Lenz-Verfilmung: Es gibt kein Gut, kein Böse
Anfang der 1960er-Jahre, am Ende eines Sommers an der Ostsee: Englisch-Lehrerin Stella und ihr Schüler Christian liegen am Strand. Der 18-Jährige hält ein Buch William Faulkners in Händen und sie versucht, ihm das näher zu bringen: "Bei Faulkner gibt es kein gut oder böse, kein richtig oder falsch, seine Figuren können nicht anders, sie handeln so, wie sie eben handeln."
So ergeht es auch Stella (Julia Koschitz) und Christian (Jonas Nay) in die "Schweigeminute" (20.15, ZDF), der filmischen Adaption des Spätwerks des großen Siegfried Lenz. "Eine wunderschöne, melancholische Liebesgeschichte, die eigentlich nicht sein darf", so die österreichische Schauspielerin. Für diese Rolle hat sie mehrere Castings absolviert. Denn "als ich das Buch gelesen hatte, wusste ich, ich will das unbedingt machen."
Affäre
Stella ist eine Frau, die nicht viel auf Konventionen gibt. "Mich hat die Freiheit und Selbstbestimmtheit dieser Figur fasziniert", erläutert die mehrfach preisgekrönte Schauspielerin. "Doch Stella weiß auch, dass jede offen demonstrierte Nähe sie in die Bredouille bringen kann." Die erste Begegnung mit Christian auf einer Insel ist für sie deshalb "eine einmalige Sache". Aber Christian lässt nicht locker. Koschitz: "Natürlich kann er Stella intellektuell nicht das Wasser reichen. Sie empfindet trotzdem eine große Nähe zu ihm, körperlich, aber auch geistig." Sogar eine gemeinsame Zukunft scheint möglich, als das Unglück passiert.
Zwischentöne
Zur Person Julia Koschitz
Die 41-Jährige Österreicherin wurde in Brüssel geboren, studierte in Wien am Schubert-Konservatorium. Sie startete die Karriere auf deutschen Bühnen. Das breite Publikum kennt die mehrfach für die ROMY Nominierte und vielfach preisgekrönte Schauspielerin durch Serien wie „Doctor’s Diary“ und „München 7“ oder von TV- und Kino-Filmen wie „Wunder von Kärnten“ oder „Hin und weg“.
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