Eine Luxuskammer für die Kunst

Eine Luxuskammer für die Kunst
Das Großprojekt des Kunsthistorischen Museums Wien ist vollendet: In 20 Sälen erlebt man eine famose Präsentation, die auf Effekte verzichtet und faszinierende Objekte für sich sprechen lässt.

Und plötzlich war sie offen: Die schwere hölzerne Tür, die vom Eingangssaal des Kunsthistorischen Museums über ein paar Stufen zu erreichen ist, war in den elf Jahren, in denen sie für die Öffentlichkeit versperrt blieb, fast zur Pforte eines mythischen Heiligtums geworden. Was hatten die Direktoren des Hauses nicht alles über die famosen Schätze der Kunstkammer erzählt und über die aufwändige Neugestaltung der Museumsräume gesagt – galt es doch, von öffentlicher als auch von privater Seite Geld für das Projekt zu sichern.

Keine „Wunderwelt“

Was sich nun hinter der Pforte auftut, ist allerdings kein glitzerndes Abenteuerland und auch nicht der „Wunderraum der Phantasie“, als den noch der ehemalige Direktor Wilfried Seipel den riesigen Museumsteil bewarb. Statt dessen erlebt man eine extrem gut durchdachte Sammlungspräsentation, die keine Sekunde lang ihre Modernität verschweigt und die Abenteuerlichkeit den ausgestellten Objekten überlässt.
Gleich hinter der großen Holztüre, wo eine Drehtür den Weg in die merklich kühl temperierten Schauräume freigibt, wird die Dimension fassbar: Entlang der langen Raumflucht sind die Hauptwerke der jeweiligen Sammlungsteile, so genannte „Saalregenten“, aufgereiht, was Eiligen auch ein relativ schnelles Durchschreiten erlaubt.

Die neue Kunstkammer öffnet ihre Pforten

Eine Luxuskammer für die Kunst

Eröffnung der Kunstkammer im Kunsthistorischen Mus
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Eine Luxuskammer für die Kunst

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KHM-PRESSEFÜHRUNG: ERSTER KOMPLETT FERTIGGESTELLT
Eine Luxuskammer für die Kunst

KHM-PRESSEFÜHRUNG: ERSTER KOMPLETT FERTIGGESTELLT
Eine Luxuskammer für die Kunst

KHM-PRESSEFÜHRUNG: ERSTER KOMPLETT FERTIGGESTELLT
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KHM-PRESSEFÜHRUNG: ERSTER KOMPLETT FERTIGGESTELLT
Eine Luxuskammer für die Kunst

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Eine Luxuskammer für die Kunst

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KHM-PRESSEFÜHRUNG: ERSTER KOMPLETT FERTIGGESTELLT

Die gotische „Krumauer Madonna“ schlägt den ersten Ton der Ouvertüre an: Sie stammt aus einer Zeit, in der Fürsten neben sakralen Objekten immer öfter Kunst zur Repräsentation und zum ästhetischen Vergnügen sammelten. Dieses „ Prinzip des Sammelns“, das im 16. und 17. Jahrhundert seine Blüte erlebte, definiert für Sammlungsleiter Franz Kirchweger den Begriff „Kunstkammer“.

Eine Luxuskammer für die Kunst
Junges Paar Dichter seiner Muse ein Liebeslied vorsingend (früher: Bacchus und Ariadne) (873 KB) Tullio Lombardo, um 1505/10, Venedig Stein, Marmor, Spuren von Bemalung H. 56 cm, B. 71 cm, T. 20 cm © Wien, Kunsthistorisches Museum
Die Kunstkammer im KHM – die Bezeichnung wird dort erst seit 1991 wieder verwendet – führt in ihrer nunmehrigen Inkarnation nah an die Sammlerpersönlichkeiten heran: Toll gelungen ist etwa der abseits der Hauptachse gelegene Raum zum „Studiolo“ um 1500, in der die Renaissancefürstin Isabella d’Este Besucher aus einem Tizian-Porträt anblickt.

