Leopold: Eine Sammlung behält ihr Geheimnis

Leopold: Eine Sammlung behält ihr Geheimnis
Rudolf Leopold hinterließ eine zweite Sammlung: Deren zeitgenössische Werke zeigt nun das Leopold Museum.

Es riecht nach Holz: Hoch aufgerichtet stehen derzeit zusammengenagelte Paletten im Leopold Museum. In dieser Kunstlager-Atmosphäre werden zeitgenössische Werke aus einer Sammlung präsentiert, der mit einer gewöhnlichen Schau offenbar nicht beizukommen ist: Die "Sammlung II" von Rudolf Leopold, zusammengetragen von 1994 bis zu seinem Tod 2010.

Rund fünf Millionen Euro pro Jahr hatte er dafür zur Verfügung. Und er hat dem subjektiven Aspekt seines Sammlerblicks freien Lauf gelassen: von der Gotik bis zu jüngsten Studentenarbeiten reichen die Arbeiten.

Die Systematik darin ist höchst persönlich: Er habe gesammelt, was ihn erregt habe, sagte Leopold, und zwar im weitesten Sinne. Entstanden ist eine Sammlung, die nicht nur der kaufmännische Leiter des Museums, Peter Weinhäupl, "geheimnisvoll" findet. Ein Geheimnis, das sich auch nach dem Parcours durch die Paletten, vorbei an 140, meist nach 1980 entstandenen Werken von über 100 Künstlern, nicht gelüftet hat.

Kontraste

Art Brut, Konzeptkunst, Akte, Porträts, Fotorealistisches und Abstraktes begegnet einem, große Namen wie Oberhuber, Nitsch, Brus, Krystufek, Lichtenstein - und viel Unbekanntes. Franz Smola und Leopolds Sohn Diethard haben die Schau "The Excitement Continues" (bis 30. Jänner 2012) mehr assoziativ als wissenschaftlich zusammengestellt, haben Kontexten den Vorzug vor strikter Einordnung gegeben.
Hier dürfte das der gültige Weg sein: Dem rasch ordnenden Geist verweigert sich die insgesamt 6000 Objekte umfassende Sammlung. Ja selbst der geordneten Vergabe von Inventarnummern will sie sich nicht so recht öffnen, wie
Diethard Leopold schmunzelnd bemerkt.

Der Sammlerblick Rudolf Leopolds hatte seine ganz eigenen Maßstäbe, traf Studenten und Etablierte gleichermaßen, ließ sich von intuitiven Aspekten wie Farblichkeit genauso leiten wie von musealer Qualität.

Schwebe

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Es ist eine "Sammlung, die sich noch in Schwebe befindet", sagt Architekt Laurids Ortner. In seiner Ausstellungsgestaltung begrüßen daher großflächige Bilder, die von der Decke hängen - schweben, eben. Darunter steht ein klappriges Auto, das so gar nicht zum Bild vom vermögenden Sammler passen will, mit dem Rudolf Leopold aber seine Sammlung II zusammengetragen hat.

In Schwebe ist auch der zukünftige Standort der Sammlung II: Das Direktorium des Leopold Museums hätte diese gerne als Dauerleihgabe im Haus. Doch dafür müssten Bundesgelder fließen. Ein runder Tisch mit dem Kulturministerium soll demnächst kommen.

Dorthin kann die Familie nun ein gutes Druckmittel mitbringen: Es kursieren Ideen, dass die Sammlung in universitärem Umfeld in Krems Einzug halten könnte.
Der künftige Standort soll noch in diesem Winter gefunden werden, wünscht sich Diethard Leopold. Der sich als Alternative auch "ein zweites Leopold Museum" vorstellen kann.

Die Schau: Daten, Fakten

Sammlung: "Leopold II" wurde von Rudolf Leopold von 1994-2010 zusammengetragen. Sie umfasst 6000 Werke, die derzeit erst aufgearbeitet werden. Die Schau ist die erste umfassende Präsentation mit Werken der Sammlung.

Ausstellung: "The Excitement Continues" versammelt 140 Werke und läuft bis 30. Jänner 2012 als Teil der Zehnjahresfeiern des Leopold Museums.

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