"Lina": Geborene Obertimpfler, verheiratete Loos

Sara Born in einer Low-Budget-Bio über Lina Loos
Low-Budget-Bio über die Schauspielerin Lina Obertimpfler, Ehefrau von Adolf Loos.

Es gibt verschiedene Formen, Frauen abzuwerten und sie zu entmündigen. Eine besonders subtile Form ist es, eine Frau so zu verherrlichen, sie so "in den Himmel zu heben", dass sie hinter der männlichen Wunschfantasie verschwindet.

Adolf Loos, viel gerühmter Architekt der Moderne um 1900, beherrschte diese Kunst – wie die Briefe an seine Ehefrau Lina bezeugen – besonders gut. Umso erfreulicher, wenn nun ein Film Lina aus Adolfs Schatten holt.

Sie wurde von Peter Altenberg angedichtet, von Joseph Roth mit einem Buch beschenkt, sie konnte mit Egon Friedell und Franz Theodor Csokor über Literatur parlieren und mit Vicki Baum die "Menschen im Hotel" ausrichten: Die Schauspielschülerin Lina, geborene Obertimpfler, Tochter eines Kaffeehausbesitzers in der Mariahilfer Straße im Wien des Fin de Siècle. Die Begegnung mit ihrem ersten und einzigen Mann Adolf Loos verlief ungewöhnlich und bezeichnend sowohl für die Extravaganz des damals umstrittenen Architekten als auch für die Spontaneität der jungen Schauspielerin. Sie gipfelte in einem Heiratsantrag des um 12 Jahre Älteren an die knapp 19-Jährige. Die Ehe verlief unglücklich und endete bereits zwei Jahre später mit einem von Arthur Schnitzler literarisch verarbeiteten Gesellschaftsskandal. Wie die geborene Lina Obertimpfler zu Lina Loos geworden ist, will nun der österreichische Film "Lina" erzählen. Schade ist nur, dass der Film nur mit einem allzu kleinen Budget und in nur 14 Tagen gedreht werden konnte, was in etlichen Szenen schmerzlich sichtbar wird. Sehenswert ist der Film trotzdem – aufgrund seines Themas.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: Österreich 2016. 94 Min. Von Walter Wehmeyer. Mit Sarah Born, Johannes Schüchner.

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