In den hier gezeigten Objekten ist schon der Hang zum Kuriosen zu erkennen, der bis heute faszinieren kann: Die Öllampe, die aus Abgüssen eines Adlerfußes und einer Seeschnecke zusammengesetzt ist, könnte auch dem Kopf eines Surrealisten im 20. Jahrhundert entsprungen sein. Einige Räume weiter, in einem Kabinett zu den „Exotica“ des Entdeckerzeitalters, wird diese Kombinationswut dann richtig aufblühen: Vom Nashornkelch mit Warzenschweinzahnaufsatz bis zur in Edelstein gefassten tierischen Magenablagerung (Bezoar) ist alles dabei.

Elegantes und Deftiges

Das KHM ist nicht der Versuchung erlegen, derlei Seltsamkeiten extra seltsam zu inszenieren: Statt dessen wurde der gesamten Präsentation ein optisch einheitliches System von Metallvitrinen übergestülpt. Rund drei Meter hoch und so grazil wie die Madonnenstatue am Eingang, passen sich die Gehäuse an die hohen Räume und Saaltüren im Museum an. Das Vitrinendach und die Beleuchtungsapparate stören so das Blickfeld nicht.

So sehr die Schaukästen auf den historischen Raum abgestimmt sind, so sehr verdeutlichen sie aber auch die Distanz zu ihm: Nie geht es um die „Rekonstruktion“ historischer Sammlungen, stets um einen modernen Blick darauf. Wie in einer minimalistischen Kunstinstallation schaffen die Vitrinen dabei auch unterschiedliche Atmosphären: Stehen sie bei den Wunderdingen des „Exotica“-Raums dicht gedrängt, sind sie im Saal zu Kaiser Rudolf II. wie ein Hofstaat um Adrriaen de Vries’ Herrscherbüste gruppiert.

Parallel zum Fokus auf die Habsburger setzt der Rundgang Themenschwerpunkte: Ist bei Rudolf II. viel wissenschaftliches Gerät zu sehen, so ist dessen Onkel, Ferdinand II. von Tirol, von kuriosen Tischfiguren mit teils deftigem Humor umgeben. Eine davon – ein Glockenturm, bei dem eine furzende Figur mit blankem Hintern aus einer Tür springt – erschließt sich allerdings nur über einen via Tablet-Computer abspielbaren Film. Es ist ein unaufdringliches Hilfsmittel, wie auch sonst nichts in der neuen Kunstkammer effekthascherisch ist: Gerade für das heimische Publikum ist es ein Ort zum Immer-wieder-Kommen.

„Historisch“ ist die Neueröffnung der Kunstkammer auch durch die vorangegangene Fundraising-Kampagne, die in der österreichischen Museumsgeschichte ihresgleichen sucht: Schon Wilfried Seipel, bis Ende 2008 Direktor des KHM, hatte für Sponsoren der Neuaufstellung geworben. Als Sabine Haag, zuvor Sammlungsleiterin der Kunstkammer, das Amt der Generaldirektorin übernahm, machte sie die Neueröffnung zum Kernziel.

Im März 2010 kam dann die Finanzierungszusage des Bundes: Das Kulturministerium würde 15,06 Mio. Euro der projektierten 18,5 Mio. € Kosten aufbringen. Um den restlichen Betrag – rund 3,5 Mio. Euro – zu lukrieren, zog das KHM alle Register, von Fundraising-Dinners für Sponsoren bis zu „Patenschaften“ für einzelne Objekte oder ganze Säle bis hin zu Fahrradhelmen, deren Verkaufserlös teilweise dem Projekt zufloss. Wie KHM-Geschäftsführer Paul Frey erklärt, wurde das Fundraising-Ziel erreicht, die Kosten seien im vorgesehenen Rahmen geblieben.

