Kunst um 100 bis 100.000 Euro

Kunst um 100 bis 100.000 Euro
Die Verkaufsausstellung "METAmART" schließt die Tradition früherer Künstlervereinigungs-Salons mit der Welt junger Künstler von heute kurz.

Was interessiert Sie beim Betrachten eines Kunstwerks zuerst: a) der Name, b) der Rahmen, c) die Technik, d) der Preis, e) die Idee?"
Heike Schäfer hat dieses Quiz unterhalb eines Gemäldes platziert, auf dem die imitierte Signatur von Arnulf Rainer prangt. Um 600 Euro ist das Bild bis Sonntag im "METAmART" im Wiener Künstlerhaus zu haben - einer lebendigen, ausufernden Verkaufsausstellung, die die Tradition früherer Künstlervereinigungs-Salons mit der prekären Welt junger Künstlerinnen und Künstler von heute kurzschließt.
Auch wenn über Renommee und Glamour häufiger gesprochen wird, ist es doch auch das Geld, das die Kunstwelt am Laufen hält - nicht zuletzt bei Events wie der derzeit stattfindenden "Vienna Art Week", die das Ziel verfolgt Wien als Kunststandort zu stärken. Für Martin Böhm, Mitinitiator und als Chef des Wiener Dorotheums Hauptsponsor der Kunstwoche, gehe es dabei in wirtschaftlicher Hinsicht aber primär um Umwegrentabilität, eine strenge Evaluation der " Art Week" gebe es nicht: "Mit Bleistift und Taschenrechner tue ich mir hier echt schwer." Die Herbstauktionen zeitgenössischer Kunst seines Hauses, die traditionell nach der Art Week stattfinden (heuer: 24.11.), brächten keinen signifikant höheren Umsatz als jene im Mai, sagt Böhm.

Feiern

Dass die Mobilisierung durch Events wichtiger geworden ist, bezweifelt in der Branche aber kaum jemand. "Der neugierige Sammler muss immer wieder mit dieser Bestätigungsatmosphäre umgeben werden, damit er das Gefühl hat, er macht das Richtige", sagt Ernst Hilger, der seit 40 Jahren als Galerist in Wien tätig ist.
Insgesamt 25 Galerien haben daher heuer ihr "Vienna Gallery Weekend" an das Ende der " Art Week" platziert: Von Freitag bis Sonntag stehen die Kunsträume offen.
Der auf den Aufbau junger Künstler spezialisierte Wiener Galerist Karol Winiarczyk geht davon aus, dass das
Galeriewochenende eher österreichische Sammler auf die Beine bringt, während die " Art Week"-Events stärker internationale Gäste einbinden. Die Kombination der beiden Ereignisse sei "ideal für alle Beteiligten", sagt Winiarczyk, der von guten Verkäufen und Kontakten in der " Art Week" 2010 berichtet.
Ein "Wiener Galeriensterben" bemerkt Winiarczyk derzeit nicht, obwohl er mit seiner Galerie selbst bereits totgesagt wurde - tatsächlich stand nur eine Umbenennung und eine Ausstellungspause dahinter. Dennoch haben junge Galeristinnen und Galeristen wie Dana Charkasi und Helmut Hartmann unlängst ihren Betrieb eingestellt, die Galerie Grita Insam beendet am kommenden Samstag ihre langjährige Tätigkeit. Andere Künstler sinnen inzwischen über alternative Methoden des Geldverdienens nach.

Schnorren

Im Künstlerhaus, wo nach der "METAmART"-Verkaufsausstellung nächste Woche noch eine Schau zum Thema "Kunst und Kapital" eröffnet, sind schon einige Ansätze zu sehen: Damian Stewart etwa bietet hier um 100.000 Euro alle seine Ideen und Dienste für die Dauer eines Jahres an. Und Christoph Theiler verschickte dieselben Bettelbriefe, die Mozart einst schrieb, an heutige "Mäzene" und stellt deren Antworten aus. "Leider können wir ihnen aber auch nicht helfen", schrieb einer zurück. Er hieß Richard Lugner.

Events: Gallery Weekend & "METAmART"

Galerien: 25 Galerien laden am Freitag (10-21 Uhr), Samstag und Sonntag (10-19 Uhr) in ihre Ausstellungen. Im Dorotheum diskutieren Fachleute am Freitag, zur Frage "Ist Kunstsammler eine Karriere mit Zukunft?" (17 Uhr) und die "Galerienszene Wien im internationalen Vergleich" (18.30 Uhr) .

Künstlerhaus: Der "METAmART" bietet bis Sonntag, 20. 11., einen alternativen Kunst-Marktplatz mit Kunstwerken zum Preis von 100 € und weniger. Am 24. 11. kommt ein Ausstellungsparcours zum Thema "Kunst & Kapital" hinzu (Laufzeit: Bis 19. 2. 2012).

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