Kunsthistorisches Museum: Eike Schmidt neuer Chef

Eike Schmidt vor der Botticelli-Venus in den Uffizien
Folgt 2019 auf Sabine Haag

Der Kunsthistoriker Eike Schmidt wird, wie der KURIER berichtete, ab "der zweiten Hälfte des Jahres" 2019 das Kunsthistorische Museum leiten. Dies gab Kulturminister Thomas Drozda am Freitag bekannt. Schmidt zeigte sich "überwältigt, dankbar und bewegt. Das KHM ist eines der ganz, ganz großen Museen der Welt und verdient es, so wahrgenommen zu werden."

Drozda betonte, dass Schmidt das Museum ins 21. Jahrhundert bringen solle. Das KHM steht" heute gut da, das ist das Verdienst von Sabine Haag und ihres Teams", sagte Drozda. "Sie hat das Haus sehr seriös geführt und wird 2019 ein konsolidiertes Museum übergeben."

Schmidt werde nicht mit 1. Jänner 2019 starten können, da er einen aufrechten Vertrag hat. Drozda will ein "Übergangsszenario" mit der derzeitigen Direktorin Sabine Haag besprechen. Die Kür war "keine Entscheidung gegen Sabine Haag, sondern für Eike Schmidt".

Pläne

Schmidt geht es um die weltweite Positionierung des Hauses und auch um das Erschließen neuer Besuchergruppen für das KHM. "Ein Museum kann nicht leben ohne eine feste lokale Verwurzelung und Identität", sagt Schmidt. Blockbusterausstellungen haben in den 70er Jahren "die Menschen wieder in die Museen gebracht. Sie haben aber auch den Nachteil, viel weniger experimentell sein zu können. Es ist sehr wichtig, nicht immer nur die gleichen Namen zu haben." Es sei "viel interessanter", wenn Ausstellungen auf Grund ihres innovativen Konzeptes die Menschen ansprechen und zu Publikumsmagneten werden.

Schmidt wolle zeitgenössische Kunst nützen, um "Zugang zur Kunst der Vergangenheit und neue Sichtwiesen zu ermöglichen". Dies sei "sehr wichtig". Er freue sich auf die Koopertaion mit den anderen Bundesmuseen.

Lebenslauf

Eike Schmidt studierte Moderne und Mittelalterliche Kunst an der Universität Heidelberg. In den 90er-Jahren lebte und arbeitete er mehrere Jahre als Stipendiat in Florenz und Bologna.

1994 wurde der Kunsthistoriker in Heidelberg mit einer Arbeit über die Ebenholzskulpturen der Medici promoviert. Danach arbeitete er bis 2001 am Deutschen Kunsthistorischen Institut in Florenz. Er erhielt 1997 den Nicoletta Quinto-Nachwuchspreis der Galileo-Galilei-Stiftung und ging 2001 als Kurator an die National Gallery of Art in Washington, D.C..

2006 (bis 2008) wechselte Schmidt an das Getty Museum in Los Angeles und arbeitete ein Jahr als Direktor für europäische Plastik im Auktionshaus Sotheby's in London. Er leitete ab 2009 im Minneapolis Institute of Arts die Skulpturenabteilung und kuratierte in dieser Zeit im Palazzo Pitti eine Ausstellung barocker Elfenbeinkunst.

Im Zuge einer großen Neubesetzungswelle in den italienischen Kulturinstitutionen wurde Schmidt im September 2015 zum Leiter der Uffizien ernannt – als erster Nicht-Italiener seit der Gründung des Museums im 16. Jahrhundert. Er dürfte mit hohen Ansprüchen nach Wien blicken: Die Kuratoren in den Uffizien bezeichnete Schmidt als die "weltbesten Spezialisten ihres Feldes".

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