Künstlerin Sturtevant (84) gestorben

Sturtevant, Dillinger Running Series, 2010
Die Schirmherrin der "Appropriation Art" starb in Paris. Sie war mit Nachschöpfungen von Warhol-Bildern bekannt geworden.

Zwei Tage nach Maria Lassnig starb jene Künstlerin, die zwei Jahre vor ihr den Goldenen Löwen der Biennale Venedig für ihr Lebenswerk erhalten hatte: Elaine Sturtevant, die sich nur "Sturtevant" nannte, war 84 Jahre alt. Die US-Amerikanerin, 1930 in Ohio geboren, lebte in Paris.

Bekannt wurde Sturtevant in den 1960er Jahren mit Bildern, die sie - meist aus dem Gedächtnis - nach ikonischen Kunstwerken ihrer Zeit, etwa von Andy Warhol und Roy Lichtenstein, anfertigte. Mit dieser Aneignung ("Appropriation") stellte sie die Originalität und den Schaffensprozess der (meist männlichen) Kunst-Stars zur Diskussion. Die "Wiederholung" war bei ihr als eigenständiger künstlerischen Akt zu begreifen, der nicht das optische Resultat, sondern den Prozess, den "Sprung von der Idee zum Bild" in den Fokus des Interesses rücket.

Ab den Jahr 2000 hatte Sturtevant den Prozess der handwerklichen Nach-Schöpfung weitgehend ausgereizt und wandte sich bewegten Bildern zu - in der "Dillinger Running Series", die 2010 in Salzburg zu sehen war, schritt sie etwa mit Hut und langem Mantel durchs Bild und "kopierte" damit sowohl den ikonisch gewordenen US-Gangster John Dillinger als auch den deutschen Überkünstler Joseph Beuys.

Derzeit zeigt die Julia Stoschek Collection in Düsseldorf noch bis 10. August eine Werkschau der einflussreichen Künstlerin.

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