Liebe und Sozialismus sind den Bach runter

Liebe und Sozialismus sind den Bach runter
Kritik: Premiere von "Wie Mücken im Licht" im Wiener Schauspielhaus.

Von Freiheit und Widerstand handelt „Wie Mücken im Licht“ von Schauspielhaus-Autorin Anne Habermehl. Um das zu verstehen, ist es gut, wenn man das Programmheft gelesen hat. Denn einfach erschließt sich die Geschichte dieses Einakters nicht. Das liegt auch daran, dass man ab der zweiten Reihe kaum sieht, was vorgeht: Spielort ist die Bar, in der Holzbänke aufgestellt sind, das Stück findet dazwischen statt (Bühne: Anna Panzenberger). Allerdings verbringt Hauptdarsteller Gideon Mraz einen Gutteil des Stücks auf dem Boden. Für manche wird das einstündige Schau- zum Hörspiel. Halb so wild, die Requisiten sind karg.

Man hört also die Geschichte dreier „Angry Young Men“ im Lauf der Zeit. Die, auch als Hörspiel, gegen Ende immer besser funktioniert. Erster Schauplatz: eine Gefängniszelle in Wien um 1918 (zeitgenössische Arbeiterlieder zeugen davon). Ein junger Kommunist schmiert mit Kohle die Wände an. Er ist sichtbar motiviert vom Zeitgeist der Veränderung.

Nach zwanzig Minuten Gefängnis läutet Bonnie Tylers „I need a hero“ im Radio die 80er-Jahre ein. Bratislava, 1988: Ein wütender Mann beschreibt seiner in den Westen geflohenen Frau sein untergehendes Land. „Liebe und Sozialismus sind den Bach runter“. Zuletzt Wien, 2013: Ein junger Bursche geht zum Bipa, kauft Red Bull und schlägt eine Frau zum Krüppel. Er ist der Einzige, der keine Utopie über politische Veränderung hat. Er hat einfach die Schnauze voll.

Ein beängstigender Befund, bravourös ausgestellt von Hauptdarsteller Maoz.

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