Louvre bekommt neuen Direktor

epa03649607 An undated handout picture provided by the Musee du Louvre on 04 April 2013 shows Jean-Luc Martinez the new director of the Louvre Museum in Paris, France. Martinez was appointed as the director of the Louvre Museum on 03 April 2013. EPA/LOUVRE MUSEUM / HO HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES
Direktorenwechsel im Louvre: Neuer Mann, neue Politik?

Erstmals seit 50 Jahren wird ein Archäologe den Louvre leiten. Nach knapp zwölf Jahren an der Spitze einer der größten Kunsteinrichtungen der Welt wird Henri Loyrette von dem 49-jährigen Jean-Luc Martinez abgelöst, wie der Louvre am Mittwoch mitteilte. Der Kunsthistoriker war bis dato Direktor der Louvre-Abteilung für griechische, etruskische und römische Antiquitäten. Die Wahl des neuen Direktors hatte sich zuletzt auf drei Kandidaten konzentriert, darunter auch auf eine Frau, die jetzige Leiterin des Kunstmuseums in Lyon, Sylvie Ramond.

Louvre bekommt neuen Direktor
epa03029450 People gather outside the glass Pyramid of the Louvre Museum, as night falls over Paris, France, 09 December 2011. The Pyramid, a major landmark in Paris, has had its 4,500 xenon lights replaced with 3,200 LED lights by the Toshiba Corporation, in a bid to reduce power consumption by 73 per cent. EPA/IAN LANGSDON
Martinez wurde auf Vorschlag der französischen Kulturministerin Aurelie Filippetti von Frankreichs Präsident François Hollande ernannt. Loyrette scheidet am 14. April aus seinem Amt aus. Unter seiner Leitung ist die Besucherzahl von rund 5,1 Millionen auf über 8,3 Millionen im Jahr angestiegen. Der Louvre ist heute das meist besuchte Museum der Welt.

Ein Museum von Welt

Henri Loyrette hat in seiner knapp zwölfjährigen Amtszeit aus dem Louvre das gemacht, was er heute ist: Das, mit rund 9,7 Millionen Besuchern jährlich, meist besuchte Museum der Welt und ein Aushängeschild mit Dependancen im In- und Ausland. Als erstes internationales Museum in der arabischen Welt wird voraussichtlich Anfang 2016 der Louvre-Abu Dhabi eröffnet - noch vor dem Guggenheim im Jahr 2017. Der Heimatableger Louvre-Lens in Nordfrankreich hat Ende vergangenen Jahres die ersten Besucher empfangen. Loyrettes Expansionspolitik war nicht immer unumstritten. Nach zwölf Jahren übernimmt ein Archäologe das Flaggschiff.

Der 49-jährige Jean-Luc Martinez ist Spezialist für griechische Plastik der Antike. Seit 1997 arbeitet er in dem Museums-Flaggschiff. Zunächst als Chefkonservator für griechische Skulpturen, bevor er im Jahr 2007 an die Spitze der Abteilung für das griechische, etruskische und römische Altertum avancierte. Der Louvre sei sein Leben, sein Kindheitstraum und seine jugendliche Leidenschaft, gestand der Kunsthistoriker nach der Bekanntgabe seiner Ernennung.

Unterschiedliche Ansichten

Im Gegensatz zu Loyrette, der im schicken Vorort Neuilly-sur-Seine als Sohn eines Anwalts geboren ist, stammt Martinez aus bescheidenen Verhältnissen. Er ist ein Sozialaufsteiger. Aus seiner Herkunft macht er keinen Hehl. Seine Mutter war Hausmeisterin, sein Vater Briefträger, wie er erzählt, und gewohnt habe er mit seinen Eltern in den ersten Jahren nach seiner Geburt in einer Sozialwohnung. Wie der Name besagt, ist der Kunsthistoriker spanischer Herkunft.

So unterschiedlich wie die sozialen Wurzeln sind, könnte auch die Politik der beiden Experten sein. Filippetti hat bereits wissen lassen, dass sie eine andere Marschroute von dem neuen Louvre-Chef erwarte. Wie sie der französischen Nachrichtenagentur AFP vor kurzem anvertraute, wünsche sie sich einen Louvre, der mehr auf nationaler Ebene tätig werde.

Umorientierung

Die Politikerin wünscht sich von Martinez eine Politik der Demokratisierung des Zugangs zur Kultur und zu den Werken. Bisher sei die Expansionspolitik gerechtfertigt gewesen, doch nun müsse man sich umorientieren und die Besucher zufriedenstellen, damit sie wiederkehren, wie sie weiter ausführte.

Louvre bekommt neuen Direktor
Louvre museum's president Henri Loyrette delivers a speech during the official opening ceremony of the new Department of Islamic Arts galleries at the Louvre museum in Paris September 18, 2012. REUTERS/Pierre Verdy/Pool (FRANCE - Tags: POLITICS ENTERTAINMENT SOCIETY)
Der 60-jährige Loyrette hat viel vollbracht. Doch seine Modernisierungs- und Expansionspolitik war nicht immer unumstritten. Man warf ihm wegen seiner Leihgabenpolitik an das amerikanische High Museum in Atlanta - 13 Millionen Euro für rund 183 Kunstwerke - den Ausverkauf des Louvre vor und wegen des Louvre-Abu Dhabi reine Vermarktung von Kunst und Kultur.

Der Louvre-Abu Dhabi, für den das erdölreiche Scheichtum Paris mehr als 800 Millionen Euro gezahlt haben soll, hätte ursprünglich 2014 seine Türen öffnen sollen. Loyrette hat von sich aus auf eine neue Amtszeit verzichtet. Er wird am 14. April sein Büro im Louvre verlassen und als Mitglied des Staatsrats weiterwirken.

Kommentare