"Der Maler Munch"

Tanja Langer verliebte sich vor 12 Jahren in das Werk Munchs.
Eine intensive Romanbiografie entlang der Bilder des skandalträchtigen Norwegers, der vor 150 Jahren geboren wurde.

Lauwarm war er nicht. Edvard Munch lebte im Exzess. Die Berliner Autorin Tanja Langer hat sich auf die Spuren des Malers gemacht, der am 12. Dezember vor 150 Jahren geboren wurde.

„Der Maler Munch“ ist keine klassische Biografie, sondern erzählt entlang der Bilder des Norwegers, wie alles gewesen sein könnte. Keiner könnte geeigneter dafür sein als der skandalträchtige Maler. Radikal setzte er seelische Zustände in Bildsprache um: Sexualität, Eifersucht, Krankheit, Tod, Trennung.

Daraus entstand ein intensives, (aber unübersichtliches) Porträt eines Getriebenen, das sich auf viele Arten lesen lässt: als Annäherung an Munchs Werk – er nannte seine Bilder „Kinder“, hatte auf Reisen immer einen Koffer mit seinen Lieblingen dabei.

Langer beschreibt, wie Munch zu Farben und Formen kam, wie er weiter in der Abstraktion ging und wie ihm das Saufen dabei gleichermaßen nützte und schadete. Wie er mit sich selbst rang und immer wieder Vorläufer des „Schrei“ malte.

Ebenso liest sich das Buch als verstörende, jedoch nie indiskrete Krankenakte eines Getriebenen, der zum Alkoholiker wurde und der sich selbst in die Nervenheilanstalt einwies. Die Schwestern fühlten sich von dem verrückten, gut aussehenden Mann angezogen. Er zeigte ihnen seine „Madonna“, die aus der Heiligen eine Sexikone machte: Die Damen staunten, mochten das Bild.

Keine Bagatelle

Pathologisch auch sein Liebesleben. Seine ständigen Bordellbesuche (er feierte dort Weihnachten), die intensive Hassliebe zu Tulla Larsen: „Die Liebe ist keine Bagatelle“ heißt es da. Sie liebten, schlugen, betrogen einander. „Du bist der Vampir, der mich aussaugt. Du bist die Frau, die voll Zärtlichkeit meinen Nacken küsst. Du bist mein Tod.“

Tragischer Höhepunkt: Tulla verlässt ihn wegen eines anderen Künstlers. In einem Handgemenge schießt sie ihm den Mittelfinger ab. Oder war er es selbst? Immer wieder malt Munch die Eifersucht. Welche Farbe hat sie? Eindeutig: Grün.

Edvard Much, 1863 im norwegischen Løten geboren, starb 1944 in Oslo. Erstaunlich sind diese 80 Jahre in Anbetracht der Intensität, mit der sie gelebt wurden.

Munch hatte mit fünf Jahren seine Mutter verloren, litt unter seinem religiös-fanatischen Vater, seine Schwester Sophie starb an Schwindsucht, er erkrankte selbst an einer manisch-depressiven Störung. Von Kindheit an fühlte er sich von der Welt „da draußen“ verfolgt. Als seine Tante Karin ihm sagte „Kind, du darfst mir alles erzählen“, war sie bleich geworden, als er ihr sagte, was ihn wirklich beschäftigte: Abgründe. Ein atmosphärisch dichtes, faszinierendes Buch. Leider fehlt ein Glossar.

"Der Maler Munch"
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Info: Tanja Langer. "Der Maler Munch“. Langenmüller. 230 Seiten, 18,50 Euro.

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