Kritiker-Doyen Karl Löbl ist tot
Der Musik-, Theater- und Kulturkritiker Karl Löbl ist gestorben. Das meldete der Standard am Dienstagabend in seiner Online-Ausgabe. Der Doyen der österreichischen Musikkritik erlag demnach im Alter von 83 Jahren einem Krebsleiden.
Kritiker-Legende
Sein Urteil wurde oft noch mit rauschendem Applaus im Rücken gefällt und hatte mehr als 60 Jahre Gewicht: Karl Löbl, Doyen der österreichischen Musikkritik, prägte nicht nur unmittelbar "Nach der Premiere" das Stilempfinden einer ganzen Generation von Klassikkonsumenten. Von der noch britischen Nachkriegspresse über die Chefredaktion beim KURIER bis zum ORF-Kulturchef machte er in der heimischen Kultur- und Medienlandschaft an vielen ihrer markantesten Punkte Station.
Zeitung, Funk und Fernsehen
Aus dem "Bild-Telegrafen" wurde der "Express", wo Löbl ebenfalls unter Gerd Bacher, ebenfalls als Kulturchef, später auch als Chefredakteur tätig war. Die 70er Jahre verbrachte Löbl beim KURIER, zunächst als Kulturchef, von 75 bis 78 als Chefredakteur, dann wieder als Kulturchef. 1980 holte ihn Gerd Bacher 50-jährig als Leiter der Kulturabteilung zum ORF. In Funk und Fernsehen war Löbl freilich bereits vorher einem breiten Publikum bekannt: Ab 1968 gestaltete er die fast 30 Jahre laufende Radiosendung "Lieben Sie Klassik?", von 1995 bis 2003 den "Klassik-Treffpunkt", ebenfalls auf Ö1. Von seinen TV-Kommentaren "Nach der Premiere" kannte das Publikum den schnellen, stets präzise formulierenden Kritiker direkt aus dem Schlussapplaus.
Die humorvolle Seite Karl Löbls: Ausschnitt aus der Sendung "Hoppala"
Nach dem Ende seiner ORF-Zeit wechselte Löbl allerdings vom Schlussapplaus zur Matinee und gestaltete von 2004 bis 2006 "Vor der Premiere", bis Wolfgang Fellner ihn 2006 für seine damals neue Tageszeitung als externen Musikkritiker verpflichtete. Und so war Karl Löbl, der auch die Bücher "Das Wunder Karajan" sowie das Lexikon "Opern auf Schallplatten" veröffentlichte, auch bis ins hohe Alter stets in den Opernhäusern und Konzertsälen Wiens und mit strengen Fragen bei Pressekonferenzen anzutreffen. Er genieße die Kultur mehr, wenn er darüber schreiben dürfe, gab er gegenüber der APA zu.
Noch im Jahr 2013 veröffentlichte Löbl, bereits von seiner Krankheit beeinträchtigt, das Buch "Nach den Premieren" mit Einblicken in seine Berichterstattung über die Wiener Staatsoper und seine Autobiografie "Der Balkonlöwe" (beide im Verlag Seifert).
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