlicht Ringo Starr Soloalben, tourt mit seiner All-Starr-Band – und grüßt unermüdlich mit dem Friedenszeichen.

Fotos: Privater Blick auf die Beatles

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