Linda McCartney: Intime Fotos im Kunsthaus

Paul und Martha, London, 1968
Paul McCartneys Frau dokumentierte die Sixties, ihr Familienleben und ihre Naturbegeisterung.

Auf den Fotos, die ihr Mann Paul und andere von ihr gemacht haben, sieht Linda McCartney schüchtern aus. Erst durch das Objektiv, selbstvergessen, konnte sie selbstbewusst auftreten, gab sie einmal zu - und mit ihrer Kamera einzigartige Dokumente ihrer Zeit und ihres Umfeldes erschaffen. Am Donnerstag eine Retrospektive von McCartneys fotografischem Werk im Beisein von Paul McCartney eröffnet. Als Chronistin der Sixties und ihres Familienlebens, aber auch als Naturliebhaberin und fotografische Landschaftsmalerin, sind ihre Fotografien bis zum 6. Oktober im Kunsthaus Wien zu sehen.

So gut man Linda McCartney für einige ikonische Aufnahmen und für ihr Familienleben mit Paul kennt, so unbekannt "sind weite Teile ihres fotografischen Werks", erklärte Kurator Andreas Hirsch bei der heutigen Presseführung. Die Familie McCartney erlaubte allerdings einen "sensationellen Griff ins Archiv", und damit eine Retrospektive, die diesen Namen auch verdient. Von ihren frühen Arbeiten, als sie am Anfang ihrer Karriere als einzige Fotografin bei einem Termin der Rolling Stones zugelassen war und sofort ihr "Gespür für Momente ein bisschen abseits des Konventionellen" unter Beweis stellte, bis zu den späten Zeugnissen ihrer Natur- und Pferdebegeisterung.

Impressionen der Ausstellung

Linda McCartney: Intime Fotos im Kunsthaus

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Linda McCartney: Intime Fotos im Kunsthaus

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Linda McCartney: Intime Fotos im Kunsthaus

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Linda McCartney: Intime Fotos im Kunsthaus

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Linda McCartney: Intime Fotos im Kunsthaus

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Linda McCartney: Intime Fotos im Kunsthaus

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Linda McCartney: Intime Fotos im Kunsthaus

Brian_Jones_and_Mick_Jagger_New_York_c_1966_Paul_McCartney_Photographer_Linda_McCartney.jpg
Linda McCartney: Intime Fotos im Kunsthaus

Johnny_Depp_and_Kate_Moss_London_c_1995_Paul_McCartney_Photographer_Linda_McCartney.jpg
Linda McCartney: Intime Fotos im Kunsthaus

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Auch formal variierte McCartney ihre Arbeitsweise dabei beträchtlich. Wähnt man sich bei ihren "Pferden im Schnee" aus 1986 in einem impressionistischen Gemälde, sind ihre Schlaglichter auf das Leben "on the road" von einer Unmittelbarkeit, die eine intime Kenntnis dieses Lebensgefühls unterstreicht. Paul und John Lennon, über das Mischpult gebeugt, Yoko Ono und John, die kurz von der konzentrierten Arbeit auf schauen, aber auch die ikonenhaften Bilder von Brian Jones und Mick Jagger, leicht gelangweilt, von Eric Clapton, mit dessen Porträt sie international bekannt wurde, von Johnny Depp und Kate Moss, von Gilbert und George und von vielen anderen großen Namen, die auf ihren Fotos so gar nicht wie Promis, sondern wie gute Freunde aussehen.

Lieblingsmotive

Ihre Lieblingsmotive, quer durch die 70er, 80er und die 90er bis zu ihrem frühen Krebstod, bezog sie aus ihrem engsten Kreis - ihrer Familie. Papa Paul trägt seine Kleinen unter dem Pelzmantel, auf seinen Schultern, plantscht mit ihnen in der Badewanne. Die vier Kinder auf Reisen, im Rückspiegel, im Flieger, immer wieder auf der Pferdekoppel. Schließlich auch als Erwachsene, als attraktive junge Frauen, die der Mutter Modell stehen. Wäre die Qualität der Bilder nicht so eindrucksvoll, dass sie wieder ein Stück weit museale Distanz schafft, man wäre von ihrer Intimität vielleicht etwas beschämt.

Dass die Familie eng in die Konzeption der Ausstellung eingebunden war, ist deshalb wohltuend. Gerade die Auswahl der Bilder, die Linda selbst zeigen - ob im Selbstporträt oder vor der Linse ihres Mannes - zeugen von großer Zuneigung und vom liebevollen Gedächtnis, in dem nicht nur die Fotografin sondern vor allem der Mensch Linda McCartney behalten wird. Große Teile der Familie werden sich die Ausstellung heute in einem privaten Treffen ansehen.

" Linda McCartney. Retrospektive."
6. Juni bis 6. Oktober, Kunsthaus Wien

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