Jetzt fehlt nur noch ein guter Regisseur

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Verdis "La traviata" mit einer überragenden Marlis Petersen und Rolando Villazón in der Staatsoper.

Wenn Menschen verzweifelt nach einer Karte suchen, das Schild „Ausverkauft“ über der Abendkasse hängt, dann, ja dann hat sich meist ein Superstar im Haus am Ring angesagt. Und tatsächlich: Rolando Villazón gehört zu jenen wenigen Sängern, die das Publikum mobilisieren und in kollektive Verzückung versetzen können.

Auch bei Giuseppe Verdis „La traviata“ (Reprisen am 12. und 15. März), wo Rolando Villazón einmal mehr beweisen kann, warum er so sehr geliebt wird. Denn bei Villazón gibt es keine halben Sachen. Der sympathische Tenor stürzt sich bei seinem Wiener Debüt in die Rolle des Alfredo förmlich hinein, liebt, schmachtet, leidet mit Ganzkörpereinsatz – da sind die Gefühle nicht gespielt, sondern tief, echt, wahrhaftig. Villazóns Alfredo berührt, begeistert, verführt, auch wenn der eine oder andere Ton (speziell in der Höhe) vielleicht nicht ganz gelingen will.

Grenzgänger

Bei Villazón ist das fast egal, denn einen lyrischeren, vokal schöneren, sinnlicheren, bis an seine Grenzen gehenden Alfredo wird man insgesamt kaum finden. Die Oper braucht einen so intensiven, aber auch gefährdeten Künstler wie Villazón einfach.

Und die Welt der Oper braucht auch eine Violetta vom Format einer Marlis Petersen. Die deutsche Sopranistin zählt schon seit geraumer Zeit zu den besten Singschauspielerinnen der Gegenwart. Sie hat etwa in Peter Konwitschnys Jahrhundert-„Traviata“-Inszenierung an der Grazer Oper als Violetta Maßstäbe gesetzt – und das gelingt ihr auch am Ring.

Petersen singt die Partie der Violetta einfach unfassbar gut, trifft jede Note perfekt, gestaltet in der unsäglichen Nicht-Inszenierung von Jean-François Sivadier das zutiefst eindrucksvolle Porträt einer liebenden und sterbenden Frau. Ein Ereignis.

Dagegen ist Fabio Capitanucci als Giorgio Germont nur eine (tadellos singende, jung besetzte) Randfigur, während Lena Belkina als Flora in jeder Hinsicht eine gute Figur abgibt. Das übrige Ensemble (u. a.: Donna Ellen, Alfred Sramek) fügt sich gut in das Liebesdrama ein.

Ein pure Freude ist aber der Dirigent: Paolo Carignani weiß um die Stärken (und mitunter auch Schwächen) der Sänger bestens Bescheid, trägt diese sprichwörtlich auf Händen, bringt Verdis Meisterwerk aber dennoch subtil zum Klingen. Das Orchester folgt dem Maestro dabei mit Verve. Jubel.

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