Die Saliera aus der zehnten Reihe zu betrachten, macht wenig Spaß. Aus diesem Grund wird die Besichtigung der Kunstkammer mittels Zeitfenstertickets geregelt, die verhindern sollen, dass zu viele Besucher gleichzeitig in die Sammlung strömen. Wer die Kunstkammer besichtigen will, muss sich also zusätzlich zur Eintrittskarte ein kostenloses Zeitfensterticket sichern. Dieses ist online oder an den neuen Kassen-Häuschen vor dem Museum erhältlich und für Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr in 20-Minuten-Intervallen verfügbar. Wie lang man dann in der Ausstellung bleibt, kann man selbst entscheiden. Zur Neueröffnung der Kunstkammer bietet das KHM auch ein umfangreiches museumspädagogisches Programm.

Überblicksführungen gibt es im März und April von Dienstag bis Sonntag um 11 und um 16 Uhr, donnerstags außerdem um 19 Uhr, und samstags und sonntags um 14 Uhr. Die Führungen dauern 60 Minuten, kosten € 3,– und starten im Vestibül. Darüber hinaus gibt es ein breites Angebot an anderen Veranstaltungen und Führungen (z.B. einen Zyklus von siebzehn verschiedenen Mittagskurzführungen, Spezialführungen zu bestimmten Themengebieten, sowie eine „Parship-Führung“, welche die Kunstkammer unter dem Aspekt der Gefühle erforscht. Weitere Infos finden sich auf der Museumshomepage. Wer die Kunstkammer lieber im eigenen Tempo, aber dennoch nicht ganz ohne Anleitung erkunden will, dem bietet der Audioguide (mit rund 250 Objektbeschreibungen in deutscher, englischer, französischer oder italienischer Sprache; in eingeschränktem Umfang auch auf Spanisch, Japanisch, Russisch und Korenisch) die Möglichkeit einer inhaltlichen Vertiefung.

Es wäre verfehlt, die nun im KHM gezeigten Schätze als direkten Nachlass einzelner Herrscher zu begreifen: Mehrfach wurden Sammlungen der Habsburger im Laufe der Geschichte zersplittert und umgruppiert. Doch wäre die Sammlung ohne Personen wie Kaiser Ferdinand I. (1503–1564) undenkbar: Er war es, der als erster der Aufbewahrung seiner Preziosensammlung eigene Räumlichkeiten in Wien widmete und so den Grundstein der habsburgischen Kunstkammer legte.

Nach dem Tod des Kaisers erbte dessen Sohn Erzherzog Ferdinand II. von Tirol (1529–1595) einen Teil seiner Kleinodien; er baute die Sammlung auf Schloss Ambras in Innsbruck zu einer weithin gerühmten „Kunst- und Wunderkammer“ aus.

Sammlerkaiser

Ein anderer Sammlungsteil wurde an Maximilian II. (1527–1564) und später an dessen Sohn Rudolf II. (1552–1612) weitervererbt, der die Schätze an seinen Hof nach Prag mitnahm. Rudolf beschäftigte eine Vielzahl von Künstlern und Kunsthandwerkern, die den Reichtum seiner Sammlung schier unermesslich werden ließen.

Um 100.000 Reichstaler kaufte Rudolf II. auch die Schätze der Ambraser Kunstsammlung von den Erben seines Onkels Ferdinand II. – er beließ diese aber in Tirol.

Die Prager Bestände wurden nach Rudolfs Tod 1612 zu einem großen Teil wieder nach Wien verbracht – damit wurden sie vor einer Plünderung zur Zeit des 30-jährigen Krieges bewahrt.

Als im 17. Jahrhundert auch noch die in Brüssel angelegte Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm (1614–1662) nach Wien transportiert wurde, war der Kunstbesitz der Habsburger noch stärker in der Hauptstadt konzentriert: Auf Leopold Wilhelm gehen ein Großteil der Bestände der KHM-Gemäldegalerie, aber auch viele Objekte der Kunstkammer zurück.

Bis zuletzt nutzten Habsburger ihre Schätze zur Repräsentation. Ordnungsbestrebungen des 19. und 20. Jahrhunderts trugen dazu bei, dass einst zusammengehörige „Kunstkammer“-Objekte heute auch im Naturhistorischen Museum und den Schatzkammern der Hofburg zu sehen sind.

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