Kunstgriff: Matt ist untragbar

Kunstgriff: Matt ist untragbar
Die Kunsthalle Wien soll wieder mit der Kunst in der Zeitung stehen.

Die Kunsthalle Wien soll wieder mit der Kunst, nicht mit Skandalen in der Zeitung stehen – das wünscht sich die rot-grüne Wiener Regierung.

Doch die Institution legt einen seltsamen Saisonstart hin: Die erste große Ausstellung von Urs Fischer wurde von Noch-Direktor Gerald Matt mitkuratiert. Der Obmann jenes Vereins, der Matts umstrittene Verwendung von Kunsthallen-Ressourcen stets gedeckt hat, ist der Eröffnungsredner – obwohl er seit der formellen Gründung der Kunsthallen-GmbH zu Wochenbeginn eigentlich nichts mehr zu reden haben sollte, Übergabefrist hin oder her.

Die Publikation zur Ausstellung wird zudem nicht wie sonst üblich von der Kunsthalle, sondern vom Künstler Urs Fischer selbst gezahlt und unter seiner Führung produziert. Das erleichtert dem Direktor, trotz seines Zwangsurlaubs einen Beitrag für den Katalog zu verfassen – nach Darstellung der Kunsthalle und Fischers Galerie arbeitet er an einem „Künstlerbuch“, keinem Ausstellungskatalog mit. Doch die schiefe Optik bleibt – denn Publikationen sind wie Qualitätssiegel, die unabhängige Institutionen verleihen, und sollten nicht käuflich sein.

Matt installierte sich zudem selbst als Kurator der zwei wichtigsten Ausstellungen, die 2012 in der Kunsthalle geplant sind – ohne Plan B. Eine bereits lange vorbereitete Ausstellung einer Mitarbeiterin ließ Matt indes „aus finanziellen Gründen“ streichen, die Finanznot u. a. mit den Errichtungskosten der neuen GmbH begründen. Den von ihm massiv hochgespielten Sponsorgeld-Entgang durch die Ursula-Blickle-Stiftung verantwortete Matt als Vorstandsmitglied dieser Stiftung selbst mit.

Gerald Matt hält sich also offenbar für unverzichtbar und ist bereit, seine Institution in den Abgrund zu reißen, falls diese anderer Meinung ist. Eine neu organisierte Kunsthalle muss das „System Matt“ daher voll und ganz abstreifen – egal, welche Prüf- und Ermittlungsergebnisse nun noch ans Licht kommen.

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