Andy Warhol hätte wohl seine helle Freude gehabt. Was der Pop-Art-Künstler vor 50 Jahren angestoßen hat, findet derzeit unter umgekehrten Vorzeichen seine aufsehenerregende Fortsetzung.
Eroberten 1962 die Suppendosen von Campbell die Galerien, finden bei der Initiative "Art Everywhere" Kunstwerke, die sonst nur in Museen zu sehen sind, den Weg in die Konsumgesellschaft. Wo vorher Werbung für Suppenwürfel gemacht wurde, werden ab Montag insgesamt 57 verschiedene Gemälde auf über 22.000 Werbetafeln zu sehen sein. Dazu kommen etwa 2.000 Busse und rund 1.000 Taxis, auf denen die Kunstwerke quer durch London transportiert werden – und ganz England so für zwei Wochen zur größten Galerie der Welt machen.
Kunst neu entdecken
Erdacht wurde das einzigartige Projekt von Richard Reed, der mit "Art Everywhere" vor allem Kindern einen neuen Zugang zur Kunst ermöglichen will. "Kunst in neuem Kontext wie diesem zu sehen, ist aufregend und überraschend", sagte Reed gegenüber dem britischen Independent. "Wir wollten die Straßen Englands mit der besten Kunst, die dieses Land jemals hervorgebracht hat, fluten."
Finanziert wurde "Art Everywhere" durch ein Crowd-Funding-Modell. Mit nur drei Pfund konnten Interessierte in den vergangenen Monaten ein kleines Dankeschön erwerben. Für eine Spende von 450 Pfund erhielt man einen Poster-Druck eines der ausgestellten Gemälde. Darüber hinaus wurde das ehrgeizige Projekt von der renommierten Tate Gallery, dem Art-Funds (eine private Charity-Organisation in England), der Werbe-Industrie und zahlreichen Medien unterstützt.
Die "Campbell's Soup Cans" von Andy Warhol sucht man übrigens vergebens. Zu sehen sind ausschließlich Werke englischer Künstler - von John William Waterhouse bis Francis Bacon oder Lucian Freud.
In einem eigenen Voting konnten die Engländer auch ihre zehn Lieblingsgemälde wählen:
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