"Life": Der Onkel vom Mars ist ein glibberige Riesenkrake

Jake Gyllenhaal in dem süffigen Alien-Thriller "Life"
Sci-Fi-Thriller mit Star-Ensemble, süffig und stilsicher.

Der Einzeller vom Mars heißt Calvin. Calvin kann man zuerst nur unter dem Mikroskop beobachten. Amerikanische Wissenschaftler haben ihn im Zuge ihrer Weltallmission zum Mars an Bord ihrer Raumstation gebracht. Dort nehmen sie ihn nun verliebt unter die Lupe: Ist er nicht süß? Und so gescheit. Das erste Lebewesen von außerhalb der Erde!

Calvin wächst flott. Bald ist aus dem Einzeller ein Mehrzeller geworden. Er sieht aus wie ein ausgelutschter Kaugummi und schlingt sich liebevoll um den Daumen des Labor-Chefs. Bis aus der zarten Umarmung plötzlich ein krasser Griff wird und dem Genforscher die ganze Hand abtötet. Spätestens dann hat auch der Rest der ratlosen Mannschaft kapiert: Calvin ist ein unfreundliches Lebewesen. Und Vegetarier ist er auch keiner. Das wird klar, als Calvin die Bordratte verputzt, dann Ryan Reynolds, und schließlich den Rest der Astronauten auf den Speiseplan setzt. Außerdem hat er sich von der Größe einer Bananenschale zu einer glibberigen Mischung aus Qualle und Riesen-Oktopus ausgewachsen.

Ein zügiges Indoor-Drama im Bauche eines Raumschiffes hat man prominent in "Gravity" gesehen, allerdings ohne Alien. Und bevor Ridley Scotts neuerliche Ur-Alien-Fortsetzung "Alien: Covenant" im Mai in die Kinos kommt, ist man mit der Krake vom Mars gut beraten.

Schleimbatzen

Dramaturgisch verläuft "Life" absehbar, aber effektvoll. Ein beseeltes Ensemble, in das sich A-List-Stars wie Jake Gyllenhaal und Ryan Reynolds mischen, liefert emphatisch durchlebte, meist ironiefreie Action und jagt, mit der Krake auf den Fersen, durch die Raumstation. Das Öffnen- und Schließen der Schleusen wird zu einer Art Running Gag, bei dem sich die Qualle jedes Mal gegen die sich in letzter Sekunde schließenden Eisentüren schmeißt und dort dann enttäuscht am Fenster herunterrutscht.

Eine der Astronautinnen versucht, den Schleimbatzen während einer riskanten Kletteraktion im Weltraum zu entsorgen. Ein andermal reichen sich die Überlebenden verzweifelt die Hände und kämpfen darum, zurück ins Raumschiff zu kommen. Allerdings: Wo Menschen zwei Arme haben, hat Calvin viele. Ein klarer Vorteil.

"Calvin hasst uns nicht, er will nur überleben", lauten die letzten Worte des Wissenschaftlers. In diesem Sinne hält sich der schwedische Regisseur Daniel Espinosa nicht lange mit philosophischen Zwischentönen auf, sondern liefert süffiges, stilsicheres Genre-Kino mit schönen Schockstößen. Gegen Ende hin verdünnt sich die Handlung zwar, aber dafür darf Jake Gyllenhaal mit der Krake Armdrücken.

Wer gewinnt, wird nicht verraten.

INFO: USA 2017. 103 Min. Von Daniel Espinosa. Mit Jake Gyllenhaal, Rebecca Ferguson.

KURIER-Wertung:

Freundschaft auf den ersten Blick war es nicht. Als sich Karl Marx und Friedrich Engels das erste Mal trafen, konnten sie einander nicht leiden. Der lässige Fabrikantensohn aus England erschien dem analytischen Philosophen arrogant und abgehoben. Umgekehrt verhielt sich die Gefühlslage ähnlich.

