Kunst mittels Zerstörung

Kunst mittels Zerstörung
Der portugiesische Street Art-Künstler Alexandre Farto alias VHILS kratzt und sprengt beeindruckende Porträts in die Häuserfassaden und Mauern der Weltmetropolen.

Der portugiesische Künstler Alexandre Farto zerstört um zu erschaffen. Er arbeitet mit Stemmeisen, Meißelhammer und Sprengstoff. Häuserfassaden und Mauern sind seine Leinwand, auf der er beeindruckende Porträts gestaltet. "Scratching the Surface" nannte er diese Serie, die ihn durch die Metropolen der Welt führte - von Shanghai über Moskau nach Los Angeles. Überall zieren Bilder von ihm die ein oder andere Straßenecke. "Ich zerstöre um etwas zu kreieren", sagt er in einem Interview. Seine künstlerische Tätigkeit begann wie bei vielen Street Art-Künstlern mit Graffiti.

Ende der 1990er-Jahre begann der 1987 geborene Farto seine Karriere. Illegal mit dem Sprühen von einfachen Tags. VHILS nannte er sich damals. "Graffiti war für mich eine Sprache, ein Weg mich zu äußern und gab mir die Chance, meine Sicht auf die städtische Umwelt darzustellen." Einige Jahre besprühte VHILS die Wände und Züge Portugals, bis es ihm nicht mehr reichte. In einem Interview mit der Zeit beschrieb er seine Entwicklung so: "Graffitis forderten mich nicht mehr ausreichend heraus. Sie kommunizieren in erster Linie untereinander und erschließen sich nicht einfach. Im Schablonieren habe ich einen Weg gefunden, mehr Menschen zu erreichen. Als ich mit dieser Technik vertraut war, habe ich mit dem Schnitzen begonnen. Der nächste Schritt war das Sprengen."

"Ich zerstöre, um etwas zu kreieren. Ich arbeite mit dem Kreislauf aus Zerstörung und Schöpfung."

Während andere Street Art-Künstler meistens auf relativ leicht entfernbare Farbe setzen, zerstört Farto seine "Leinwand" - erschwert die oft gewünschte Wiederherstellung. Deshalb beschränkt er seine Kunst mittlerweile auch auf Auftragsarbeiten oder nutzt Abbruchhäuser, auch wenn die Lebensdauer des Werkes dann sehr kurz ist. Er reizt die Grenze zum Vandalismus noch mehr aus, als es herkömmliche Street Art-Künstler machen. Genau mit diesem Konzept des Vandalismus spielt er, er zerstört um zu kreieren. Die meisten seiner Werke zeigen Porträts - teils bekannte, meistens unbekannte Konterfeis. Neben Hermann Hesse in Moskau und Angelika Merkel in Berlin (siehe Bilder), präsentiert er "Fremde, Alltagshelden, die in der Stadt leben." Farto gefällt es, wie Städte ihre Bewohner prägen und umgekehrt die Bewohner ihre Stadt. "Daher ritze ich diese Menschen in die Stadt ein."

Die Bilder von Alexandre Farto haben mittlerweile Fans in der ganzen Welt - einer davon ist Steven Spielberg. Für die von ihm produzierte Serie "Falling Skies" durfte Farto eine Spot drehen, indem er Serienfiguren durch eine Sprengung erschienen lies (siehe Videos). Um diesen Effekt zu erhalten meißelt Farto zuerst die Zeichnung in die Wand, bringt anschließend Sprengstoff auf die entsprechenden Flächen auf und verputzt das Ganze wieder. Durch die Sprengung erscheint das finale Bild. Gerade dieser kurze Augenblick macht für ihn die Faszination seiner Arbeit aus. Deshalb sieht er auch das verschwinden seiner Werke äußerst pragmatisch: "Du weißt immer, dass das, was du produzierst, morgen schon wieder verschwunden sein kann. Aber das gehört zur Stadt."

 

Die Auftragsarbeit zu Steven Spielberg-Serie "Falling Skies"

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