"Kuckucksnest" in Stockerau

"Einer flog über das Kuckucksnest": Klinischer Raum, subtiler Sadismus:

Als der kleinkriminelle Glücksspieler McMurphy sich lieber in eine psychiatrische Anstalt einweisen lässt, als im Gefängnis seine Reststrafe abzusitzen, ahnt er nicht, was ihm bevorsteht. Ein Machtkampf bahnt sich an … Schon über ein Jahrzehnt vor Milos Formans Verfilmung von 1975 wurde Ken Keseys Roman "Einer flog über das Kuckucksnest" von Dale Wasserman für die Bühne bearbeitet. Zu dieser Dramatisierung lädt Zeno Stanek (Intendanz und Regie) heuer nach Stockerau.

Auf dem Kirchplatz steht ein hoher Drahtkäfig, rundum alles in klinischem Weiß verhängt. Durch die Offenheit des Raums kommt die klaustrophobische Atmosphäre erst allmählich durch die Interaktion der Insassen auf.

Beklemmend

Da kann Stanek aus dem Vollen schöpfen: Konstantin Gerlach berührt als Stotterer Billy. Simon Jaritz lässt Mr. Harding mit dandyhaftem Posieren seine Beziehungsstörungen übertünchen. Den Bombenbauer Scanlon entlarvt Karl Ferdinand Kratzl als harmlosen Skurrilo. Christian Strasser führt beklemmend die automatisierten Bewegungsabläufe des ruhiggestellten Ruckly vor.

Stark: Als hünenhafter Halbindianer Crombden, der an Kommerzialisierung und Werteverfall gemütskrank geworden ist, streicht Horst Heiss wie ein Zootier die Gitter entlang. In dieses geschlossene System kommt McMurphy – Klaus Huhle erinnert ein wenig an Klaus Kinski, allerdings ohne dem rollenadäquaten Machogehabe den nötigen gefährlichen Charme zu unterlegen.

Seine Gegenspielerin Miss Ratched spielt die Psycho-Schmähs, mit denen sie ihre Patienten manipuliert, mit subtilem Sadismus durch. Ein Atout des Abends: die atmosphärisch dichte Musik von Karl Ritter.

KURIER-Wertung:

von Barbara Pálffy

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