Doch schon bei der zweiten Begegnung bricht die Hochachtung aus ihnen heraus: "Sie sind ein Genie, mein Lieber!", sagt Engels in aufrichtiger Bewunderung, und Marx revanchiert sich mit einer Höchstnote für Engels’ legendäre Studie zur "Lage der arbeitenden Klasse in England": "Kolossal"!

Man geht trinken, Marx übergibt sich ins Klo, und ab dann entsteht eine fruchtbare Freundschaft, deren Höhepunkt in der gemeinsamen Verfassung des kommunistischen Manifests mündet.

Der in Haiti geborene Regisseur Raoul Peck und sein Drehbuch-Autor, der studierte Philosoph Pascal Bonitzer, verstehen es, intellektuelle Linien nachzuzeichnen, die entscheidende Abschnitte in der Entwicklung des historischen Materialismus darstellen – etwa die Auseinandersetzungen mit dem französischen Ökonomen Proudhon. Bis hin zu Marx’ legendärer Formulierung "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt drauf, an sie zu verändern" werden wichtige Stationen markiert, die zur Gründung der kommunistischen Partei und deren ideologischer Verankerung führten.

Blass

Doch so interessant Pecks Geschichtsstunde inhaltlich auch ist, findet sie kaum zu spannenden Bilder. Der formidable August Diehl als junger Karl Marx mit schwarzer Löwenmähne und Zylinder spielt famos und lässt Stefan Konarske als blonden Engels mit Backenbart blass erscheinen. Trotzdem kann selbst Diehl nie ganz den Eindruck abschütteln, dass man ihn verkleidet hat. Ohnehin bleibt die Inszenierung theaterhaft, visuell weitgehend reizlos und weicht auch erzählerisch nicht von den Trampelpfaden der Kostümfilmkonventionen ab.

INFO: D/F/BL 2017. 118 Min. Von Raoul Peck. Mit August Diehl, Stefan Konarske, Vicky Krieps.

KURIER-Wertung:

"Life": Der Onkel vom Mars ist ein glibberige Riesenkrake
Stefan Konarske (li.) als Friedrich Engels, August Diehl als Karl Marx

Noch bevor die neue Generation der Power-Rangers endlich in unseren Kinos landet, wurden ihre Fans und Epigonen bereits auf heimischen Faschingsbällen gesichtet. Die bunten Power-Rangers-Outfits zählten jedenfalls – egal ob in Kinder- oder Erwachsenengrößen - zu den beliebtesten Kostümierungen der gerade zu Ende gegangenen Narren-Saison. Die „Power Rangers“ sind bereits mehr als zwei Jahrzehnten ein globales Phänomen – seit die gleichnamige amerikanisch-japanische Fantasy-Produktion in den 1990er Jahren für Rekord-Einschaltquoten sorgte: 73 % der TV-affinen Kids im Alter von zwei bis elf Jahren versammelten sich damals weltweit vor den Geräten, um dabei zuzusehen, wie sich gleichaltrige „Helden“ mit Schul- und Beziehungsproblemen in waffenstrotzende Karatefiguren verwandelten. Jetzt übernimmt eine neue Generation von „Power Rangers“ im Kino die Aufgabe, die Welt vor der Zerstörung durch Außerirdische zu bewahren. Der gemeinsame Kampfgeist hilft ihnen, ihre diversen sozialen Probleme zu überwinden und – auch das ist nicht gerade originell – den Wert von Freundschaft schätzen zu lernen. Bis es zum spektakulären Showdown kommt, zieht sich der Film und langweilt mit belanglosen Dialogen. Dann aber spielt es – salopp gesagt – „Granada“. Die Grundstruktur der Konfliktlösung ist schnell zu beschreiben: Gut gegen Böse, Irdische gegen Außergalaktische. Fünf amerikanische Teenies treten gegen die galaktische Hexe Rita und ihre Monster an. Eines davon ist aus purem Gold geformt – eine Art Mammon, an dem sich vielleicht die Salzburger „Jedermann“-Ausstatter ein Beispiel nehmen könnten..

