Liebe als Nahkampf-Disziplin

David Schalko, Superfilm, Zieglergasse 1
Der Regisseur von "Braunschlag" arbeitet unermüdlich – und kritisiert den ORF.

Das Buch – es trägt den Titel „Knoi“ und erscheint Ende des Monats beim Jung-und-Jung-Verlag – ist ein wildes Kammerspiel um Liebe, Sex und Tod. Teilweise ist die Handlung surreal, die Trennung zwischen Realität und Fantasie verschwindet. Der Verlag vergleicht den Text mit Woody Allen, Yasmina Reza und Michael Haneke. Schalko lächelt: „Ich fühle mich sehr geschmeichelt. Verlage brauchen halt Vergleiche, um den Lesern sagen zu können, wohin die Reise geht.“

Wenn man ihm sagte, man habe das Buch sehr gerne gelesen, sei sich aber nicht ganz sicher, ob man es wirklich verstanden habe – wäre er dann verärgert? Schalko: „Nein, das wäre auch ok. Es ist ja auch nicht strukturiert wie ein klassischer, realistischer Roman. Es gibt mehrere Erzählebenen, die Struktur ist surrealistisch. Eine Betriebsanleitung für das Lesen kann ich nicht geben. Ich habe zwei Jahre dran geschrieben, aber ich könnte ihn nicht in zwei Sätzen erklären.“

Liebe

Liebe als Nahkampf-Disziplin
Der Text ist, obwohl er in Abgründe blicken lässt, auch sehr witzig, nah an der Satire. Ein typischer Satz lautet: „Liebe ist eine Nahkampfdisziplin.“ Schalko: „Beziehungen sind ja auch ein Ringen und Kämpfen, ein Abarbeiten aneinander! Das Thema des Buches ist die Liebesfähigkeit. Darum geht es darin, nicht um das Geliebtwerden.“

Der Titel des Buches ist übrigens keine Anspielung auf das Dialektwort für „Knall“. Schalko: „Dass ,Knoi‘ auch Knall heißen kann, war mir gar nicht bewusst. Dieses Wort war eines Tages einfach da.“ „Knoi“ ist ein Fantasiebegriff, den eine der Hauptfiguren des Buches, ein sehr merkwürdiges Kind, erfindet. Schalko: „Kinder erfinden ja wirklich ständig eigene Begriffe. Und diese stimmen dann auch!“

ORF

Kürzlich wurde bekannt, dass der Regisseur der Erfolgsserie „Braunschlag“ an einem Drehbuch für eine neue ORF-Serie mit Gert Voss arbeitet. Schalko: „Ich habe beschlossen, dazu nichts zu sagen. Ich habe keine Ahnung, wie diese Meldung zustande kam. Ich habe erst angefangen, am Drehbuch zu schreiben, um mehr zu sagen, ist es viel zu früh.“

Wozu Schalko bereitwillig etwas sagt, ist die Diskussion über den Auftrag des ORF. Schalko findet, dieser solle sich auf seine Kernaufgabe konzentrieren – öffentlich-rechtliches Fernsehen zu machen: „Das heißt, Dinge zu produzieren, die man auf anderen Sendern nicht sieht. Ich finde es für den ORF weniger schlimm, eine Olympiaübertragung nicht zu machen, die man auf anderen Sendern auch sehen kann, als eine österreichische Serie nicht zu machen.“

Der ORF beklagt jedoch akuten Geldmangel. Schalko: „Wenn man wenig Geld hat, ist es eine Frage der Prioritätensetzung, und anhand dieser erkennt man die Haltung. Daher ist jetzt meiner Meinung nach der beste Zeitpunkt, über die Frage des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu diskutieren.“

KURIER-Wertung: **** von *****

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