Text: Gabriele Flossmann

INFO: USA 2017. 124 Min. Von Dean Israelite. Mit Dacare Montgomery, Bryan Cranston, Bill Hader.

KURIER-Wertung:

"Life": Der Onkel vom Mars ist ein glibberige Riesenkrake
 Neue Generation rettet die Welt: Die „Power Rangers“ sind da

„Lammbock – Alles in Handarbeit“ (2011) war der Kino-Erstling des Regisseurs und Drehbuchautors Christian Zübert. Mit rund einer Million Zuschauern in Deutschland und Österreich zählte er zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Filmkomödien. Den Klamauk-Streifen „Der Schuh des Manitu“ sahen allerdings im gleichen Jahr rund 12 Millionen. Bully Herbig ließ damals das Publikum abstimmen, ob er eine Fortsetzung drehen sollte. Ergebnis: Keine. Dafür kommt jetzt, sechzehn Jahre später, ein Sequel der inzwischen zur „Kult-Legende“ erklärten Kiffer-Komödie ins Kino. Statt der Pizzeria „Lammbock“ betreibt der inzwischen verheiratete Kai (Moritz Bleibtreu) mehr schlecht als recht einen Asia-Lieferservice namens „Lommbock“. Sein früherer Kumpel Stefan (Lucas Gregorowicz) hat sich nach Dubai abgesetzt und will dort eine ebenso wohlhabende wie attraktive Frau heiraten. Dafür braucht er aber noch einige Papiere aus der alten Heimat. Eine Neubelebung der alten Cannabis-Connection nach sechzehn Jahren ist damit unvermeidbar. Das Wiedersehen wird mit vielen Joints gefeiert und als Stefan danach – immer noch „high“ – seiner einstigen Jugendliebe über den Weg läuft, landen die beiden in einer etwas abstrusen Sex-Szene auf dem buchstäblich „abgefuckten“ Sofa des „Lommbock“. Der Weg zurück in den sittenstrengen Orient wird für Stefan dadurch verdammt kompliziert. Die Cannabis-Connection erweist sich auch dabei als hilfreich. Alles in allem ist „Lommbock“ eine akzeptable Komödie mit teilweise lustigen, aber auch vielen halblustigen Sprüchen und einer überschaubaren Handlung rund um zwei immer noch sympathische, leicht gealterte Chaoten. Elmar Wepper hat als mittlerweile gebrechlicher Vater von Stefan, der sich sein Dope als Heilmittel durch die Pfeife reinzieht, einen sichtlich genüsslichen Kurzauftritt.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: D 2017. 105 Min. Von Christian Zübert. Mit Moritz BLeibtreu, Lucas Gregorowicz.

KURIER-Wertung:

"Life": Der Onkel vom Mars ist ein glibberige Riesenkrake
Moritz Bleibtreu betreibt ein Asia-Lieferservice: "Lommbock"

Eine Kanone in Penisform, eine vermeintliche Vergewaltigung, Pyrotechnik, künstliches Blut und ein Bodybuilder als Sänger, der mit einem Dildo die Fans anspritzt: Rammstein, die Berufsprovokateure rund um Till Lindemann, griffen bei ihren zwei Paris-Konzerten (2012) tief in die Requisiten-Kiste und feierten eine Orgie. Diese wurde von Jonas Åkerlund gefilmt, mit harten wie schnellen Schnitten aufbereitet, und wird nun an drei Tagen (23., 24, 29.3.) in ausgewählten Kinos gezeigt.

INFO: D 2016. 98 Min. Von Jonas Åkerlund. Mit u.a. Till Lindemann, Paul Landers, Flake Lorenz.

KURIER-Wertung:

"Life": Der Onkel vom Mars ist ein glibberige Riesenkrake
Musikfilm: "Rammstein in Paris"

Kommentare